PFULLINGEN. Es ist das erste Projekt des städtischen Eigenbetriebs »Wohnbau Pfullingen« und gleich ein richtig großes. 40 Wohnungen und ein dreigruppiger Kindergarten sollen am Standort Große Heerstraße 80 entstehen. Mit dem rund 17,5 Millionen Euro teuren Projekt - 4,45 Millionen entfallen auf den Kindergarten - will die Stadt bezahlbaren Wohnraum schaffen. Im Bauausschuss des Gemeinderats am Dienstagabend gaben Vertreter der Arbeitsgemeinschaft »walk architekten und bogevischs buero« einen Zwischenbericht zum Stand des Vorhabens.
Einfach, simpel, auf niedrige Kosten getrimmt: So präsentierte Rainer Hoffmann von bogevischs buero das Vorhaben. Der Gebäudekomplex umfasst vier Häuser, die mit offenen Gängen verbunden sind. Der drei bis fünf Stockwerke hohe Komplex wird über zwei integrierte Treppen und Laubengänge im Innern erschlossen. Die Balkone gehen in den Innenhof zwischen den Gebäuden. Insgesamt soll bei der Erschließung die Anonymität der üblichen Mietshäuser aufgebrochen und Begegnungsfläche geschaffen werden. Aus demselben Grund präferieren die Planer auch auf dem 3. Stock des südlichen Gebäudes eine gemeinsame Dachterrasse. Möglich sei aber auch, dort eine Photovoltaikanlage zu installieren. Die Grundfläche des Innenhofs kommt dem Kindergarten zugute, der im Erdgeschoss des westlichen Gebäudeteils untergebracht werden soll.
Holzkonstruktion ohne Kellergeschoss
Aufgrund der Hochwassergefährdung im Gebiet Entensee und der geologischen Situation - dort wurde einst reichlich Erde angefüllt - verzichten die Planer auf eine Unterkellerung, das Gebäude wird auf einer Platte gegründet. Die Rohfußboden liegt dann etwa auf dem Niveau eines 100-jährigen Hochwassers in diesem Gebiet.
Warum bei der Aktualisierung der Hochwassergefahrenkarte in Pfullingen das Niveau in diesem Bereich um zehn Zentimeter abgesenkt worden sei, wollte Uwe Wohlfahrt wissen. Erklären konnte das dem FWV-Rat niemand schlüssig. Doch Planer und Verwaltung wollen deshalb unter anderem mit dem Geologen nochmal Rücksprache halten. Wobei Hoffmann deutlich machte, dass die Architekten nicht damit rechnen, dass sich dort das Wasser hoch aufstaut. Das fließe in Richtung des deutlich tieferliegenden Bauhofs ab.
Das Erdgeschoss des Gebäudekomplexes wird vollständig in Betonbauweise errichtet. Da zum einen die Gründung auf der Platte eine leichtere Konstruktion und die Kasse der Wohnbau eine kostengünstige Bauweise fordern, werden die Obergeschosse als Holzkonstruktion ausgeführt und auch die gesamte Fassade mit Holz verkleidet. Bei den Überlegungen für die Wärmeversorgung des Komplexes hat momentan eine Luft-Wasser-Wärmepumpe die Nase vorn, da kein Anschluss an ein Fernwärmenetz möglich ist und eine Sole-Wasser-Wärmepumpe zu teuer käme.
Wer baut die Bäder?
Nicht glücklich waren Stephan Wörner (UWV) und Uwe Wohlfahrt (FWV) von den Überlegungen der Planer, die Wohnungen mit fertig konzipierten und vorgebauten Modul-Bädern auszustatten. Sowohl Planer als auch Stadtverwaltung sahen darin einen zeitlichen und auch qualitativen Vorteil. Was die beiden Handwerker so nicht stehen lassen wollten. Angesichts des Umstands, dass die Modulbäder nicht oder nur geringfügig günstiger als von Handwerkern erstellte Bäder seien, plädierten beide mit Nachdruck, diese am Bau zu beteiligen. Zumindest bei der aufwendigen Holzkonstruktion sind die Planer schon an örtliche Betriebe herangetreten und haben gefragt, ob sie sich vorstellen können, eine Arbeitsgemeinschaft zu bilden. Bürgermeister Stefan Wörner machte deutlich, dass auch bei den Bädern noch nicht das letzte Wort gesprochen ist.
Insgesamt zeigte sich das Gremium aber zufrieden mit den vorgelegten Plänen. Für Carolin Abele (CDU) ist es ein »schönes Projekt«. Etwas störte sie sich aber an der Zahl der vorgesehenen Parkplätze. Letztlich ist für jede Wohnung nur ein halber Parkplatz eingeplant.
Quadratmeterpreis liegt knapp unter 5.000 Euro
Gert Klaiber (CDU) brachte dann noch das Geld ins Gespräch und fragte nach der Refinanzierung des Projekts. Der Bürgermeister geht davon aus, dass sich das Vorhaben im Laufe seiner Nutzungsdauer rechnet. Dazu trägt auch bei, dass die Wohnbau in der Zwischenzeit schon Zusagen für zinslose Darlehen hat. Angesichts eines Quadratmeterpreises für das Bauprojekt von knapp 5.000 Euro braucht’s das auch, um die Mietkosten vergleichsweise niedrig zu halten. Wörner rechnet mit einer Quadratmetermiete von 8 bis 10 Euro.
Der Bauausschuss nahm den Zwischenbericht zur Kenntnis. Nach der Sommerpause geht's weiter, dann werden die Rahmenbedingungen für das Projekt festgezurrt. Der Baubeschluss soll noch in diesem Jahr fallen. Bis 2027 wird es wohl dauern, bis die Wohnungen fertig sein werden. Bis zu 115 Personen können dann einziehen. Gebaut werden vier Einzimmer-Wohnungen mit je knapp 30 Quadratmeter, acht Zweizimmer-Wohnungen (46,5 Quadratmeter), 19 Dreizimmer-Wohnungen (knapp 70 Quadratmeter), sieben Vierzimmer-Wohnungen (rund 90 Quadratmeter) und zwei Fünfzimmer-Wohnungen (108 Quadratmeter). (GEA)