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»Die Jeans« in Pfullingen hat ihre Pforten geschlossen

Zehn Jahre war »Die Jeans« von Ingrid Adomeit und Ellen Ackermann für viele Pfullinger erster Anlaufpunkt, wenn es um die strapazierfähige Hose ging. Nun hat der Laden geschlossen. Was das Besondere an dem Fachgeschäft war.

Ingrid Adomeit steht vor den leeren Regalen des beliebten Ladens »Die Jeans«. Sie findet's »komisch«. Ihre Kollegin Ellen Ackerm
Ingrid Adomeit steht vor den leeren Regalen des beliebten Ladens »Die Jeans«. Sie findet's »komisch«. Ihre Kollegin Ellen Ackermann genießt derweil schon ihre Rente. Foto: Andreas Stephan
Ingrid Adomeit steht vor den leeren Regalen des beliebten Ladens »Die Jeans«. Sie findet's »komisch«. Ihre Kollegin Ellen Ackermann genießt derweil schon ihre Rente.
Foto: Andreas Stephan

PFULLINGEN. »Die Jeans« ist Geschichte. Am Samstag, 19. Oktober, ging die letzte Hose des langjährigen Pfullinger Fachgeschäfts über die Ladentheke. Seit 2014 versorgten Ingrid Adomeit und Ellen Ackermann mit ihrem Laden verzweifelte Männer und modebewusste Frauen. Manchmal auch modebewusste Männer und verzweifelte Frauen. Und oft auch einfach Kunden, die die Expertise und die offenen Ohren der zwei Jeans-Expertinnen zu schätzen wussten.

Genau das war das langjährige Erfolgsrezept der beiden Freundinnen. »Die Jeans« war wohl nicht nur irgendein Hosengeschäft, sondern Anlaufpunkt für die langjährig aufgebaute Stammkundschaft - aber auch vieler Neukunden. Zehn Jahre war der Laden der Fels in der Pfullinger Hosenbrandung. Keine Selbstverständlichkeit in Zeiten, in denen der Einzelhandel überall zu kämpfen hat und die Auswirkungen der Corona-Pandemie vielen kleinen Läden den Rest gab. »Wir haben viele Stammkunden mittleren Alters, die eben nicht gerne online shoppen. Die haben uns nach Corona gerettet«, erzählt Adomeit im GEA-Gespräch. Wirtschaftliche Gründe habe ihr Schlussstrich nun aber nicht. Sie gehen in den Ruhestand.

Startschuss vor 10 Jahren

Sie und Ackermann arbeiteten schon seit den 70er Jahren im Pfullinger Jeans-Center. Als dieses seine Türen schloss, übernahmen sie 2014 den Laden und machten mit »Die Jeans« auf eigene Faust, aber etwas kleiner, weiter. Der Umzug ins Böhmler-Areal erfolgte 2021. »Da war aber schon klar, dass wir nur drei Jahre weitermachen«, sagt Adomeit.

Zur Stammkundschaft zählten vor allem Männer, erzählt Adomeit. »Reinkommen, anprobieren, passt, wieder weg«, so hätten es die meisten ihrer männlichen Kunden am liebsten. »Und das«, sagt sie, »hat meistens geklappt«. Sie spürte, dass sie sich bei ihnen angenommen und wohlfühlten.

Das über Jahrzehnte geschulte Auge von Adomeit und Ackermann erlaubte es ihnen, die Kundschaft beim ersten Blick größentechnisch richtig einzuschätzen. Ungefragt gab es so schnell die ersten Jeans in die Hand. »Da hatten wir fast eine 100-prozentige Trefferquote«, sagt Adomeit stolz.

7.000 Hosen und die Megaflex

An die Frau und vor allem den Mann brachten sie so Massen an Hosen. Auf Lager habe »Die Jeans« immer 7.000 Hosen gehabt, erzählt Adomeit. Von den unterschiedlichsten Marken und in den unterschiedlichsten Ausführungen. Andere Schnitte, variierende Stoffe, mit Stretch oder auch Megaflex. Letzterer verzeihe auch mal zwei Kilogramm mehr beim Träger, sagt sie augenzwinkernd. »Eine Jeans«, schwärmt die Fachverkäuferin, »kann man einfach immer anziehen«.

Und die Jeanshosen, die man in ihrem Laden anziehen konnte, waren für die beiden fast wie eigene Kinder. Adomeit und Ackermann kannten jede Hose beim Namen. Denn: »So muss das sein«, behauptet Adomeit. Tim, James, Martin, oder Markus für die Männer. Bei den Frauen gab es Adriana, Kendra oder Lucy. »Sophie ist an den Schenkeln breiter gewesen.« Langweilig wurde ihr der Beruf nie: »Die Mode hat sich immer geändert, es gab immer andere Kunden, die größtenteils sehr nett waren.«

Letzter Tag wie jeder andere

Der letzte Verkaufstag am 19. Oktober markierte das Ende des beliebten Ladens. Für sie sei es »ein ganz normaler Tag« gewesen, gibt Adomeit nüchtern zu. Manche Kunden hätten allerdings »noch 20 Hosen auf Vorrat gekauft«. Andere hätten verzweifelt um Rat gebeten, wo sie denn in Zukunft ihre Hose kaufen sollen. »Das weiß ich selbst nicht«, sagt die Expertin. Da sich die meisten Stammkunden schon in den Tagen und Wochen zuvor verabschiedet hatten, sei sie an diesem Tag nicht traurig gewesen.

Wenn sie jetzt aber noch in den leeren Räumen steht, sei es »natürlich komisch«. Die zwei großen Regale, auf denen sich so viele Jahre allerhand unterschiedliche Jeanshosen auftürmten, sind jetzt leer. »Die werden die nächsten Tage abgeholt, dann wird noch einmal durchgeputzt und schließlich der Schlüssel übergeben.« Wer die Ladenfläche übernimmt, wisse sie noch nicht.

Nach der Schlüsselübergabe, sagt sie, wird sie ihre Rente genießen. »Viel Zeit mit den Enkelkindern verbringen, in den Urlaub fahren und schwimmen gehen. Alles, wofür man bisher wenig Zeit gehabt hat.« Und immer mit dabei: eine gut sitzende Jeans. (GEA)