PFULLINGEN. Wenn das Mottles Heer in alten Zeiten an Weihnachten mit wildem Geschrei die Heergasse (Heerstraße) herunterstürmte, gab’s nur eine Rettung: flach auf den Boden legen und sich nicht rühren. So heißt es in der Sage. Vor 25 Jahren ist die Pfullinger Sagengestalt in der Fasnetszeit wieder zum Leben erwacht und das wird gefeiert bei der Sommernacht der Narren am Samstag, 31. August, in Pfullingens Neuer Mitte. Los geht’s um 16 Uhr.
Ganz so furchterregend sind Thomas Schaal und Jörg Ricker, obwohl an sich ganz stattliche Kerle, nicht, als sie in der Pfullinger Redaktion des GEA sitzen. Man sieht wieder mal: Kleider - oder in diesem Fall das Häs - machen Leute. Und das Gewand des Mottles Heers ist wirklich furchterregend anzusehen: Die lange Mähne aus Rosshaar, die kantige Maske samt dicker Augenbrauen, die Narbe, die sich über das Gesicht zieht, die schwarze Kleidung und das Heidschnuckenfell um die Schultern lassen keinen Zweifel daran: Mit dieser Truppe ist nicht zu spaßen.
So wundert es auch nicht, dass anfangs, als sich einige Narren aufgrund von Unstimmigkeiten 1999 von der Pfullinger Narrenzunft Hoagamännle trennten und eine eigene Truppe aufmachten, nur Männer ins neue Häs schlüpften. Elf aktive und 16 passive Mitglieder hatte das Mottles Heer, als es sich im Jahr 2000 erstmals mit dem Narrenruf »Aus em Weg« ins Fasnetsgetümmel stürzte.
Wer sich nicht an die Regeln hält, fliegt raus
»Das Häs hat mir gefallen«, erklärt denn auch der heutige Vorsitzende Thomas Schaal, warum er sich dem Mottles Heer angeschlossen hat. »Das gibt es nicht überall, das sticht heraus.« Und das Häs hat seinen Preis: Rund 1.300 Euro kostet es, sich in einen wilden Gesellen zu verwandeln. Wobei, ganz zügellos, wie in der Sage, geht es nicht zu: »Wer sich nicht an die Regeln hält, der fliegt raus.« Da sind sich Schaal und sein Schriftführer Jörg Ricker mit den inzwischen einhundert Mitgliedern, 45 davon schlüpfen ins Häs, einig. Denn jedes neue Mitglied muss sich zuerst bewähren, bevor es im Zug mitlaufen darf. Kann ausprobieren, wie es mit der Maske zurechtkommt: »Manche sehen damit nichts.« Und das Mottles Heer will auch schauen, wie sich ihre neuen Krieger geben.
Der Zusammenhalt ist der Narrengruppe, zu der in der Zwischenzeit auch zahlreiche Frauen gehören, wichtig. Und der war es auch, der Schaal und Ricker davon überzeugten, sich dem stürmischen Heer anzuschließen. Das trifft sich übrigens regelmäßig am ersten Freitag im Monat zum Stammtisch in wechselnden Lokalitäten, vielleicht auch die Gelegenheit für den einen oder anderen Pfullinger, um mal reinzuschnuppern. Denn man glaubt es kaum, Echazstädter sind äußerst rar in der Mitgliederliste des Vereins. Fast alle Schreckgestalten kommen von auswärts.
Mit Guggenmusik und Partyhits
Die Zusammenarbeit zwischen den Narrenvereinen der Stadt klappt inzwischen sehr gut. Neben dem Mottles Heer hatten sich auch die Uschlaberghexa seinerzeit von den Hoagamännle getrennt. Am kommenden Samstag ziehen die drei bei der Sommernacht der Narren an einem Strang. Mit dabei sind außerdem die Gruppen Nachtkrapp, Glöckles-Hexa und Jäger vom Mädlesfels. Los geht’s um 16 Uhr, um 17 Uhr beginnt die Kinderdisco und um 19 Uhr spielt die Guggenmusik auf, danach gibt es Partyhits bis um 23 Uhr. Jeder, der Spaß an der Fasnet hat, ist willkommen. Ziel ist es, den Narren aus der Region eine Gelegenheit zu bieten, sich auch außerhalb der Saison zu sehen, miteinander zu reden, auch vielleicht darüber, was in der kommenden fünften Jahreszeit verbessert werden kann, sagen die beiden Vertreter des Mottles Heers. 41 Vereine haben sie angeschrieben und rechnen am Samstag mit etwa 400 bis 500 Gästen. (GEA)