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Umbau und Sanierung der Bad Uracher Festhalle hat begonnen

Am Donnerstagabend haben Vertreter der Uracher Verwaltung, des Gemeinderats, der Architekturbüros und des Fördervereins symbolisch eine Mauer im Keller eingerissen – ein »Baggerbiss« der etwas anderen Art.

Mit Vorschlaghämmern zertrümmerten Mitglieder des Uracher Gemeinderats eine Trockenbau-Mauer im Untergeschoss der Festhalle, die
Mit Vorschlaghämmern zertrümmerten Mitglieder des Uracher Gemeinderats eine Trockenbau-Mauer im Untergeschoss der Festhalle, die grundlegend saniert und modernisiert wird. Links im Hintergrund der ehemalige FDP-Stadtrat Walter Vatter, dessen Großvater Albert Vatter als Stadtbaumeister den Jugendstilbau entworfen hatte. Foto: Andreas Fink
Mit Vorschlaghämmern zertrümmerten Mitglieder des Uracher Gemeinderats eine Trockenbau-Mauer im Untergeschoss der Festhalle, die grundlegend saniert und modernisiert wird. Links im Hintergrund der ehemalige FDP-Stadtrat Walter Vatter, dessen Großvater Albert Vatter als Stadtbaumeister den Jugendstilbau entworfen hatte.
Foto: Andreas Fink

BAD URACH. Viele Jahre schon redet man in der Kurstadt vom Umbau und der Sanierung der Festhalle. Jetzt geht’s los: Am Donnerstagabend haben Vertreter der Uracher Verwaltung, des Gemeinderats, der Architekturbüros und des Fördervereins symbolisch eine Mauer im Keller eingerissen – ein »Baggerbiss« der etwas anderen Art. Die Baustelle steht von Anfang an unter einem gewissen Zeitdruck: Bis zum Sommer 2023, wo das 300-Jahre-Jubiläum des Schäferlaufs gefeiert wird, soll alles fertig sein. Der Grund: Zum Schäferlauf gehört nicht nur der Umzug durch die Stadt und der Wetz der Schäferinnen und Schäfer in der Zittelstatt, sondern auch das Festspiel »D’Schäferlies«. Und die kann eigentlich nur in der Festhalle über die Bühne gehen.

Großer Charme, große Mängel

»Die Festhalle hat trotz allem Charme große Mängel«, sagt Bürgermeister Elmar Rebmann. Der Verwaltungs-Chef listet Mängel bei der Lüftung, bei der Elektrik, beim Brandschutz auf, weist aber auch auf die allgemein antiquierte Infrastruktur hin: Es gibt keine richtige Küche, und in die Toiletten im Keller geht nur, wer unbedingt muss. Zudem fehlt ein richtiges Foyer, in dem man sich bei Veranstaltung aufhalten kann. Auch eine zeitgemäße Bewirtung ist mangels Foyer kaum möglich.

Jetzt bekommt die Festhalle, die früher mal eine »Turn- und Festhalle« war, eine komplette Verjüngungskur. Ein wesentlicher Bestandteil wird der gläserne Anbau sein, den der Uracher Architekt Gerhard Keppler an der Südseite geplant hat – dort, wo derzeit eine weitgehend ungenutzte »Terrasse« liegt. Der Keppler’schen Glasanbau schafft Platz für ein Treppenhaus, wobei im zweiten Stock ein Steg zu einem kleineren, etwa 70 Quadratmeter großen Foyerbereich führt. Von dort aus kann dann die Empore betreten werden. Vom unteren Stock des Anbaus geht’s künftig rein in die eigentliche Festhalle, wobei der Haupteingang an der Front des Gebäudes bleiben wird – das prachtvolle Entrée soll nach dem Willen des Architekts nicht zu einem Nebeneingang degradiert werden.

So soll die Uracher Festhalle nach ihrem Umbau aussehen. Der Glasanbau von Architekt Gerhard Keppler steht an der Stelle, an der
So soll die Uracher Festhalle nach ihrem Umbau aussehen. Der Glasanbau von Architekt Gerhard Keppler steht an der Stelle, an der derzeit noch eine weitgehend ungenutzte »Terrasse« liegt. Foto: VISUALISIERUNG: STUDIO CLAAS-H. BLÄUBAUM
So soll die Uracher Festhalle nach ihrem Umbau aussehen. Der Glasanbau von Architekt Gerhard Keppler steht an der Stelle, an der derzeit noch eine weitgehend ungenutzte »Terrasse« liegt.
Foto: VISUALISIERUNG: STUDIO CLAAS-H. BLÄUBAUM

Die Schmalseiten der Empore dürfen aus statischen Gründen schon seit einigen Jahren nicht mehr für Sitzplätze genutzt werden. Architekt Gerhard Keppler hat das Problem kreativ genutzt: Hier wird künftig ein Teil der Lüftungstechnik »versteckt«. Die Holzdecke und damit auch die hervorragende Akustik bleibt ebenso erhalten wie die großen Leuchter. Äußerst erfreut waren die Uracher, dass das Landesdenkmalamt den schlichten Glasanbau klaglos akzeptiert hatte.

Rund acht Millionen Euro wird die Frischzellenkur für das Jugendstil Schmuckstück kosten. »Das ist schon eine stolze Summe«, sagt Bürgermeister Elmar Rebmann – hält dem vielen Geld aber entgegen, was hinterher rauskommt: eine schöne, geschichtsträchtige und denkmalgeschützte Kultur- und Veranstaltungsstätte auf dem Stand der Technik für bis zu 550 Personen, »die für zwei, drei oder sogar vier Generationen« wieder fit gemacht ist. Dazu kommt, dass die Stadt Bad Urach die acht Millionen nicht alleine stemmen muss: »Wir sind seit vielen Jahren in den Genuss von hohen Fördergeldern gekommen«, betont Rebmann. Er hofft, dass die Stadt am Ende des Tages nur etwa die Hälfte der Kosten – rund vier Millionen also – stemmen muss.

Schirmherr Cem Özdemir

Das soll’s noch nicht gewesen sein: Auch der im Oktober 2017 gegründete »Förderverein Festhalle Bad Urach« unterstützt die Sanierung und den Umbau des im November 2013 eingeweihten Schmuckstücks nach Kräften. Die Vorsitzende Irmgard Naumann hat bei einem Gespräch mit dem GEA und Cem Özdemir im Oktober 2020 den prominenten Grünen-Politiker aus Urach als Schirmherrn gewonnen. Der hat die Festhalle, die damals noch eine Turn- und Festhalle war, noch vom Sport-Unterricht in Erinnerung.

Irmgard Naumann bat beim Baubeginn am Donnerstag den Stuttgarter Architekten Michael Balbach, der die Planungen von Gerhard Keppler – er zieht sich mittelfristig aufs Altenteil zurück – weiterführt, in der neuen Festhalle eine Tafel oder Säule zu schaffen, auf der alle Spender verewigt werden, egal ob sie fünf oder tausend Euro geben. (GEA)