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Aktuell Entwicklung

Zwischen Idylle und Wohnungsbau in Walddorfhäslach

Die Gemeinde plant ein neues Baugebiet in Häslach. Einige sorgen sich um den Charme des Orts, andere möchten dort viele Wohnungen sehen.

Im  Neubaugebiet Fürhaupt 2 in Walddorfhäslach entstanden 2017 die ersten Häuser, wie das Archivbild zeigt. Im Dezember will der
Im Neubaugebiet Fürhaupt 2 in Walddorfhäslach entstanden 2017 die ersten Häuser, wie das Archivbild zeigt. Im Dezember will der Gemeinderat über das neue Baugebiet Brunnfeldstraße in Häslach abstimmen. Foto: Manfred Grohe
Im Neubaugebiet Fürhaupt 2 in Walddorfhäslach entstanden 2017 die ersten Häuser, wie das Archivbild zeigt. Im Dezember will der Gemeinderat über das neue Baugebiet Brunnfeldstraße in Häslach abstimmen.
Foto: Manfred Grohe

WALDDORFHÄSLACH. Es ist ein Thema, das die Menschen in Walddorfhäslach beschäftigt: Im Dezember will der Gemeinderat den Beschluss für das Neubaugebiet Brunnfeldstraße in Häslach treffen. Dieses Baugebiet ist als einziges von früher 17 übrig geblieben, die es erst in die engere Auswahl geschafft hatten. Ende September berichteten Walddorfhäslachs Bürgermeisterin Silke Höflinger und Mareike Fetzner, die Projektleiterin der Kommunalentwicklungsgesellschaft der LBBW für Walddorfhäslach, im Gremium über den aktuellen Stand. Klar ist, dass die Gemeinde neuen Wohnraum erschließen und nun das 1,82 Hektar große Gebiet angehen möchte. Geplant sind dort Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Doppel- und Reihenhäuser.

Genau über diese Art des Wohnraums gibt es aktuell eine Diskussion in der Gruppe Walddorfhäslach des sozialen Netzwerks Facebook. Angestoßen hat diese ein anonymer Nutzer oder eine anonymerin Nutzerin. Wer dahinter steckt, ist nicht klar. Manche kritisieren, dass der oder die im Verborgenen bleiben möchte, aber Kritik an der Art der Bebauung übt. Die Person nennt das große, neue Baugebiet super. »Allerdings verstehe ich nicht, dass es dann unbedingt überall Ein- oder eventuell Zweifamilienhäuser sein müssen. Wir haben doch so einen Wohnraummangel, dass wir uns von diesen Träumen langsam verabschieden sollten.« Dann regt die Person an: »Ich stehe voll und ganz dahinter, dass wir deutlich mehr Wohnraum für Familien brauchen. Aber mit tollen Konzepten könnte man hier auch viel mehr machen.« Außerdem hoffe die Person, dass Gemeindemitglieder bei der Vergabe der Bauplätze bevorzugt würden.

Wohnungen in Häslach sind rar

Daniela Reinhart schreibt in der Walddorfhäslach-Gruppe, dass es Bedarf an bezahlbarem Wohnraum gibt. »Ich würde sofort wieder nach Häslach ziehen, leider sind Vier-Zimmer-Wohnungen rar oder unbezahlbar.« Die Nachfrage sei hoch, ebenso wie die Mieten. »Würde es mal passen, bekommt man nicht mal eine Antwort.« Das könne an der Vielzahl der Anfragen liegen, vermutet Reinhart.

Andy Staller hat zu dem Thema eine andere Meinung und nennt ein Beispiel: »Also, mir persönlich sind kleinere Häuser oder Doppelhaushälften lieber wie diese Bunker, die man zum Beispiel in Neckartailfingen gebaut hat.« Robin Schraitle antwortet, dass die Chancen für eine Wohnung oder ein Haus höher sein würden, »wenn dort nicht irgendwelche Bauträger Acht-Familien-Häuser bauen und dann die Wohnungen so teuer wie möglich verkaufen.«

Nicht zu viel bauen

Michéle Rosenberger findet es generell schade, »dass wir alles zubauen müssen. Bald ist nichts mehr mit Dörfern.« Lena Herzog fragt, ob Felder für das nun geplante Neubaugebiet weichen sollen und ob das bisherige nicht ausreicht. »Wäre ja sehr schade um die schöne Natur hier. Immer alles zukleistern. Da geht es hin, das Dorfleben.«

Bürgermeisterin Silke Höflinger begrüßt die Diskussion im Ort. Sie sehe es sehr positiv, dass sich die Einwohner Gedanken über die bauliche Entwicklung machten. "Wir sind am Thema Geschosswohnungsbau dran. Der ist aber nicht in dem Gebiet Brunnfeldstraße geplant", sagt Höflinger und nennt die Erklärung: "Jedes Wohnbaugebiet muss sich der Umgebung, also der angrenzenden Wohngebiete, anpassen." An der Stelle in Häslach eigneten sich Ein- und Zweifamilienhäuser, Doppel- und Reihenhäuser." Der angeregte voluminösere Wohnungsbau sei dort am Rande von Häslach nicht möglich. "Der eignet sich eher für den Innenbereich der Orte, wo es weniger häufig Einfamilienhäuser gibt", ordnet Höflinger das Thema ein.

Wenig Siedlungsfläche

Dem Argument, dass so viel gebaut werde, begegnet die Bürgermeisterin mit einem Blick in die Flächenstatistik des Statistischen Bundesamts. Demnach sind nämlich von 1.444 Hektar Gemarkungsfläche nur 149 Hektar (10,3 Prozent) Wohnbaufläche. »Wir haben eine geringe Siedlungsfläche, aber viel Wald mit 486 Hektarn und 690 Hektarn landwirtschaftlichen Flächen.«

Allerdings seien in der Vergangenheit weitere Wohnhäuser entstanden, und die Siedlungsfläche habe auf 149 Hektar zugenommen. Höflinger beziffert das Wachstum auf 20 Hektar inklusive dem Gebiet Fürhaupt II zwischen Walddorf und Häslach. All diese Flächen zählten zur Innenentwicklung. »Davon sind sechs Hektar im engeren Innenbereich.« Das seien Bauverpflichtungen früherer Gebiete oder einzelne früher unbebaute Grundstücke. Die Sorge, dass durch das Bauen der dörfliche Charakter verschwinde, kann Höflinger verstehen. Sie beruhigt aber, dass dieser erhalten bleibe, auch wenn gebaut werde.

Orts- und soziale Kriterien

Wer im neuen Baugebiet zum Zuge komme, kann Höflinger schon zum Teil beantworten: »Ein nicht unerheblicher Anteil der Bauplätze wird - in Verbindung mit einer Bauverpflichtung von fünf Jahren ab Fertigstellung der Erschließungsanlagen - von den Grundstückseigentümerinnen und -eigentümern bebaut oder gegebenenfalls auch veräußert werden.« Für die von der Gemeinde vergebenen Grundstücke gebe es teils ortsbezogene, teils soziale Kriterien. Nach einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs sei es nicht erlaubt, nur Bauplätze an bisherige Einwohner zu vergeben. (GEA)