WANNWEIL. Alex Bernhard hält’s fast nicht mehr aus. Der passionierte Bahnfahrer ärgert sich schon seit geraumer Zeit gewaltig über die zunehmende Unzuverlässigkeit der Bahn in seinem Heimatort Wannweil. Es werde immer schlimmer. Bei einem Treffen mit dem GEA am Wannweiler Bahnhof zeigt er wie zum Beweis auf die aktuelle Fahrgastinformation. Auf dem Bahnsteig ist per Leuchtschriftanzeige zu erkennen: Der Regionalzug nach Herrenberg kommt später. Nicht ein paar Minuten, sondern gleich satte 110 Minuten. Also hat er knappe zwei Stunden Verspätung auf einer Strecke, die er sonst innerhalb einer Gesamtzeit von etwa 35 Minuten bewältigt.
»Das ist schon ein Hammer«, sagt Alex Bernhard, es füge sich aber in ein miserables Gesamtbild ein, dass die Bahn allein für Fahrgäste und Pendler auf dem Bahnhof in Wannweil hinterließe.
Für Wannweil komme noch eine ganz besondere Situation hinzu: »Es ist toll, dass unser Ort durch seinen kleinen Bahnhof an das internationale Schienennetz angebunden ist. Gleichzeitig gibt’s aber keine Anbindung an den Busverkehr nach Reutlingen.« Deshalb spiele sich gerade am Bahnhof von Wannweil fast täglich ein bisweilen aberwitziges Schauspiel ab, erzählt er.
Viele Schulkinder aus Wannweil würden zu den weiterführenden Schulen nach Reutlingen pendeln. Da es aber mittlerweile reine Glückssache sei, ob sie einen Zug erwischen und auch pünktlich in Reutlingen ankommen, seien Eltern dazu übergegangen am Wannweiler Bahnhof abzuwarten, ob ihre Kinder auch einen halbwegs pünktlichen Zug erwischen.
Sollte das nicht der Fall sein oder der entsprechende Zug wieder mal komplett ausfallen, würden sie kurzerhand zu »Taxi-Eltern« und ihre Kinder mit dem Auto zur Schule nach Reutlingen fahren. »Das ist doch ein Irrsinn. Die Bahn verursacht dadurch nur noch mehr Autoverkehr.«