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Neues Pfullinger Reha-Zentrum im ehemaligen Hotel Engelhardt ist eröffnet

Der Betrieb läuft schon, jetzt ist das neue Reha-Zentrum REHA.rt in Pfullingen feierlich eröffnet worden. Was aus dem ehemaligen Hotel Engelhardt in der Kaiserstraße 120 geworden ist.

Das ehemalige Hotel Engelhardt wurde zu einem Reha-Zentrum umgebaut. Der Hotelcharakter wurde jedoch beibehalten.
Das ehemalige Hotel Engelhardt wurde zu einem Reha-Zentrum umgebaut. Der Hotelcharakter wurde jedoch beibehalten. Foto: Frank Pieth
Das ehemalige Hotel Engelhardt wurde zu einem Reha-Zentrum umgebaut. Der Hotelcharakter wurde jedoch beibehalten.
Foto: Frank Pieth

PFULLINGEN. Wer das neue Reha-Zentrum REHA.rt in Pfullingen betritt, denkt eigentlich nicht, dass er in einer medizinischen Einrichtung steht, sondern fühlt sich eher wie in einem Hotel. Kein Wunder, denn das Rehabilitations-Zentrum wurde im ehemaligen Hotel Engelhardt in der Kaiserstraße 120 untergebracht. »Klar haben wir einiges umgebaut, aber den Hotelcharakter wollten wir beibehalten«, erklärt Prof. Dr. Gerhard Längle, Geschäftsführer der gemeinnützigen Gesellschaft für Psychiatrie Reutlingen mbH (PP.rt) sowie der Gesellschaft für Gemeindepsychiatrie Reutlingen mbH (GP.rt), bei der Eröffnungsfeier. »Unsere Klienten sollen sich nämlich nicht wie Patienten fühlen, wenn sie zu uns kommen.«

Das REHA.rt ist ein Haus der medizinischen, beruflichen und sozialen Rehabilitation. Neben dem Hauptgebäude in der Kaiserstraße 120, gibt es außerdem im nebenliegendem Gebäudeteil, Hauffstraße 111, rund 20 Plätze für betreutes Wohnen in Ein-Zimmer-Appartments. »Vor über 20 Jahren hatten wir den ersten Gedanken zu diesem Reha-Zentrum und jetzt können wir es endlich eröffnen«, sagt Längle sichtlich glücklich.

Ziel ist selbstbestimmtes Leben

Übergeordnetes Ziel des neuen Zentrums ist es, Menschen, die durch psychische Erkrankungen in ihrem Leben eingeschränkt sind, zu mehr Selbstbestimmung zu verhelfen. »Hier geht es weniger um die Diagnose, sondern mehr um den Menschen und seine individuellen Bedürfnisse«, erklärt der leitende Arzt Dr. Jamil El Kasmi. »Das Wort Rehabilitation kommt aus dem Lateinischen und bedeutet wiederherstellen oder wiedererlangen. Die Menschen, die hier zu uns kommen, sollen ihre Eigenständigkeit wiedererlangen.«

Eröffnungsfeier des neuen Reha-Zentrums in Pfullingen: Mit kurzen Impulsvorträgen wird den geladenen Gästen - und später auch de
Eröffnungsfeier des neuen Reha-Zentrums in Pfullingen: Mit kurzen Impulsvorträgen wird den geladenen Gästen - und später auch den Nachbarn der umliegenden Wohnhäuser - das Zentrum näher gebracht. Foto: Berya Yildiz Inci
Eröffnungsfeier des neuen Reha-Zentrums in Pfullingen: Mit kurzen Impulsvorträgen wird den geladenen Gästen - und später auch den Nachbarn der umliegenden Wohnhäuser - das Zentrum näher gebracht.
Foto: Berya Yildiz Inci

Ein divers aufgestelltes Team aus Sozialpädagogen, Psychotherapeuten und Arbeitstherapeuten versucht mit verschiedenen Ansätzen diesen Menschen zu helfen. »Wir bieten beispielsweise therapeutisches Bogenschießen an, es gibt eine Kreativ- und eine Gartengruppe und natürlich auch Einzel- und Gruppentherapien«, erklärt Bettina Kübler, Psychotherapeutin und Leiterin der beruflichen Rehabilitation. Die Klienten leben während ihrer Rehabilitation wie in einer Wohngemeinschaft in eigenen Wohnungen im Hauptgebäude und gestalten gemeinsam mit den anderen Klienten und Mitarbeitenden ihren Tagesablauf.

Hotelcharakter beibehalten

Beim Rundgang durch das Gebäude wird deutlich, was Längle mit »Hotelcharakter« meint: Der Empfang mitsamt seinem geräumigen Foyer, der hoteltypische Teppich-Boden und auch die Möblierung der Klienten-Zimmer wurden vom Hotel Engelhardt übernommen. »Das ist nicht nur schön, sondern auch nachhaltig und spart Geld«, erklärt Architekt Jochen Schmid. »Klar mussten wir einiges machen, an den Wänden, den Decken und auch einiges umbauen, aber der Grundbau des Hotels ist noch da.« So erkennt beispielsweise eine Besucherin, dass aus dem ehemaligen Ruheraum des Hotels die Kreativwerkstatt geworden ist.

Ein Klienten-Zimmer im neuen Reha-Zentrum. Der Großteil der Möbel stammt aus dem ehemaligen Hotelbestand.
Ein Klienten-Zimmer im neuen Reha-Zentrum. Der Großteil der Möbel stammt aus dem ehemaligen Hotelbestand. Foto: Frank Pieth
Ein Klienten-Zimmer im neuen Reha-Zentrum. Der Großteil der Möbel stammt aus dem ehemaligen Hotelbestand.
Foto: Frank Pieth

»Es kann gut sein, dass Klienten bis zu zwei Jahre hier verbringen können«, erklärt El Kasmi während des Rundgangs. Der leitende Arzt nennt ein Fallbeispiel: »Stellen Sie sich einen jungen Mann Anfang 20 vor, der mitten in der Ausbildung ist. Er ist ein eher introvertierter Mensch, der einige Schwierigkeiten damit hat, auf neue Leute zuzugehen.« Auf einmal würde der Mann Stimmen hören, die ihn beeinflussen wollen und immer lauter werden. Nach einem Arztbesuch erhält er die Diagnose Schizophrenie. Er erhält Medikamente, die helfen, die Stimmen auszublenden, doch sie helfen nicht ihm nicht dabei, den Weg zurück in die Ausbildung zu finden.

Überweisung in Reha-Zentrum

»Genau an dieser Stelle, könnte er zu uns weiter überwiesen werden«, erklärt El Kasmi. »Hier könnte er nach und nach unter Anleitung wieder in einen selbstbestimmten Alltag zurückfinden und bestenfalls seine Ausbildung fortsetzen.« Auch Menschen, die nach einem längeren Klinikaufenthalt oder einer längeren Krankheitsphase nicht zurück in ihr soziales Leben finden, seien Klienten, die einen Platz im Reha-Zentrum bekommen würden. »Oder eben auch Menschen, die eine berufliche Rehabilitation benötigen.«

Alle Beteiligten sind sich sicher: Das Reha-Zentrum ist ein wichtiger Baustein in der psychiatrischen Hilfe in der Region und ein Projekt, das lange überfällig war. Innerhalb kürzester Zeit, war das Hotel Engelhardt gekauft, die Baugenehmigung war innerhalb von vier Monaten durch und auch die Gesellschafter der GP.rt und PP.rt stimmten dem Vorhaben innerhalb von zwei Monaten zu. Sie sind sich einige, dass alles in »absoluter Rekordzeit«, wie der Architekt es ausdrückt, abgelaufen ist. »Die ersten Klienten sind auch schon eingezogen«, erklärt Roland Hensel, fachliche Betriebsleitung der GP.rt.

Angespannter Wohnungsmarkt

Dass der Wohnungsmarkt bundesweit angespannt ist, ist kein Geheimnis. »Es ist immer schwierig, eine geeignete Wohnung zu finden, in der man sich wohlfühlt«, erklärt Bernd Hausstein von der kaufmännischen Betriebsleitung der GP.rt. »Wer dann noch eine psychische Erkrankung hat, hat eine zusätzliche Hürde.« Dafür gibt es die 20 Ein-Zimmer-Appartments. »Die sind wirklich bezahlbar und können an dieser Stelle eine große Erleichterung sein«, sagt Hausstein. Da damit zusätzlich eine Betreuung verbunden ist, sind die Bewohnerinnen und Bewohner außerdem nicht ganz auf sich gestellt. Die Wohnungen sollen aber keine Dauerlösung sein, sondern nur den Weg ebnen. Gerhard Längle ist eines wichtig: »Wir helfen und unterstützen, wo wir können. Das Ziel ist es aber immer, die Menschen in eine endgültige Eigenständigkeit zu entsenden.« (GEA)