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Aktuell Geschichte

Was der Metzinger Stadtarchivar über Straßennamen herausgefunden hat

Ein Ortsplan von Neuhausen aus dem Jahr 1845 mit Ergänzungen bis 1929. FOTO: STADTARCHIV METZINGEN
Ein Ortsplan von Neuhausen aus dem Jahr 1845 mit Ergänzungen bis 1929. FOTO: STADTARCHIV METZINGEN
Ein Ortsplan von Neuhausen aus dem Jahr 1845 mit Ergänzungen bis 1929. FOTO: STADTARCHIV METZINGEN

METZINGEN. In Neuhausen kamen Straßennamen ab der Mitte des 19. Jahrhunderts auf, wie aus einem Ortsplan zu entnehmen ist. Damals wurden die innerörtlichen Straßen als Dorfstraße bezeichnet. So gab es die Obere Dorfstraße, die heutige Uracher Straße, die Mittlere Dorfstraße, ein Teil der heutigen Metzinger Straße bis zur Erms, und die Untere Dorfstraße, die heutige Klosterstraße. Hinzu kamen die Eninger Straße und die davon abzweigende Glemser Straße, die Metzinger Straße, die damals am Gasthaus Salon begann, und die Kelternstraße. An kleineren Straßen und Wegen waren die Ledergasse, die Buizengasse, die Fabrikgasse, die Mühlbachgasse, Bindhof, Fronhof, Musel und der Kugelwasenweg vorhanden.

Mit der Vergrößerung des Ortes um die Jahrhundertwende wurden im nördlichen Ortsteil neue Straßen angelegt, so die Wolfgrubstraße, die Wehrstraße, die Lange Straße und später die Kurze Straße, die Gartenstraße sowie die Wilhelm- und die Karlstraße. 1933 stand der Neuhäuser Gemeinderat einer Umbenennung von Straßen abwartend gegenüber. »Die Ehrung unserer derzeitigen Volks- und Staatsführer durch Benennung von Straßen und Plätzen nach ihren Namen geschieht vielerorts«, ist im Protokoll zu lesen, »in Übereinstimmung mit dem ausgesprochenen Wunsch der Führer sieht der hiesige Gemeinderat davon ab, bestehende Straßennamen umzubenennen und hält es für würdiger und auch zweckmäßiger, neuen Straßen den Namen unserer Volks- und Staatsführer beizulegen und dies einer späteren Beschlussfassung vorzubehalten.«

Im Februar 1934 benannte der Gemeinderat eine Straße entlang der Bahnlinie in Adolf-Hitler-Straße. Damit kam er dem Erlass des Reichsministers des Innern zuvor, der anordnete, dass »die Verleihung von Ehrenbürgerschaften, Straßenum- und Straßenneubenennungen nach Lebenden künftig unterbleiben sollen«. Nach dem Tod von Reichspräsident von Hindenburg im August 1934 benannte die Gemeinde eine Straße nach ihm, die heutige Theodor-Heuss-Straße.

Neue Straßen wurden in den 1930er-Jahren nach Friedrich Schiller und Friedrich Silcher benannt. Im Mai 1945 verfügte Bürgermeister Theurer die Umbenennung der Adolf-Hitler-Straße in Liststraße. Namensgeber war der Reutlinger Nationalökonom und Eisenbahnpionier Friedrich List.

Vögel in der Hardtsiedlung

Mit dem Bau der Hardtsiedlung wurden die Straßen dort 1954 nach Vogelnamen benannt. Zum Schwalbenring, der Lerchenhalde, dem Finkenweg und dem Drosselweg kamen später der Taubenweg, der Storchenweg und der Kuckucksweg hinzu. Im Rahmen der Eingliederung von Neuhausen nach Metzingen wurden bis 1975 zahlreiche Straßen in Neuhausen umbenannt, um Doppelungen von Stra-ßennamen innerhalb des Stadtgebiets zu vermeiden.

In Glems gab es über die Jahrhunderte hinweg eine Nummerierung der Gebäude. Erst im Jahr 1932 wurden hier offiziell Straßennamen und Hausnummern eingeführt. Gleichwohl besaßen die Straßen bereits Straßennamen. So teilte sich die Durchgangsstraße in die Eninger Straße und die Neuhauser Straße, benannt nach den beiden Nachbarorten, in deren Richtung die jeweilige Straße führt. Hinzu kamen Straßen nach markanten Gebäuden des Ortes. Hierzu zählten die Kirchstraße, die Keltergasse, das Hirschgässle und das Mühlgässle. Die Kirchstraße hieß in ihrem oberen Teil 1907 Weihergasse, und die Hochwiesenstraße wurde 1882 als Kühgasse angelegt. Der Affalterweg erhielt seinen Namen nach dem Flurnamen Affalter, einer alten Bezeichnung für Apfelbaum. (eg/GEA)

 

METZINGER STRAßENNAMEN

In der Entstehung der Straßennamen in Metzingen spiegeln sich zugleich historische Entwicklungen im Land und in der Stadt in den letzten beiden Jahrhunderten wider. Dies wurde zuletzt bei der Diskussion um die Hindenburgstraße deutlich. Die Geschichte der Metzinger Straßennamen war ein bislang unbearbeitetes Thema. Dementsprechend gibt Stadtarchivar Rolf Bidlingmaier in einer kleinen Artikel-Serie einen Überblick über die Entstehung und Bedeutung der Metzinger Straßennamen. (GEA)

BROSCHÜRE

Die Beiträge der Zeitungsserie »Metzinger Straßennamen und ihre Geschichte« wurden in einer Broschüre des Stadtarchivs zusammengefasst. Das Heft enthält darüber hinaus ein Verzeichnis sämtlicher Straßennamen in Metzingen, Neuhausen und Glems mit dem Datum ihrer Benennung und der Erklärung ihrer Bedeutung. Die Broschüre ist kostenlos am Empfang im Rathaus erhältlich. (GEA)