PFULLINGEN. Neugierige Blicke und viele Komplimente ernteten die vielen Laiendarsteller des Talentcampus-Kurses der VHS Pfullingen auf dem täglichen Weg zum Filmset. Kein Wunder: Die Urschel und ihre drei Nachtfräulein bekommt man in Pfullingen heutzutage eigentlich nicht mehr zu Gesicht. Das änderte sich während der zu Ende gegangenen Dreharbeiten in den Pfingstferien.
Mit Begeisterung erweckten die 22 Kinder und Jugendlichen gleich zwei Pfullinger Sagen zum Leben. Nicht jeder stand dabei mit einer Rolle vor der Kamera. Auch die Tontechnik und die Werbung lagen in den kompetenten Händen der jungen Teilnehmenden. Angeleitet wurden sie dabei von Esther-Annie und Philipp Dietz sowie Hellen Ghirmai. Das Dreierteam hatte sich schon im Vorfeld um die Kostüme und das Drehbuch gekümmert und führte auch Regie bei diesem besonderen Projekt.
»Ich bin danach total platt«, stellten fast alle Darstellerinnen und Darsteller schon nach den ersten Tagen erstaunt fest. Dass das Stehen vor der Kamera so anstrengend sein würde, hatte kaum jemand erwartet. Aber eigentlich ist es kein Wunder: Die Jugendlichen zwischen 9 und 14 Jahren mussten oft über mehrere Stunden hinweg hoch konzentriert ihren Text und die dazu passenden Bewegungen präsentieren – und das Ganze in ungewohnter Kleidung und im blendenden Licht der Scheinwerfer. »Wie konnten die denn früher damit laufen?«, stöhnten da etwa die Mädchen in den bodenlangen Röcken auf dem Weg zum Pfullinger Schlössle.
In den Socken Entenfüße
Dort in der Rempenstube befand sich die Filmstube des sagenhaften Wielwebers und seiner Familie. Er soll die Nachtfräulein betrogen haben, indem er seine Uhr verstellte. Damit spannen die guten Feen eine ganze Stunde länger für ihn. Natürlich kam ihm die Urschel auf die Schliche und er musste von da an auf die Hilfe vom Berg verzichten. In das Filmskript war auch die Geschichte der Entenfüße der Nachtfräulein eingewebt. Jugendliche aus Pfullingen sollen sich über die unförmigen Füße der schönen Frauen gewundert haben. Mit einem Eimer Sand, den sie auf dem Weg verteilten, fanden sie heraus, dass sich in den roten Socken der Feen große Entenfüße verbargen. Seit damals ganz Pfullingen über die armen Nachtfräulein lachte, sollen die Urschel und ihre drei Helferinnen nie wieder gesehen worden sein.
Zu den altertümlichen Geschichten gehörten natürlich altertümliche Kostüme, die speziell für den Film genäht worden waren. Damit konnten sich die Kinder gut in ihre Rollen einfinden und stellten schnell eine Unmenge Fragen zum Mittelalter und den damaligen Lebensumständen. Für Empörung sorgte vor allem die Stellung der Frau und der Kinder in der Familie. Dass viele Kinder nicht zur Schule gehen konnten, weil sie zu Hause arbeiten mussten, war ständiges Gesprächsthema. Für den Film hatten einige Teilnehmerinnen eigens das Spinnen mit der Handspindel erlernt.
Parallel dazu wurde in den Räumen der VHS gemalt, getippt und ein mittelalterlicher Tanz eingeübt. Außerdem gab es mit allen Teilnehmenden Interviews zu ihren Eindrücken vor und hinter der Kamera. Dabei immer im Blick: der »Sommertag« am 24. Juni in der Neuen Mitte, denn dort soll der Film erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden. Alexander Tomisch, kommissarischer VHS-Leiter und Initiator des Projekts, hat dafür schon das Untergeschoss der Stadtbücherei für die drei Vorstellungen um 12, 13.45 und 16 Uhr reserviert. Die Kinder planen darüber hinaus, kostenlose DVDs mit einem Spendenaufruf für einen guten Zweck zu verknüpfen. (eg)