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Aktuell Geschichte

Warum sind am Uracher Schloss so viele Palmen zu sehen

Im Themenjahr »Exotik. Faszination und Fantasie« beleuchten Schlösser und Gärten das Außergewöhnliche

Im Goldenen Saal des Residenzschlosses Urach ist diese Palme als Detail abgebildet. Sie erinnert an die Wallfahrt des jungen Gra
Im Goldenen Saal des Residenzschlosses Urach ist diese Palme als Detail abgebildet. Sie erinnert an die Wallfahrt des jungen Grafen Eberhard nach Jerusalem. Die Schrift zeigt in kunstvollen Lettern den Wahlspruch Eberhards: "Attempto" – "Ich wag’s. Foto: Staatliche Schlösser und Gärten
Im Goldenen Saal des Residenzschlosses Urach ist diese Palme als Detail abgebildet. Sie erinnert an die Wallfahrt des jungen Grafen Eberhard nach Jerusalem. Die Schrift zeigt in kunstvollen Lettern den Wahlspruch Eberhards: "Attempto" – "Ich wag’s.
Foto: Staatliche Schlösser und Gärten

BAD URACH. Eberhard im Bart war einer der wichtigsten Herrscher Württembergs. Im Juli 1468 wurde er in Jerusalem zum Ritter vom Heiligen Gral geschlagen – ein Ereignis, das den jungen Grafen nachhaltig prägte. Im Residenzschloss Urach erinnern zahlreiche Palmendarstellungen an die Pilgerreise des Grafen. Mit dem Themenjahr »Exotik. Faszination und Fantasie« beleuchten die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg das Außergewöhnliche in den Monumenten.

Die Wallfahrt nach Jerusalem erlebte im 15. Jahrhundert ihre Blüte. Zahlreiche Adlige wollten dort die heiligen Stätten der Christenheit sehen. Doch das Heilige Land bot noch mehr: Die Reisenden mussten Abenteuer bestehen, konnten fremde Länder und Menschen kennenlernen und dabei Mut und Tapferkeit beweisen. Einer der Höhepunkte war es, sich in der Grabeskirche zum Ritter vom Heiligen Gral schlagen zu lassen. Auf seiner Pilgerreise soll er versprochen haben, seinen Bart zukünftig nicht mehr zu schneiden – daher der Beiname »im Bart«. Zusätzlich sollte ein Wahlspruch den weiteren Lebensweg des frischgebackenen Ritters vom Heiligen Gral begleiten. Graf Eberhard wählte die lateinische Devise »Attempto«, »Ich wag’s«. Etwas später als der berühmte Wahlspruch taucht die Palme, das persönliche Zeichen von Graf Eberhard, in Bad Urach auf.

Älteste Palmen-Darstellung von 1474

Das Residenzschloss Urach zieren bis heute innen wie außen zahlreiche Palmendarstellungen und versprühen exotisches Flair. Die älteste nachgewiesene Darstellung befindet sich an der Decke des Torturms beim Residenzschloss – zusammen mit der bedeutungsvollen Jahreszahl 1474, dem Jahr der Heirat des Grafen. Vermutlich war es seine italienische Ehefrau Barbara Gonzaga, die ihm den Brauch ihrer Landsleute näherbrachte, eine sogenannte »Imprese« zu führen. Eine Imprese ist ein symbolisches Bild, das – anders als ein Wappen – nur einer bestimmten Person zugeordnet wird. Graf Eberhards Wahl fiel auf die exotische Palme: Sie steht für Kraft, Stärke, ewiges Leben und Fruchtbarkeit. Die Eberhard-Karls-Universität Tübingen, die 1477 von ihm und seiner Mutter Mechthild gegründet wurde, führt die Palme bis heute in ihrem Logo.

50 exotische Gewächse

In Bad Urach hat sich ein früher Nachweis von Graf Eberhards Wahlspruchs erhalten: auf dem 1472 entstandenen Betstuhl des Grafen, der in der Amanduskirche zu sehen ist. Im Uracher Schloss ist nicht nur die älteste Darstellung von Graf Eberhards Palme zu finden. Das Gebäude beherbergt rund 50 Stück der exotischen Gewächse – in Form von Malereien an Wänden und Türen. Im Palmensaal präsentieren sich die namensgebenden Pflanzen am eindrucksvollsten: Acht monumentale Palmen »wachsen« an den Wänden empor und tragen die Wappen der Urgroßeltern Graf Eberhards. Hier steht die Palme mit ihren ausgreifenden Wedeln. Im Goldenen Saal, der zu Zeiten Eberhards noch den Namen »Gläserne Stube« trug, zieren die Palmen neben den Wänden die Prunkportale und einen Ofen. Doch die Palme ist nicht das einzige Außergewöhnliche im Residenzschloss Urach. Bei den Sonderführungen am 15. August und 5. September geht es auf Spurensuche durch die Epochen. Eine Anmeldung ist erforderlich. (pm)

 

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