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Aktuell Kriegsende

Schnell das Pfullinger Proviantlager geleert

Lebensmittel bleiben auch nach dem 8. Mai 1945 knapp, weshalb es bald Zuteilung auf Karten gab

In den Pfullinger Hallen war ein großes Proviantlager der Wehrmacht untergebracht. Noch bevor die französischen Truppen Ende Apr
In den Pfullinger Hallen war ein großes Proviantlager der Wehrmacht untergebracht. Noch bevor die französischen Truppen Ende April 1945 die Stadt besetzten, sicherten sich Pfullinger Bürger die Vorräte. FOTO: SAUTTER
In den Pfullinger Hallen war ein großes Proviantlager der Wehrmacht untergebracht. Noch bevor die französischen Truppen Ende April 1945 die Stadt besetzten, sicherten sich Pfullinger Bürger die Vorräte. FOTO: SAUTTER

PFULLINGEN. Nach der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 war der Zweite Weltkrieg beendet. Viele Menschen waren froh darüber. Doch die Not in der Bevölkerung blieb.

Gerhard Junger berichtet in seinem Buch »Schicksale 1945«, was die Menschen in Pfullingen beschäftigte. Im Vordergrund standen ab Mai 1945 Wohnungsfragen, Arbeitseinsätze sowie die Fürsorge und Ernährung der Einwohner. Getreidevorräte waren noch vorhanden, sodass die Versorgung mit Mehl und Brot bis zur neuen Ernte gesichert war. Die Versorgung mit Fett blieb weiterhin knapp, und auch sonstige Lebensmittel waren kaum zu bekommen. Der Nachschub hing stark von der überörtlichen Verkehrslage ab.

In den Pfullinger Hallen hatte die Wehrmacht ein großes Proviantlager angelegt. Da es – ebenso wie das Reutlinger Proviantamt – vor dem Ende des Krieges nicht mehr aufgelöst oder an verantwortliche deutsche zivile Verwaltungsstellen übergeben werden konnte, rückten kurz vor dem Einmarsch der Franzosen Pfullinger Bürger mit Handkarren und Wagen an, um sich noch etwas von den dort lagernden Kostbarkeiten zu sichern.

Rheinischer Wein fand Abnehmer

Dabei handelte es sich in der Hauptsache um Konserven und Trockengemüse, schreibt Gerhard Junger in seinem Buch. Doch auch Kisten mit Autobrillen wurden mitgenommen. Der Wein einer rheinländischen Firma, der im Gasthaus »Kleinbeck« lagerte, wurde noch vor dem Einmarsch verkauft. Pfullinger Fuhrleute fuhren noch am 19. April zum Heeresverpflegungsamt nach Reutlingen, um dort Hafer und Zucker abzuholen.

Die folgenden Jahre waren geprägt von Zwangsabgaben (Lieferbefehle), Schulspeisungen, Kinderverschickung, Ährenlesen, Schmuggel zwischen den Besatzungszonen, Naturalientausch, Wohnraumbewirtschaftung, staatlicher Zuteilung von Lebensmittelkarten, Bezugsscheinen und Behelfsgeld bis zur Währungsreform am 21. Juni 1948. Darüber berichtet Helmut Bader in der Broschüre »Pfullinger Zeitzeugnisse aus dem Zweiten Weltkrieg und den Nachkriegsjahren«, die 2008 erschienen ist.

Erst mit der Zuteilung für das III. und IV. Quartal 1950 endete die staatliche Bewirtschaftung mittels Lebensmittelkarten. (fm/ps)

SCHAUPLÄTZE

Markante Ereignisse und Schauplätze in Zusammenhang mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Pfullingen stellt der GEA in einer kleinen Serie in lockerer Folge vor. Sie basiert auf den Aufzeichnungen von Pfullinger Historikern, die Waltraud Pustal, Vorsitzende des Pfullinger Geschichtsvereins, zusammengestellt hat. (ps)