BAD URACH. Die Gartenschau im Jahr 2027 soll in jeder Hinsicht grün werden. Also nicht nur eine Menge Blumen und Bäume in die Stadt bringen, sondern sie auch ökologisch voranbringen. Das ist die eine Seite der Gartenschau. Die andere: Ende des vergangenen Jahres wurden am Ortsausgang Bad Urach Richtung Dettingen viele Bäume gefällt - die Baumstümpfe auf den kahlen Flächen sind unübersehbar. Wie passt das zusammen?
»Es tut uns auch weh, wenn wir Bäume fällen müssen«
Die Zahl - im alten Jahr gleich mal rund Hundert von 130 - »relativiert sich, wenn man ihren Zustand sieht«, sagt Walter Kugele. Was der Laie nicht sieht, sticht dem Uracher Stadtgärtner gleich ins Auge: Die meisten Bäume sind krank. Aus ganz unterschiedlichen Gründen. Ein guter Teil der Bäume wurde in den 70er-Jahren gepflanzt, vor rund einem halben Jahrhundert also. Sie wurden mehrstämmig gepflanzt, weiß Walter Kugele. Das sieht zwar hübsch aus, ist aber von Beginn an so etwas wie das Todesurteil für einen Baum. Der Grund: Über kurz oder lang sammelt sich Wasser in dem großen Zwischenraum. In dem Schmodder, der sich darin bildet, haben Pilze die besten Bedingungen, sich zu entwickeln. Irgendwann dringen sie in feine Risse in den Baum ein. Der Anfang vom Ende.

»Es tut uns auch weh, wenn wir Bäume fällen müssen«, sagt Walter Kugele. Aber lieber jetzt fällen als kurz vor oder gar während der Gartenschau. Der nächste große Sturm könnte einen Baum, der noch gesund aussieht, umwerfen. Der Stadtgärtner zeigt im mittleren Bereich des Kurparks einen stattlichen Baum, den die Berliner Landschaftsarchitekten von Planorama in ihre Pläne aufgenommen haben. Mit dem Blick des Stadtgärtners sieht man, dass auch dieser Baum im Inneren schon verpilzt ist. Nur noch eine Frage der Zeit, bis er auseinanderbricht. Dann hätte der Eigenbetrieb Gartenschau der Stadt Bad Urach nicht nur ein optisches Problem mitten im Kurpark: Die Kommune ist für die Verkehrssicherheit verantwortlich.
»Die Bäume sind um die 50 Jahre alt, und sie wachsen inzwischen eher rückwärts «
Nicht »einsturzgefährdet« war die kleine Allee aus Kugelahorn-Bäumen, die vom Haus des Gastes in die Mitte des Kurparks geführt hat. »Die waren voller Mehltau«, sagt Stadtgärtner Walter Kugele. Was dazu geführt hat, dass sie schon ab Ende August kaum mehr Blätter hatten. So ein Baum hat keine Zukunft. Die Allee ist inzwischen weg.

Ein weiteres Problem: Die Bäume, die auf dem großen Parkplatz im Kurgebiet in den Reihen zwischen den Autos stehen, stehen viel zu dicht. »Die Bäume sind um die 50 Jahre alt, und sie wachsen inzwischen eher rückwärts«, beschreibt Walter Kugele das traurige Bild. Wie es anders aussehen könnte, zeigt ein Baum der gleichen Art, der ein paar Meter daneben frei steht. Er ist halb so alt, aber doppelt so groß. Warum die Bäume vor einem halben Jahrhundert viel zu dicht gepflanzt wurden? »Damals wusste man vieles noch nicht«, sagt Walter Kugele.

Die Bäume wurden bodeneben abgesägt, im Frühjahr werden die Stümpfe rausgefräst. »Vieles von dem Holz lässt sich weiterverwerten«, freut sich Michaela Breuer, die für die städtische Grünplanung zuständig ist. Viele Stämme werden nicht gehäckselt, sondern finden in den neuen Biotopen für Zauneidechsen und Co. eine weitere Verwendung. Vielleicht freut sich auch ein neuer Uracher Bewohner daran: Im unteren Parkbereich Richtung Dettingen wurden Fraßspuren eines Bibers gefunden.
