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Aktuell 50-Jahr-Feier

Vom Waschsalon ins Umspannwerk: Metzinger Club Thing feiert 50-Jähriges

Der Club Thing ist eine Institution in Metzingen. An diesem Wochenende feiert die aktuelle Betreiber-Generation die Gründung des Clubs vor 50 Jahren. Gestern Abend gab es Programm für die aktuelle Generation: Zwei Live-Bands, Elektro-Musik und DJ. Heute sollen Besucher aller Generationen auf dem Gelände vor dem ehemaligen Metzinger Umspannwerk in Erinnerungen schwelgen.

Aktuelle Thing-Vorstandsmitglieder am Donnerstag - die Aufbauten für das Fest, hier die Bühne, waren geschafft! Von links: Patri
Aktuelle Thing-Vorstandsmitglieder am Donnerstag - die Aufbauten für das Fest, hier die Bühne, waren geschafft! Von links: Patricia Worlitt, Daniel Wich, Alexander Felber, Lukas Holder, Kai Hinze, Sidney Dorsch, Daniel Preiss, Jonas Hillmann, Sarah Dorn und Fynn Ambacher. Foto: Michael Sturm
Aktuelle Thing-Vorstandsmitglieder am Donnerstag - die Aufbauten für das Fest, hier die Bühne, waren geschafft! Von links: Patricia Worlitt, Daniel Wich, Alexander Felber, Lukas Holder, Kai Hinze, Sidney Dorsch, Daniel Preiss, Jonas Hillmann, Sarah Dorn und Fynn Ambacher.
Foto: Michael Sturm

METZINGEN. Sieben Metzinger Schüler wollten 1974 etwas Eigenes aufziehen. Im Jugendhaus, das es schon gab, fühlten sie sich nicht so wohl. Daher mieteten sie einen 40 Quadratmeter großen ehemaligen Waschsalon in der Nürtinger Straße 5 für 170 DM im Monat. Sie richteten einen Raum gemütlich ein, nutzten einen zweiten als Küche und gründeten einen Club, »damit wir ohne Schanklizenz Bier verkaufen durften«, so Gründungsmitglied Jurgen Ostarhild, damals 18 Jahre alt.

In der Satzung verankerten sie, »die Jugend in sozialer und kultureller Hinsicht zu fördern.« Musiker sollten auf ihren Instrumenten üben können. Es sollte Konzerte oder Autorenlesungen geben, aber kein Gewinn erwirtschaftet werden. Mitgliedsbeitrag: Eine Mark im Monat. Innerhalb von vier Tagen gingen 90 Anmeldungen ein. Die Gründer nannten ihren Club »Thing«, nach der alt-germanischen Bezeichnung für einen Ort, an dem Rat gehalten wird. Das lag nahe, so Ostarhild: »Mehrere von uns waren gegen Ende der 1960er Jahre bei den Pfadfindern.«

Club gegründet, um ohne Schanklizenz Bier verkaufen zu können

Jurgen Ostarhild zog es nach dem Abitur in die weite Welt. Er machte Karriere als Mode- und Portraitfotograf. Seine Bilder der damals 18-jährigen Kate Moss, an der Schwelle zum Supermodel, und von Musikern wie Moby und Jamiroquai machten ihn selbst zum Star. Die Verbundenheit mit den alten Freunden aus Metzingen blieb: »Mit drei weiteren Gründungsmitgliedern – Thomas Jankovic, Henning Kahl und Dietmar Seidenspinner – bin ich immer noch in Kontakt.«

Die erste Unterkunft des Clubs Thing wurde abgerissen. Dort befindet sich heute der Parkplatz beim Rathaus. »Bei meinem letzten Besuch in Metzingen habe ich dort mein Auto geparkt«, sagte Ostarhild. Gegen 1982 zog der Club »Thing« in die Steffans-Mühle um, heute ein Teil der Outlet-City. »Dort hatten wir größere Räumlichkeiten, selbst umgebaut«, erinnerte sich Gabi Seitz, die kurz nach dem Umzug in den Vorstand aufrückte.

Um 1982 herum zog der Club Thing in die Steffans-Mühle um

Damals sei die Friedensbewegung ein großes Thema gewesen. Im Thing gab es, in Zusammenarbeit mit der Metzinger Volkshochschule, Jazz-Konzerte. Und Spielfilme – eine Kooperation mit dem Filmverleih Constantin. »Da kam alles, vom Arbeitslosen bis zum Akademiker – ein Bild der Gesellschaft. Das war das Nette«, so Gabi Seitz. Sie trifft sich seit acht bis zehn Jahren regelmäßig mit einem Teil der damaligen Thing-Crew.

Die Steffans-Mühle lag zwar zentral, »wir hatten aber einen privaten Vermieter – und immer wieder Stress mit Nachbarn wegen Lärm und Müll. Das war ätzend!« Dass der Club Thing seit 2003, als Nachfolger der Kunstakademie, im ehemaligen Umspannwerk beheimatet ist, mit der Stadt als Vermieter, hält Gabi Seitz für einen großen Vorteil für die aktuellen Club-Betreiber.

Rund ein Jahr Vorbereitungszeit für die Feier am ehemaligen Umspannwerk

Und die arbeiteten intensiv an der 50-Jahre-Feier. Rund ein Jahr Vorbereitungszeit und ein mittlerer fünfstelliger Betrag seien nötig gewesen, um eine »gigantische Infrastruktur« am Veranstaltungsort hochzuziehen, sagte Lukas Holder, der aktuell erste Club-Vorsitzende oder Repräsentant, zusammen mit Kassenwart, Schriftführer und mehreren Beisitzern der Vorstand. Sie sind nach wie vor ein Team, das ordentlich zusammen schafft.

Dazu gehören Leute, die teils schon lange dabei sind. 17 Jahre sind es im Fall von Jonas Hillmann, der bis heute Konzerte veranstaltet: »Als ich dazu kam, war es ein cooler Haufen, eine Parallelwelt.« Für ihn machte der Club Thing im Jahr 2013 einen großen Sprung: »Wir gingen in den Gemeinderat und forderten die Mitglieder auf sich mal unseren brüchigen Boden anzuschauen.« Der Rat handelte, das Gebäude wurde komplett entkernt, anschließend renoviert und mit moderner Technik ausgestattet.

Patricia Wormitt stieg vor zehn Jahren ein: »Ich war damals die einzige Frau im Vorstand. Ich musste meine Ellbogen ausfahren.« 2018/19, in ihrer Ära als Repräsentantin, legte sie Wert auf eine verbesserte Kommunikation mit der Stadt. Mit Erfolg: Die Verwaltung unterstützt die »Thing«-Feier nun ebenso wie lokale Sponsoren, die, laut Patricia Wormitt, rund ein Drittel der entstandenen Kosten decken: »Dazu stellt der Gerüstbauer das Auto und ein Dachbauer das Holz. Wir haben viele Gönner in der Stadt.«

Das Programm am Samstag

Der heutige Samstag steht im Zeichen der Club-Historie des Thing. Das Programm soll alle Metzinger ansprechen. Es beginnt um elf Uhr beim Frühschoppen mit den Hofbühlmusikanten. Der Clown Klikusch bringt die Besucher zum Lachen, wenn auf der Bühne nicht gerade eine Band spielt: Nach den im ehemaligen Umspannwerk probenden Bands »Morts Plan B« und »Tony Mahoney and the Action Reaction« kommt ein echter Kracher der lokalen Szene: »Ernest and the Hemingways«, die in ihrer Urformation SSPB (Schwäbisch Scandal Plagiat Band) bereits in der Steffans-Mühle auftraten. Abends bieten DJ Lia, der bereits für frühere »Thing«-Generationen auflegte, und Daniel Wich elektronische Musik. Ende offen.