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Aktuell Rathauskonzerte

Keltische Klänge vermitteln Pub-Atmosphäre in Eningen

Auftakt der Reihe mit den Unknown Friends. Ein Eninger Musiker als Überraschungsgast

Das Ensemble Unknown Friends begeisterete das Publikum im Eninger Ratssaal und  im Flur davor mit  irischer Folkmusik. Überrasch
Das Ensemble Unknown Friends begeisterete das Publikum im Eninger Ratssaal und im Flur davor mit irischer Folkmusik. Überraschungsgast des Abends war der Eninger Joel Büttner (Zweiter von links). foto: böhm
Das Ensemble Unknown Friends begeisterete das Publikum im Eninger Ratssaal und im Flur davor mit irischer Folkmusik. Überraschungsgast des Abends war der Eninger Joel Büttner (Zweiter von links). foto: böhm

ENINGEN. Kaum zu glauben: Am Sonntagabend verwandelte sich der seriöse Rathaussaal dank der Unknown Friends in einen irischen Pub. Zum Auftakt der Konzertreihe ging es querbeet durch die keltische Folkmusik. Der Saal war rappelvoll, und selbst im Flur nahmen noch Musikliebhaber Platz. In Vertretung des Bürgermeisters begrüßte Annegret Romer die Gäste und dankte allen, die den Abend und die Rathauskonzerte möglich machen und unterstützen.

Michael Schwarz, Mitglied der Württembergischen Philharmonie, hat die Unknown Friends gegründet. »Fremde sind Freunde, die man nur noch nicht kennt«, erläuterte er den ungewöhnlichen Bandnamen. Schwarz hat eine klassische Ausbildung als Violinist, beschäftigt sich jedoch schon seit Jahren mit keltischer Musik aus Irland, Schottland und skandinavischen Ländern. Harriet Earis ist eine der besten Harfenistinnen aus Wales und spielte sogar schon vor der Queen. Beim Konzert bezauberte sie mit ihrem freundlichen Lächeln, mit dem sie durchs Programm führte.

Mit dem besonderen Touch

Alex Resch verlieh der Musik mit der Bodhrán-Rahmentrommel den richtigen Rhythmus und einen urwüchsigen Klang. Multitalent Brian Haitz, Sohn eines irischen Vaters, bewies sein Können auf dem Keyboard, der Gitarre und der Holzquerflöte. In Irland habe man das traditionelle Instrument beibehalten, erklärte Haitz, während andere Länder auf die Querflöte aus Metall wechselten.

Temperamentvoll, schnell, fröhlich und mit diesem besonderen Touch, der einen sofort auf die grüne Insel versetzt: Die Erwartungen des Publikums, wie irische Musik klingen muss, wurden nicht enttäuscht. Das Programm begann mit Stücken vom »Vater der irischen Musik«, Turlough O’Carolan (1670 bis 1738). Auch er hatte, wie Harriet Earis ausführte, ganz menschliche Probleme. Ihn ärgerte ein musikalischer Konkurrent, sodass O’Carolan ein Concerto schrieb, in dem Harfe und Cembalo sich ein regelrechtes Duell liefern. Das Ensemble präsentierte dieses wunderschöne Werk, das E-Piano übernahm den passenden Cembalo-Sound.

Im Stück »Eleanor Plunkett« war allein die Harfe zu hören, die sanft und ruhig ihre Töne in den Saal schickte. Einmal mehr kam die feine Akustik des Raums zum Tragen. »Blind Mary« nahm Bezug auf die Erblindung des erst 18-jährigen O’Carolan, der fortan mit Harfe, Gitarre und Geige seinen Lebensunterhalt verdiente.

Inoffizielle Nationalhymne

Ein fröhliches Miteinander aller Instrumente gab es bei den Tanzstücken Jig und Reel, die das Publikum mit langem Beifall, Pfiffen und Bravorufen belohnte. Im »Slow Air«, einer Besonderheit der keltischen Musik ohne festen Takt, ließ Haitz auf der Holzquerflöte die inoffizielle, melancholische Nationalhymne Schottlands über den tragischen Helden Hector erklingen. Haitz’ Paradestück war ein Lied von Martin Junior Crehan, bei der er die Blechflöte Tin Whistle erklingen ließ.

Die Gäste erlebten unmittelbar, dass die Volksmusik aus dem nordöstlichen Europa mit der irischen viel gemein hat, jedoch einen eigenen, unverwechselbaren Charakter aufweist. Aus Schweden waren die beliebten »Polskas« zu hören, beim Stück »Drakskeppet« sah man geradezu ein Drachenschiff aus dem Nebel auftauchen und Fahrt aufnehmen.

Der dritte Teil des Abends führte wieder in den iro-schottischen Bereich zurück, und jetzt lüftete sich auch das Geheimnis um den Überraschungsgast. Joel Büttner aus Eningen, Student an der Musikhochschule Stuttgart, gesellte sich mit seinem E-Bass zur Band. »Eines unserer jüngsten Mitglieder und eines der progressivsten«, betonte Michael Schwarz. Jazzige und rockige Töne kamen hinzu und zeigten, dass sich die traditionelle Musik stetig weiterentwickelt. Mit »Maggie Pancake«, einer Komposition von Harriet Earis, drehte die Band noch einmal richtig auf und zelebrierte den irischen Sound. Kein Wunder, dass das Publikum energisch Zugaben forderte. (gb)