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Eninger Arzt: »Müdigkeit ist der Schmerz der Leber«

Der Deutsche Lebertag am 20. November soll der Prävention dienen. Der Eninger Hepatologe Dr. Sebastian Bremer erklärt, was die Leber im Körper leistet und warum Früherkennung von Krankheiten wichtig ist

Dr. Sebastian Bremer ist Leberspezialist und erkennt mit dem Ultraschallgerät auf Universitätsstandard auch kleinste Unregelmäßi
Dr. Sebastian Bremer ist Leberspezialist und erkennt mit dem Ultraschallgerät auf Universitätsstandard auch kleinste Unregelmäßigkeiten an der Leber. Foto: Norbert Leister
Dr. Sebastian Bremer ist Leberspezialist und erkennt mit dem Ultraschallgerät auf Universitätsstandard auch kleinste Unregelmäßigkeiten an der Leber.
Foto: Norbert Leister

ENINGEN. Um zunächst mal mit einem Vorurteil aufzuräumen: Die wenigsten Menschen, die an einer Lebererkrankung leiden, haben ein Alkoholproblem. Hepatitis B und C etwa sind Virenerkrankungen, bei der ganz fiese Viren die Leber angreifen – und im schlimmsten Fall bei Nichtbehandlung zu einer Leberzirrhose führen. Erschreckend: 25 Prozent aller Deutschen leiden an einer Fettleber. Das erläutert der Facharzt Dr. Sebastian Bremer, der die Leberambulanz in der Universitätsklinik Göttingen geleitet hat und jetzt in Eningen praktiziert.

Seit Juli 2023 ist Bremer Teil des Ärztehauses Rau in Eningen und arbeitet dort als Hepatologe, also als Facharzt für die Leber. Zusammen mit Dr. Alexander Rau ist er aber auch als Palliativmediziner für das Hospiz in Eningen zuständig. »Dr. Rau und ich kennen uns seit dem Medizinstudium in Göttingen«, sagt Bremer. Schon früh habe der gebürtige Mönchengladbacher sich für die Gastroenterologie entschieden. »Vom ersten Tag an hat mich die Leber fasziniert – warum, das kann ich nicht sagen.«

Extrem regenerationsfähiges Organ

Womöglich lag es daran, dass dieses zentrale Stoffwechselorgan nicht allein für die Entgiftungsfunktion im Körper zuständig ist. Die Leber kann Energiereserven und Vitamine speichern, Bluteiweiße, Abwehrstoffe und Gallenflüssigkeit produzieren. Obendrein sei die Leber »extrem regenerationsfähig«, so der Mediziner.

Selbst die Entnahme der Hälfte dieses besonderen Organs sei möglich, der Rest übernehme dann immer noch die Funktionen, für die eine Leber nun mal so zuständig ist. »Wichtig ist aber, dass Erkrankungen frühzeitig erkannt werden.« Weil eine angegriffene Leber selbst keine Schmerzen verursacht, sollten Patienten zusammen mit ihren Ärzten auf die Leberwerte achten. Ein mögliches Warnsignal bei Lebererkrankungen gebe es aber doch: »Die Müdigkeit ist der Schmerz der Leber«, sagt der 40-jährige Mediziner.

Bremer hat sich auf die seltenen Lebererkrankungen spezialisiert, zum Beispiel auf die Autoimmunerkrankungen der Gallenwege und auf die die Leberzellen betreffende Autoimmunhepatitis. »Auch bei solchen Erkrankungen gilt: Wenn sie rechtzeitig erkannt werden, kann man durchaus was machen.« Generell sei Hepatitis C gut heilbar, aber auch die B-Variante könne mit Medikamenten gestoppt werden.

Nicht nur Mediziner

»Wir haben hier dreimal in der Woche Lebersprechzeiten«, sagt Bremer, der auch als Hausarzt, als Palliativmediziner und manueller Mediziner arbeitet. Und nebenher engagiere er sich in der Eninger Freiwilligen Feuerwehr – als Feuerwehrarzt und als ganz normaler Feuerwehrmann. Die Ausbildung dazu hat der 40-Jährige erst im vergangenen Jahr in der Achalmgemeinde absolviert. »Das ist für mich Ausgleich«, sagt er und lacht.

Der Deutsche Lebertag, so erläutert Bremer, sei vor allem für interessierte Menschen da, nicht für die Fachleute, Ärzte und Mediziner. Bewusst laute das Motto in diesem Jahr am 20. November »Leber gut – alles gut«. Hinter diesem Tag stehen die Patientenvereinigungen der Deutschen Leberstiftung, die Gastro-Liga und die Deutsche Leberhilfe.

Die Idee hinter diesem Lebertag sei es, auf die Möglichkeiten der Prävention und Früherkennung aufmerksam zu machen. »Heute wird schon viel in Aufklärungsarbeit investiert«, sagt Bremer, der es nicht bereut hat, in den Süden der Republik gezogen zu sein. Die Zusammenarbeit mit anderen Arztpraxen, von denen Leberpatienten an ihn als Spezialisten im Medizinzentrum Rau überweisen, nehme zu.

»Man merkt hier, dass ein Leberschwerpunkt in der Region gebraucht wird«, betont Sebastian Bremer. Zu finden ist die Eninger Praxis mittlerweile auch im Orphanet, einer Plattform für die Behandlung von seltenen Krankheiten. Unter dem Stichwort »Leberzentrum« taucht Eningen noch vor der Charité in Berlin auf. (GEA)