WALDDORFHÄSLACH. Wer auf der B 27 zu schnell unter der Brücke bei Walddorfhäslach fährt, bekommt Post. In dem Umschlag ist dann ein Blitzerfoto zu sehen. Denn die Blitzer in Fahrtrichtung Stuttgart und Tübingen sind nach wie vor in Betrieb - auch wenn es in den vergangenen Monaten und Jahren etwas ruhiger um die Anlagen geworden ist. Das war 2018 noch ganz anders. Damals war unter der Brücke auf der Bundesstraße eine Baustelle und deshalb statt Tempo 120 nur 60 Stundenkilometer erlaubt. Wie Anna Ioannidis, Sprecherin des Landratsamts Reutlingen, auf GEA-Anfrage mitteilt, kam es 2018 zu 188.991 Überschreitungen der Geschwindigkeit. Die Behörde ist im Kreis für Geschwindigkeitsmessungen zuständig. Damals haben die Blitzer dem Kreis Einnahmen von 4,14 Millionen Euro verschafft.
Das Folgejahr 2019 stach auch noch aus der Statistik mit 46.350 Überschreitungen und 1,38 Millionen Euro Einnahmen durch den Landkreis heraus. Anna Ionannidis ordnet die Zahlen ein: »Überschreitungen bedeuten erfasste Verstöße. Nicht jede Überschreitung mündet am Ende in ein Ordnungswidrigkeitsverfahren beziehungsweise kann als Verfahren abgeschlossen werden.«
Die Einnahmen sinken
Nach diesen beiden Jahren hat sich die Zahl der Geschwindigkeitsüberschreitungen auf der B 27 bei Walddorfhäslach reduziert. Im Jahr 2020 fuhren nur noch 31.122 Fahrer zu schnell und mussten dafür 627.572 Euro zahlen. Danach ging die Zahl der Temposünder noch weiter zurück auf nur noch 28.517 im Jahr 2021 und 480.878 Euro. Dann gab es eine Auffälligkeit: Noch weniger Verstöße, aber mehr Einnahmen für den Landkreis im Jahr 2022. Konkret waren es damals 22.549 Tempoverstöße, aber 714.594 Euro Bußgelder. Anna Ioannidis vom Landratsamt hat dafür eine Erklärung: »Der sprunghafte Anstieg der Einnahmen in 2022 ist durch die Änderung und Verschärfung des bundeseinheitlichen Bußgeldkatalogs zu begründen.« Dass gerade in dem Jahr die Fallzahlen geringer als 2021 und 2020 sind, hänge insbesondere mit Straßenbaustellen auf der B 27 zusammen, schildert die Sprecherin die Sicht der Behörde.
Im Jahr 2023 haben die Blitzer an der Bundesstraße bei Walddorfhäslach mit 30.266 Mal wieder öfter ausgelöst und nur noch 589.723 Euro generiert. »Die Anzahl der Überschreitungen hat sich in den vergangenen Jahren bei etwa 30.000 Überschreitungen eingependelt«, zieht Ioannidis ein Fazit.
Bürger wünschen mehr Tempo-Kontrollen
Auch für die Geschwindigkeitsüberwachung auf allen Straßen der Gemarkung von Walddorfhäslach ist das Landratsamt zuständig, genauso wie für die 23 weiteren Gemeinden im Kreis Reutlingen. »Die Thematik überhöhte Geschwindigkeit besteht in Walddorfhäslach genauso wie in anderen Gemeinden. Eine besondere Auffälligkeit gibt es in Walddorfhäslach diesbezüglich nicht«, beschreibt Anna Ioannidis die Situation. In der Gemeinde habe es im Jahr 2023 acht mobile Messungen gegeben. Hinzu kommt noch ein zeitweise dort abgestellter Blitzer in der Optik eines Auto-Anhängers am Ortseingang von Häslach in Fahrtrichtung Schlaitdorf. An den neun Messpunkten wurden insgesamt 40.784 Fahrzeuge erfasst, von denen 1.351 zu schnell fuhren. Das entspricht einer Verstoßquote von 3,3 Prozent.
Regelmäßig meldeten sich Bürger beim Landratsamt mit der Bitte um mobile Geschwindigkeitskontrollen, sagt Anna Ioannidis. Die Wünsche würden dann daraufhin geprüft, ob sie zielführend und ihre Umsetzung an der angeregten Stelle möglich seien. Das hänge vom Ort ab. »Grundsätzlich wird zunächst immer eine öffentliche Fläche benötigt oder eine private Fläche mit ausdrücklicher Erlaubnis, dort die Geräte aufzustellen und Kontrollen durchzuführen.« Es sei eine Priorisierung notwendig.
Keine Unfallschwerpunkte
In Walddorfhäslach gebe es keine Unfallhäufungsstellen oder Unfallhäufungen wegen überhöhter Geschwindigkeit, teilt Anna Ioannidis mit. Im November hatte Michael Schaal, ein Sprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen, berichtet, dass sich von 103 Unfällen im Jahr 2023 nur zwei wegen nicht angepasster Geschwindigkeit ereignet hätten (wir berichteten). Am 18. Juli stürzte deshalb ein Fahrradfahrer in der Walddorfer Straße in Häslach. Zudem fuhr am 26. November ein Autofahrer in den frühen Morgenstunden auf der glatten B 27 bei winderlichen Straßenverhältnissen zu schnell. Beide Beteiligten wurden bei den Unfällen leicht verletzt. (GEA)