WALDDORFHÄSLACH. Wie kann man Jugendliche für Demokratie begeistern und wie kann man sie vor allem auch vor (Rechts-)Extremismus bewahren? Über seine Erfahrungen mit diesen Themen sprach jetzt Sozialarbeiter Cord Dette, der seit vielen Jahren in der Offenen Jugendarbeit unterwegs ist, auf einer Veranstaltung der SPD-Pliezhausen-Walddorfhäslach. Eine seiner Antworten: Jugendlichen auf Augenhöhe begegnen und Freiräume für sie schaffen.
»Junge Menschen wollen ernst genommen werden«
Dies ist eine der zentralen Stellen von Dettes Arbeit, auch im Demokratiezentrum Baden-Württemberg. »Junge Menschen wollen ernst genommen werden«, betont Dette. Es müssten Räume geschaffen werden, in denen sie mitentscheiden könnten. Nichts sei schlimmer, gerade mit Blick auf das Demokratieverständnis, wenn man den Jugendlichen den Eindruck vermittle, »man wird gefragt, aber eigentlich ist die Antwort egal«.
Es sei wichtig, dass die Jugendlichen ihre eigenen Wege gehen könnten, so Dette weiter. Aber die jungen Menschen brauchten dabei auch ein paar Wegweiser, eine Orientierung. Eine Orientierung bedeute aber nicht, dass man ihnen den Weg vorschreibe. Man müsse zudem jungen Menschen vermitteln, was Demokratie bedeute. Dazu gehöre zum Beispiel, dass sie lernen müssten, andere Meinungen auszuhalten. Demokratie bedeute nicht, dass man immer seinen Willen bekomme.
Den Erwachsenen hielt Dette vor, dass sie oft dächten, junge Menschen seien kleine Erwachsene. Doch Kinder und Jugendliche hätten ganz andere, eigenständige Themen, die für sie wichtig seien, »ein eigenes Strukturempfinden«. Dieses unterschiedliche Empfinden, was zum Beispiel den Tagesablauf, die Sexualität oder den Job angehe, sei manchmal ein großes Problem und berge Konfliktpotenzial zwischen jungen Menschen und Erwachsenen.
Sich selbst und die Offene Jugendarbeit sieht Dette deshalb als Brückenbauer. Sie seien nicht Teil der Jugendkultur, seien nicht die Kumpels der Jugendlichen, stünden aber andererseits auch nicht aufseiten der Erwachsenen. Es gehe für die Offene Jugendarbeit darum, zwischen beiden Seiten zu vermitteln.
Jugendliche brauchten ihre Freiräume, sie brauchten aber auch eine gewisse Hilfestellung, wie ein soziales Miteinander funktioniere. Dass man dieses Miteinander aushandle, diskutiere, dass man nicht Andersdenkende von vorneherein stigmatisiere. Dies sei eben Demokratie, und »Demokratie ist manchmal auch richtig schwer«.
»Demokratie ist manchmal richtig schwer«
Dette ist Fachbereichsleiter der Jugendarbeit in Mariaberg. Die gemeinnützige Mariaberger Ausbildung & Service-Gesellschaft als Trägerin der Mariaberger Jugendarbeit hat ein Netzwerk für Demokratie, Menschenrechte und Zivilcourage in der Region Schwäbische Alb mit ins Leben gerufen. Dieses »Albbündnis für Menschenrechte« ist in vier Landkreisen aktiv und vernetzt die Jugendarbeit mit Polizeidienststellen, Jugendämtern, freien Trägern, mit der Jugendstiftung Baden-Württemberg und mit dem Kommunalverband für Jugend und Soziales.
Das »Albbündnis«, so Dette, beschäftige sich immer wieder mit den Themen Rechtsradikalismus und Menschenfeindlichkeit. Das Bündnis habe sich zum Ziel gesetzt, aufzuklären und strategisch gegen das Thema Menschenfeindlichkeit zu handeln. Zudem arbeitet Dette für das Demokratiezentrum Baden-Württemberg, das sich etwa mit den Feldern Extremismus, präventive Bildungsarbeit und Menschenrechtsbildung auseinandersetzt. (GEA)