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Warum Nadelholz im Bad Uracher Stadtwald wenig Chancen hat

Beim Waldumgang des neu zusammengesetzten Bad Uracher Gemeinderats gibt der Forst einen Einblick in seine Arbeit und erklärt Basics: Das Prinzip der Naturverjüngung soll intensiviert werden, Nadelholzanbau ist problematisch.

So sieht der Bad Uracher Stadtwald auf einer forstwirtschaftlichen Karte aus: Die Vertreter des Forstes gaben beim Waldumgang Ei
So sieht der Bad Uracher Stadtwald auf einer forstwirtschaftlichen Karte aus: Die Vertreter des Forstes gaben beim Waldumgang Einblick in ihre Arbeit beim Waldumgang Foto: Kirsten Oechsner
So sieht der Bad Uracher Stadtwald auf einer forstwirtschaftlichen Karte aus: Die Vertreter des Forstes gaben beim Waldumgang Einblick in ihre Arbeit beim Waldumgang
Foto: Kirsten Oechsner

BAD URACH. Starkholzhieb und Naturverjüngung, Forsteinrichtungswerk und Zieldurchmesserernte: Die Welt des Waldes ist forstwirtschaftlich gesehen eine ganz eigene. Ein Mal im Jahr tauchen Gemeinderäte und Mitarbeiter der Verwaltung vor Ort tief darin ein, werden vom Forst mit wichtigen Details und Entwicklungen zum Stadtwald vertraut gemacht. Anders am Freitag, da gab’s angesichts der zahlreichen neuen Gremiumsmitglieder entlang der fünf Kilometer langen Strecke vom Parkplatz Eppenzill bis ins Sporthaus Sirchingen erst einmal eine Einführung in die Basics. »Wir wollen einen Einblick in den Forstbetrieb geben und unsere Arbeit geben«, erklärte Michael Herb. Der Leiter des Forstbezirks Nord hatte eine große Entourage mit dabei: Neben den beiden Revierförstern Ulrich Wahl und Ulrich Meyer, war auch Steffen Knaus vom Kreisforstamt sowie die vier eigenen Waldarbeiter auf die vernebelte Albhochfläche gekommen.

Laufend Neues erfahren hieß das Motto, Fragen waren laut Herb ausdrücklich erwünscht und immer wieder wurde der Blick der Mitlaufenden auf Besonderheiten und vermeintliche waldtypische Kleinigkeiten gelenkt. Die erste Station diente denn auch gleich der allgemeinen Einführung: Auf einer Karte war der 1600 Hektar große multifunktionale Stadtwald im Detail zu sehen – für Laien ein Buch mit sieben Siegeln. »Wir können daraus sehr viel herauslesen«, machte Herb deutlich. Jede Baumart hat eine bestimmte Farbe, grün dominiert auf dem Bad Uracher Exemplar: Dabei handelt es sich um die landschaftsprägende Buche. Der Stadtwald besteht zu 90 Prozent aus Laubholz, davon sind wiederum 65 Prozent Buche. Der Nadelholzanteil ist gering, doch Fichte und Douglasie werden laut Herb angebaut, um die heimische Holzindustrie mit hochwertigem Holz versorgen zu können. Insgesamt sei der Bad Uracher Wald gut und stabil aufgestellt. Klimabedingte Schäden würden sich noch in Grenzen halten: »Wir haben sogar einen Vorratszuwachs.« Ziel sei, so Herb: »Möglichst viele Baumarten im Wald zu haben, das wertet ihn auf und macht ihn noch stabiler.«

75 Prozent in Steillagen

Wenige Meter weiter waren zahlreiche rot markierte Bäume sichtbar, der Grund ist laut Revierförster Ulrich Wahl einfach: In der Abteilung 16, Distrikt Hann steht diesen Winter zwischen der Straße nach Bleichstetten und dem Albtrauf auf einer Fläche von 6,5 Hektar ein Starkhieb an. 700 Festmeter sollen in Eigenregie geerntet werden. 75 Prozent des Bad Uracher Stadtwaldes befindet sich in Steillagen, der geplante Hieb findet auf der Albhochfläche statt: »Wenn alle Flächen so eben wären, hätten wir ein sattes Plus«, bemerkte Bürgermeister Elmar Rebmann, die Arbeit in Steillagen sei aufwändiger und dadurch teurer. »Ein deutliches Plus werden wir nie erreichen.«

Der Forst kümmert sich als Dienstleister um den Bad Uracher Stadtwald und pflegt das Prinzip der Naturverjüngung. Das heißt, dass sich der Wald aus dem natürlichen Bestand verjüngt und Neuanpflanzungen vermieden werden sollen. Denn Forstkulturen anzulegen sei, so die Ausführungen der Fachleute, teuer. Naturverjüngungsflächen sein im Gegenteil dazu sogar ein wertvolles Kapital: Bei Sturm habe man dadurch die Folgegeneration des Waldes bereits auf der Fläche und müsse ihn nicht neu anpflanzen. Die Verjüngungsflächen sollen weiter ausgebaut werden, allein in den nächsten zehn Jahren sollen 70 Hektar Stadtwald verjüngt werden: »Die Naturverjüngung mach den Wald stabiler und passt sich besser den Standorten an«, erläuterte Herb.

Ziel: Zehn Prozent Nadelholz halten

Anderseits erschwere es das Prinzip der Laubholzverjüngung, wie an einer weiteren Haltestation deutlich wurde, das Niveau an Nadelholz zu halten oder es sogar auszubauen – Neupflanzungen von Fichte und Douglasie seien laut Wahl schwierig. Denn: »Im freien Spiel der Kräfte zieht die Naturverjüngung dem Nadelholz davon.« Im Stadtwald seien kaum Flächen zu finden, auf denen Nadelholz in vertretbarem Aufwand hochzubringen seien. Deshalb sei man froh, wenn der Anteil von zehn Prozent Nadelholz zu halten sei: »Wir tun, was wir können«, machte Wahl deutlich. Michael Herb verdeutlichte die Notwendigkeit: »Ein Betrieb ohne Nadelholz ist blöd, die Holzindustrie braucht es.«

Waldumgänge dienen nicht nur der Information, sondern sind eine willkommene Möglichkeit in lockerem Rahmen fraktionsübergreifend wie auch mit Verwaltungsmitarbeitern und dem Bürgermeister ins Gespräch zu kommen. Sie ermöglichen aber auch, Bad Urach neu zu entdecken: So manche Aussichtspunkte oder Höhlen entlang des Weges waren den Mitlaufenden unbekannt. (GEA)