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Aktuell Interview

Eningens Schultes Eric Sindek ist ein Jahr im Amt

Eric Sindek ist seit einem Jahr Bürgermeister von Eningen. Im GEA-Interview spricht er darüber, was er gelernt hat, welches Thema ihm wichtig ist und was er noch lernen muss.

Eric Sindek ist seit einem Jahr Bürgermeister von Eningen.
Eric Sindek ist seit einem Jahr Bürgermeister von Eningen. Foto: Berya Yildiz Inci
Eric Sindek ist seit einem Jahr Bürgermeister von Eningen.
Foto: Berya Yildiz Inci

ENINGEN. Mit mehr als 80 Prozent der Wählerstimmen hat Eric Sindek im vergangenen Jahr am 25. Juni die Bürgermeisterwahl für sich entschieden. Seit dem 1. September 2023 ist er Bürgermeister von Eningen. Grund genug, um ein Fazit nach seinem ersten Jahr im Amt zu ziehen: Im GEA-Interview spricht Sindek darüber, was ihn an seinem Beruf am meisten überrascht hat, welches Projekt in Eningen ihm besonders am Herzen liegt und was er noch lernen muss.

GEA: Herr Sindek, Sie sind seit einem Jahr als Bürgermeister im Amt. Glauben Sie, dass die Eningerinnen und Eninger zufrieden mit Ihrer Arbeit sind?

Eric Sindek: Ja, auf jeden Fall. Ich bekomme immer wieder Rückmeldungen von den Bürgerinnen und Bürgern und die sind durchweg positiv. Die freuen sich vor allem, dass was vorangeht und dass ein gewisser Aufbruchsgeist herrscht.

Was hat Sie in Ihrem ersten Amtsjahr am meisten überrascht?

Sindek: So spontan fällt mir jetzt nichts ein. Was ich aber an mir selber gemerkt habe, ist, dass die Menschen die Transparenz wertschätzen, die ich verfolge, und die Klarheit in der Sache mögen. Also, dass man auch hinter seinen getroffenen Entscheidungen steht, diese durchzieht und sich und seiner Linie treu bleibt.

Die Arbeiten auf der Eninger Weide haben für viel Aufsehen in der Gemeinde gesorgt. Es ging dabei unter anderem darum, dass die Eningerinnen und Eninger sich in Entscheidungen manchmal nicht richtig mitgenommen fühlen. Gibt es in Sachen Kommunikation doch noch Punkte, an denen Sie arbeiten müssen?

Sindek: Das sind vor allem innerbetriebliche Abläufe, die wir noch besser organisieren müssen. Die ganze Öffentlichkeitsarbeit in den Sozialen Medien läuft beispielsweise vorwiegend über mich. Das ist eine Arbeit, die ich neben dem Bürgermeisteramt zusätzlich mache. Da kann es schnell passieren, dass ich manche Themen nicht auf dem Schirm habe. Um beim Beispiel Eninger Weide zu bleiben: Der Forst arbeitet sehr eigenständig. Da bekommt die Bürgerschaft dann manche Themen, die im täglichen Forst-Betrieb aufkommen, vor mir mit. Eigentlich hatten wir vor gut einem Jahr über die Arbeiten auf der Weide aufgeklärt, dann kam aber der heftige Sturm und das Thema wurde zweitrangig. Jetzt, als die Arbeiten dann umgesetzt wurden, habe ich nicht mehr dran gedacht, die Bevölkerung nochmal zu informieren. Das muss verbessert werden. Der Forst hat beispielsweise vorgeschlagen, wie das Waldfreibad einen eigenen Kanal in den Sozialen Medien zu eröffnen. Das würde definitiv die Transparenz steigern.

Neben ihrem Arbeitsalltag bespielen Sie die Sozialen Medien und haben Wochenend- und Abendtermine. Haben Sie sich das Arbeitspensum und die Arbeitszeiten so vorgestellt?

Sindek: Mir war von Anfang an klar, dass ich keinen normalen Arbeitstag von 9 bis 17 Uhr haben werde. Das vergangene Jahr ist so schnell an mir vorbeigeflogen, dass ich eigentlich keinen Tag als Arbeit gesehen habe. Für mich ist das eher wie ein Hobby, dem ich mit voller Leidenschaft tagtäglich nachgehen kann. Da ist es ganz normal, nach der Gemeinderatssitzung noch vom Sofa aus einen Sitzungsbericht ins Internet zu stellen. Das belastet mich in keinem Fall. Mein Beruf ist meine Leidenschaft. Gleichzeitig schaue ich natürlich, dass es Momente gibt, in denen ich wirklich freihabe.

Gab es in Ihrem ersten Amtsjahr ernüchternde Momente?

Sindek: Es gab nie einen Moment, in dem ich mich gefragt habe, warum ich eigentlich Bürgermeister geworden bin. Ich wollte das schon immer werden. Ernüchternde Momente gab es, wie wahrscheinlich in jedem Job, auch mal bei mir. Ich wünsche mir manchmal etwas mehr Schnelligkeit in Abläufen. Wir werden beispielsweise durch die Bürokratie und die zahlenmäßig steigenden Aufgaben, die von Bund und Land kommen, manchmal ausgebremst. Da wird es immer schwieriger, Themen schnell umzusetzen.

Können Sie da ein Beispiel nennen?

Sindek: Das Thema Wohnungs- und Gewerbebau kommt mir da sofort in den Kopf. Da fesselt die Bürokratie uns manchmal sehr. Vor allem Bauverfahren können dadurch sehr langwierig werden. Da müssen beispielsweise teilweise übertriebene Brandschutzverordnungen eingehalten oder sonstige Vorschriften umgesetzt werden, die das Bauen teurer und komplizierter machen. Das sind dann schon ernüchternde Momente, bei denen man mit der Umsetzung einer guten Vision ausgebremst wird.

Welches Thema oder Projekt hinkt denn in Eningen am meisten hinterher?

Sindek: Das ist das Theme Wohnungsbau. Ich habe schon in meinem Wahlkampf gesagt, dass wir da vorankommen müssen. Es herrscht bundesweit ein massiver Wohnraummangel. In Eningen fehlt uns einerseits der Platz und andererseits gibt es dann noch die Frage der Finanzierung. Ich stehe dafür immer wieder im Kontakt mit möglichen Investoren, aber es ist aktuell schwierig, welche zu finden. Nehmen wir das Beispiel »Wenge-Stadion«. Da gibt es noch eine große Baulücke. Das Problem ist aber, dass der entsprechende Bebauungsplan, der wohlgemerkt erst vor wenigen Jahren beschlossen wurde, nicht mehr aktuell ist. Die Kettenhäuser, die darin hinterlegt sind, will heutzutage keiner mehr. Da baut dann auch kein Investor solch eine Wohnform hin. Also ändern wir gerade den Bebauungsplan.

Die Förderung des Eninger Gewerbes und die Gestaltung einer neuen Ortsmitte: Sie beschäftigen sich in Ihrem Arbeitsalltag mit den unterschiedlichsten Themen und Projekten. Welches liegt Ihnen besonders am Herzen?

Sindek: Das ist schwierig zu beantworten. Es sind nicht die Themen und Projekte, die in der Zukunft liegen, die mich und uns beschäftigen, sondern die, die in der Vergangenheit liegen. Wir haben zig Altlasten, die uns auslasten. Da ist es manchmal schwierig, Neues anzustoßen. Wir haben beispielsweise brutal viele Bebauungsplanverfahren am Laufen, die gleichzeitig ja auch Grundlagen für zukünftige Projekte sind. Da setzen wir ganz klar den Schwerpunkt darauf und da kommen wir auch voran. Wir konnten zum Beispiel das Thema Schuppenanlage am Häckselplatz kürzlich abschließen. Aber ganz klar kann ich auch sagen, dass die Neugestaltung der Ortsmitte in den kommenden Jahren das Thema schlechthin sein wird. Ein richtiges Leuchtturmprojekt für Eningen. Da bin ich schon total gespannt, wie das wird.

Sie sind mit 30 Jahren ein sehr junger Bürgermeister. Ist Ihr Alter etwas, auf das Sie angesprochen werden?

Sindek: Das ist tatsächlich nie ein hinderliches Thema gewesen. Als ich mein Amt angetreten habe, war ich bundesweit auf Platz 25 der jüngsten Bürgermeister und im Kreis bin ich heute noch der jüngste. Manchmal werde ich auf mein Alter angesprochen, aber eher nach dem Motto »ah so jung und so taff« und nicht »von dir jungem Kerl lasse ich mir nichts sagen«.

Was haben Sie in Ihrem ersten Jahr als Bürgermeister gelernt?

Sindek: Da kommt mir vor allem eine Sache direkt in den Kopf. Manchmal gibt es Momente, in denen ich eine knallharte Entscheidung treffen muss, bei der ich direkt weiß, dass sie Aufsehen erregen wird. Das sind dann zwar oft Themen, die wir innerhalb der Verwaltung oder im Gemeinderat schon oft durchgesprochen haben, die dann aber zum Ende kommen müssen. Man kann es nie allen recht machen. Da muss man sich selbst treu bleiben und gegebenenfalls die Kritik auch aushalten.

Gibt es im Gegensatz dazu etwas, dass Sie noch lernen müssen?

Sindek (schmunzelt): Geduld! Ich würde mich als einen ungeduldigen Menschen bezeichnen und sollte auf jeden Fall geduldiger werden. Mein ehemaliger Chef hat immer gesagt: »Wenn du es eilig hast, geh langsam.« Und das stimmt. Ich muss mich oft bremsen, weil mir manchmal Dinge zu langsam gehen. Im Kopf bin ich oft schon zwei Schritte weiter, aber manche Themen müssen einfach auch ausführlicher diskutiert werden.

Ganz nach dem Motto: Gut Ding braucht Weile.

Sindek (lacht): Ja, ganz genau so! (GEA)

Zur Person

Der Eninger Eric Sindek (30) absolvierte in Ludwigsburg ein Public-Management-Studium, anschließend wurde er Hauptamtsleiter der Gemeinde Westerheim (Alb-Donau-Kreis). Vor einem Jahr, am 1. September 2023, trat er das Amt des Bürgermeisters in Eningen an. Sindek ist zudem stellvertretender Vorsitzender und stellvertretender Bereitschaftsleiter des Eninger DRK. Seit Juli ist er Mitglied des Kreistags. (GEA)