WANNWEIL. Dem Wannweiler Gemeinderat fehlt der Durchblick. Zumindest was den Strom-, Wasser-, Gas- und Ölverbrauch der Liegenschaften im Ort angeht. Aber noch viel wichtiger: Den Räten fehlt der Überblick darüber, an welchen Stellen die Kommune möglicherweise noch sparen könnte. Das missfällt vor allem der CDU-Fraktion im Gremium. Sie fordert mehr Transparenz in Sachen Energieverbrauch und Einsparpotenzial.
Noch bis 2005 hatte die Verwaltung regelmäßig Energieberichte erstellt und diese dem Gemeinderat vorgelegt, berichtete Erich Herrmann, Fraktionsvorsitzender der CDU, in der jüngsten Sitzung. Der letzte Bericht stammt von 2004. »Und dann ist es eingeschlafen«, kritisierte er. Neue Energiebilanzen seien nun dringend nötig – auch und vor allem, um gezielt sparen zu können.
»Und dann ist es eingeschlafen«
Bereits Anfang des Jahres hatte die CDU-Fraktion hierzu einen Antrag gestellt. In diesem hatte sie die Gemeindeverwaltung aufgefordert, künftig wieder Energieberichte zu erstellen. »Wir brauchen wieder einen Überblick darüber, was auf den Liegenschaften läuft und wie hoch der Energieverbrauch der Gemeinde ist«, bekräftigte Herrmann in der Sitzung.
Bürgermeister Dr. Christian Majer hatte bereits vorab in einer schriftlichen Stellungnahme wegen einer »schlanken Verwaltung«, was wenig Personal bedeutet, empfohlen, diese Aufgabe an die Klimaschutzagentur des Landkreises Reutlingen zu vergeben. Diesen Vorschlag der Gemeindeverwaltung hat das Gremium einstimmig beschlossen.
Die jährlichen Energieberichte der Klimaschutzagentur sollen der Gemeindeverwaltung und den Räten Daten liefern und das Einsparpotenzial sichtbar machen. Das funktioniert per App oder einen Webbrowser. Über einen QR-Code werden die Daten direkt an die Klimaschutzagentur weiter geleitet. Doch zunächst muss die Gemeinde investieren: Die Kosten für die Einführung des neuen Energiemanagements werden mit einem Zuschuss von mehr als 50 Prozent gefördert. Nur 4 545 Euro muss die Gemeinde selbst beisteuern.
»Den Auftrag an die Klimaschutzagentur zu vergeben ist sinnvoll – auch wenn ich der Meinung bin, dass unsere Verwaltung das auch selbst könnte«, sagte Herrmann. Eine Anspielung darauf, dass die früheren Energieberichte federführend von dem ehemaligen Kämmerer Ralf Knop erarbeitet worden waren.
Uneinigkeit zwischen Gemeinderäten und dem Bürgermeister gab es bei der Frage, ob es für das Projekt einen offiziellen Zuständigen braucht. »Einen förmlichen Energiebeauftragten bedarf es dafür nicht«, hatte der Bürgermeister ebenfalls in seiner Stellungnahme an Herrmann geschrieben. Die Verwaltung spreche sich ohnehin bei vielen Themen untereinander ab. Eine Einzelperson zu beauftragen, sei deshalb nicht nötig.
»Wir brauchen einen Ansprechpartner«
Dafür gab’s Widerspruch im Gemeinderat. Herrmann wies auf die Wichtigkeit eines – auch formell festgelegten – "Kümmerers" hin. »Wir brauchen einen Ansprechpartner«, sagte auch Dr. Christoph Treutler (GAL). Zuletzt stimmten die Räte mehrheitlich für einen Energiebeauftragten. Bürgermeister Majer enthielt sich. Die Gemeindeverwaltung will hierfür eine Person bestimmen. Unklar blieb, wann genau der erste Bericht der Klimaschutzagentur vorliegen wird. Bis zum Sommer könnten die zur Ablesung der Zähler benötigten QR-Codes zwar angebracht werden, wie schnell die Daten ausgewertet werden können, sei aber noch nicht abzuschätzen. "Es ist unklar, wie schnell die Klimaschutzagentur arbeiten kann", sagte Majer. Ein umfangreicher Bericht sei vermutlich erst für das Jahr 2021 zu erwarten. Inwiefern dem Gemeinderat bereits Daten für dieses Jahr vorgelegt werden können, müsse noch geklärt werden. "Wir werden prüfen, wie wir eine Übersicht für 2020 bekommen", sagte der Bürgermeister den Räten zu.
Wie lange die Agentur verpflichtet wird, sei noch nicht festgelegt. »Ich bin dafür, nur Geld auszugeben, woraus man auch einen Nutzen zieht«, sagte Majer und ergänzte: »Wir wollen einsparen.« Wie viel, werde sich zeigen. (mewe)