PLIEZHAUSEN. Aktuell werden die Haushalte in Pliezhausen ausschließlich mit Wasser aus dem Bodensee versorgt. Das hat Holger Schmid, der stellvertretende Leiter der Pliezhäuser Bau- und Liegenschaftsverwaltung, auf GEA-Anfrage gesagt. Der Grund dafür ist das durch die starken Niederschläge am Wochenende angestiegene Grundwasser. Darum ist der Brunnen im Kies des Neckartals, ein sogenanntes Grundwasseraquifer, aktuell wegen des Hochwassers noch außer Betrieb. »In den tiefen Stellen der Täler, im Neckartal wie im Ermstal, sammeln sich das Grundwasser und das Oberflächenwasser der Flüsse«, berichtet Schmid.
Zu normalen Zeiten wird die Bevölkerung von Pliezhausen zu zwei Dritteln mit Wasser vom Bodensee und zu einem Drittel mit Grundwasser aus dem Neckartal versorgt. »Das ist unser Glücksfall, dass wir, wenn ein Zweig der Wasserversorgung ausfällt, die Bevölkerung mit Wasser aus dem anderen Zweig versorgen können.« Dafür sorgt ein kommunaler Eigenbetrieb, wobei die technische Betriebsleitung bei der Ammertal-Schönbuchgruppe (ASG) liegt.
Hochwasser aus dem Neckar drückt in die Leitungen
Ralf Göttsche, der Geschäftsführer des Zweckverbands Wasserversorgung Ammertal-Schönbuch-Gruppe (ASG), erklärt die Hintergründe: »Der Brunnen steht teilweise in den Neckarkiesen und korrespondiert mit dem Neckar.« Der Kies wirke wie ein langsamer Filter. »Bei Hochwasser merken wir innerhalb von 12 bis 24 Stunden, dass das Neckarwasser reindrückt. Dann nehmen wir den Brunnen außer Betrieb«, sagt Göttsche. Täten sie das nicht, würde dieser von innen überlaufen. »Das Wasser steigt auf und will ganz nach oben. Wir pumpen es aber aktuell ab und leiten es in die Fläche am Neckar in Gräben ab.«
In den vergangenen Jahren habe der Brunnen nicht außer Betrieb gehen müssen. »Das kommt etwa alle zwei bis vier Jahre vor«, ordnet Göttsche ein. Die Schwebstoffe, die das Wasser des Flusses braun färben, seien für die Trinkwasserqualität kein Problem. »Der Boden wirkt da wie ein Filter.« Heißt, die Schwebstoffe kommen gar nicht im Trinkwasser an.
Ein Drittel Grund-, zwei Drittel Bodenseewasser
Wie lange der Neckarpegel noch so hoch sein wird, dass der Brunnen außer Betrieb bleibt, ist unklar. »Aktuell geht das Neckarhochwasser sehr schnell zurück. Darum rechnen wir mit zwei bis vier Tagen«, sagt Göttsche am Mittwoch. Dann kann die Wasserversorgung von 100 Prozent Bodenseewasser wieder umgestellt werden auf ein Drittel Grundwasser und zwei Drittel Bodenseewasser. Das Wasser wird vom Neckartal in einen Behälter gepumpt und dort mit Bodenseewasser gemischt. Das kommt dann in ganz Pliezhausen aus den Leitungen. »Alle Haushalte haben die gleiche Mischwasserqualität«, sagt Göttsche.
Doch bevor wieder Wasser aus dem Neckartal durch die Leitungen fließt, müssten noch einige Arbeiten erledigt werden, sagt Holger Schmid von der Gemeinde Pliezhausen. »Zuerst muss der Brunnen freigespült werden, weil er einige Tage nicht im Einsatz war.« Danach muss eine Rohwasserprobe genommen und die Wasserqualität beurteilt werden. Letztlich muss noch die Leitung freigespült werden. Dann kann wieder Wasser im Neckartal gefördert werden. (GEA)