LICHTENSTEIN . »Wir haben ein gute, leistungsfähige Feuerwehr«, bilanzierte Lichtensteins Feuerwehrkommandant Andreas Daum am Donnerstagabend in der Gemeinderatssitzung bei der öffentlichen Vorstellung der Fortschreibung des Feuerwehrbedarfsplans. Dass das ausgiebigst nicht öffentlich vorberatene Werk in der Folge erst nach längerer Diskussion beschlossen wurde, lag an Feuerwehrmann und Neu-Gemeinderat Lukas Felder. Der CDU-Vertreter stellte dabei unter anderem infrage, ob Daum den Bedarfsplan überhaupt aufstellen hätte sollen. Er wünschte sich für diese Aufgabe eine externe und objektive Facheinschätzung.
»Ich traue es mir nicht nur zu, sondern wir wissen auch, was wir brauchen«, hielt Daum seinem Feuerwehrkameraden entgegen. Zum einen sei es zulässig, dass kleine Feuerwehren den Bedarfsplan selbst aufstellen, zum anderen sei die Fortschreibung sowohl vom Reutlinger Kreisbrandmeister Wolfram Auch als auch vom Sigmaringer Kreisbrandmeister Michael Reiter begleitet worden. Die externe Sicht sei also durchaus gegeben. Dazu merkte Felder an, dass außer in Lichtenstein keine Feuerwehr im Kreis den Bedarfsplan selbst aufstelle. Nicht nur Bürgermeister Peter Nußbaum erinnerte daher daran, dass der Gemeinderat unter anderem, um die hohen Kosten für eine externe Fortschreibung zu sparen, mit Daums Vorgehen einverstanden gewesen sei.
Braucht’s die Drehleiter?
Kritik übte Felder auch daran, dass eine Drehleiter in den Bedarfsplan aufgenommen wurde. Er wies darauf hin, dass es trotz der erfreulichen Personalentwicklung bei der Lichtensteiner Wehr immer noch 25 Prozent Fehlbedarf gebe, gleichzeitig werde aber ein zusätzliches Fahrzeug angeschafft. Mit Blick auf die Feuerwehrvertreter auf den Zuschauerstühlen erklärte Felder zwar, dass er froh sei, je früher die Drehleiter käme. Andererseits erläuterte er aber, dass es keine baurechtlichen Gründe gebe, eine anzuschaffen, weil es in Lichtenstein kein einziges Gebäude gebe, das eine Drehleiter als Rettungsweg vorsehe. Werde eine Drehleiter zum Löschen gebraucht, müsse sie nach 25 Minuten vor Ort sein. Sprich: Die Pfullinger Feuerwehr könnte mit ihrer Leiter rechtzeitig eintreffen.
Auch seien die Kosten für das Gerät und seine Wartung höher, als im Bedarfsplan angegeben, monierte Felder, der darüber hinaus im Plan vermisste, wie die Feuerwehr weitere Mitglieder werben wolle oder wie der Zeithorizont für den Bau eines Feuerwehrhauses aussehe. Letztlich könne er aus diesen Gründen nicht zustimmen. Das sahen offensichtlich auch seine Fraktionskollegen Bernd Hageloch und Philipp Stoll so, die ebenfalls mit Nein stimmten.
Priorität auf Anschaffungen
Der größte Teil des Gremiums schätzte das Ganze aber weniger dramatisch ein. Marco Gass (CDU) erwartet zwar in den kommenden Jahren einige große Baustellen, zuvorderst die Sanierung der Uhlandschule und die Hochwasserschutzmaßnahmen der Gemeinde, dem Bedarfsplan könne er aber gleichwohl zustimmen. Schließlich würde mit dem Plan ja nicht die Beschaffung festgezurrt, sondern nur die Reihenfolge der Maßnahmen. »Wir priorisieren die Anschaffungen«, ergänzte Bürgermeister Peter Nußbaum. »Das machen wir doch jedes Jahr.« Letztlich entscheide der Gemeinderat, was gekauft werde und wann. »Es war schon immer klar, dass alles, was wir da reinschreiben, unter dem Vorbehalt steht, dass es in die Finanzplanung aufgenommen werden muss«, betonte auch Wilfried Schneider (FWV).
Ganz praktisch sah das Ganze Rolf Goller (SPD). Verwaltung und Rat hätten in den Bedarfsplan in den vergangenen Monaten viel Zeit investiert und in der Hälfte davon sei es nur um die Drehleiter gegangen: »Aber wir wissen doch, dass wir diese in den kommenden zehn Jahren nicht beschaffen werden.« Er plädierte dafür, sie einfach ganz herauszunehmen und eventuell bei der nächsten Fortschreibung erneut aufzunehmen. Und Alfons Reiske ergänzte, dass das Gremium vor nicht allzu langer Zeit beschlossen habe, dass der Bau des Feuerwehrhauses Unterhausen die wichtigste Aufgabe im Bereich der Feuerwehr sei. Im Moment, so Nußbaum und Daum, laufe dafür die Machbarkeitsstudie, in absehbarer Zeit werde das Thema deshalb im Gemeinderat zur Debatte stehen. (GEA)