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Kleindenkmale im Landkreis Reutlingen sind jetzt online zu finden

Am Sonntag stellte das Kreisarchiv Reutlingen in Pfullingen sein neues Internetportal vor, das Kleindenkmale für jedermann leicht zugänglich macht. 2.000 Objekte sind bis jetzt eingepflegt.

Hier ist die Unterscheidung einfach: Der Pfullinger Marktbrunnen steht als Kleindenkmal vor dem denkmalgeschützten Rathaus.
Hier ist die Unterscheidung einfach: Der Pfullinger Marktbrunnen steht als Kleindenkmal vor dem denkmalgeschützten Rathaus. Foto: Gabriele Böhm
Hier ist die Unterscheidung einfach: Der Pfullinger Marktbrunnen steht als Kleindenkmal vor dem denkmalgeschützten Rathaus.
Foto: Gabriele Böhm

PFULLINGEN. Das Buch »Kleindenkmale im Landkreis Reutlingen« ist seit 2015 für viele historisch Interessierte ein treuer Begleiter. Mit seiner Hilfe können kulturgeschichtliche Zeugnisse wie Brunnen, Sühnekreuze, Grenz- und Marksteine oder Brücken geografisch und inhaltlich entdeckt werden. Durch ein digitales Update ist es jetzt noch einfacher, Kleindenkmale gezielt zu suchen oder auch neugierig in der Liste zu stöbern. Die Zahl wurde von rund 700 Objekten im Buch auf 2.000 erhöht. Am Sonntag wurde auf Einladung des Kreisarchivs vor rund 50 Gästen im Kulturhaus Klosterkirche das neue Online-Portal vorgestellt.

Kleindenkmale, so Kreisarchivarin Annette Bidlingmaier, seien der Definition nach ortsfest, freistehend, aus Stein, Holz oder Metall, für einen bestimmten Zweck erschaffen und eben »klein«. Manchmal, beispielsweise bei Brücken, sei die Grenze zu klassischen Denkmälern schwierig zu ziehen. »Doch es wurde großzügig dokumentiert. Lieber ein Objekt mehr als zu wenig.« Insgesamt sind im Landkreis Reutlingen mehr als 3.000 Objekte erfasst worden, von denen bisher rund 2.000 im Onlineportal verfügbar sind.

Stellten das neue Portal im Kulturhaus vor (von links): Dr. Marco Birn,  Philipp Klais, Annette Bidlingmaier, Dorothee Kühnel un
Stellten das neue Portal im Kulturhaus vor (von links): Dr. Marco Birn, Philipp Klais, Annette Bidlingmaier, Dorothee Kühnel und Landrat Dr. Ulrich Fiedler. Foto: Gabriele Böhm
Stellten das neue Portal im Kulturhaus vor (von links): Dr. Marco Birn, Philipp Klais, Annette Bidlingmaier, Dorothee Kühnel und Landrat Dr. Ulrich Fiedler.
Foto: Gabriele Böhm

2008 startete das Projekt mit den Koordinatoren Professor Reinhard Wolf vom Schwäbischen Heimatbund und Paul Fink vom Geschichtsverein Münsingen. Projektleiterin war Martina Blaschka vom Landesdenkmalamt Stuttgart in Esslingen. Das Projekt wäre, so Bidlingmaier, nicht möglich gewesen ohne die Hilfe von über 100 Ehrenamtlichen, die die Kleindenkmale aufsuchten, sie akribisch vermaßen, beschrieben, zeichneten und auch das Wissen der Einheimischen vor Ort mit aufnahmen. Der damalige Landrat und Schirmherr Thomas Reumann lobte: »Sie haben geschafft wie die Brunnenputzer!« Auch Organisationen wie der Albverein oder Verschönerungsvereine wurden einbezogen. In ganz Baden-Württemberg sind inzwischen in zwei Dritteln der Landkreise die Kleindenkmale erfasst.

Um die Digitalisierung zu ermöglichen, wurden Förderanträge gestellt, schilderte der Leiter des Kreisarchivs Dr. Marco Birn. Nach ihrer Bewilligung kümmerte sich Levin Fuss um den Aufbau der Datenbank, professionelle Fotografien steuerte Horst Guth bei. Für die Projektleitung dankte er Matthias Bauer vom Kreisarchiv, für die Unterstützung bei Lokalisierung und Erfassung Dr. Christoph Morrissey von der Uni Tübingen. Sehr zu danken sei auch der damaligen Leiterin des Kreisarchivs Dr. Irmtraud Betz-Wischnath, betonte Birn.

»Archive schaffen Fakten durch Fakten«

»Archive schaffen Fakten durch Fakten«, so Birn. »Seit 40 Jahren macht sich das Kreisarchiv stark für die Geschichte, Kunst und Kultur im Landkreis.« Man wolle das historische Bewusstsein wecken und die Menschen für ihre eigene Heimat begeistern. »Dazu muss man auf die Leute zugehen und Informationen im Internet verfügbar machen.« Dies sei nun mit einem weiteren Portal des Kreisarchivs gelungen. Weiterhin hoffen die Verantwortlichen auf rege Mithilfe beim Entdecken neuer Kleindenkmale, die in Kürze über die Meldeformulare auf der neuen Internetseite eingegeben werden könnten. Die Seite sei bewusst übersichtlich gehalten. Gesucht werden könne nach Kategorien wie Brunnen oder Gedenktafeln, aber auch Orten. Unter »Umkreis« würden Denkmale in der Nähe des eigenen Standorts angezeigt.

Gastrednerin Dorothee Kühnel aus Baiersbronn, Vorsitzende der Gesellschaft zur Erhaltung und Erforschung der Kleindenkmale in Baden-Württemberg, erläuterte die Kategorien der Denkmäler, die sich teilweise regional unterschieden und aus denen - etwa bei Wegekreuzen - auch die konfessionelle Prägung einer Region hervorgehe. Alte Hochwassermarken könnten bis heute bei der Auswahl eines Grundstücks dienlich sein. Was die noch fehlenden Landkreise angehe, könne man nur auf private Initiativen hoffen.

»Kleindenkmale sind Zeugnisse des gelebten Alltags«

Historiker Philipp Klais berichtete im Anschluss über Krieger- und Gefallenendenkmale im Landkreis Reutlingen. Vor 1800 habe man bedeutende Feldherrn geehrt, aber nicht einfache Soldaten. Dies begann erst 1828 (Ehrenmal in Eutingen im Gäu) mit den Gefallenen im Russlandfeldzug, sagte er. Deutlich zugenommen habe diese Form der Würdigung 1870/71 nach dem Deutsch-Französischen Krieg.

Landrat Dr. Ulrich Fiedler dankte allen Beteiligten für ihren Einsatz. Erfreulicherweise seien fast alle Orte des Landkreises mit mindestens einem Objekt vertreten. »Es sind Zeugnisse des gelebten Alltags, die kollektive Erinnerungen bewahren.« (GEA)

www.unsere-kleindenkmale.de