BAD URACH.. Kein brennend heißer Wüstensand aber viel nahes Heimatland gab's bei der Verabschiedung von sechs Bürgervertreterinnen und Bürgervertretern aus dem Gemeinderat. Bürgermeister Elmar Rebmann hat Horst Gräter (CDU), Petra Mayer-Bock (FDP), Horst Vöhringer (SPD/AB), Britta Saile (Grüne), Noé Guthauser (SPD/AB) und Sabine Hunzinger (FWV) verabschiedet, weil sie in der neuen Legislaturperiode dem Gremium nicht mehr angehören. Gräter und Guthauser sind nicht mehr gewählt worden, Mayer-Bock, Vöhringer, Saile und Hunzinger sind bei der Wahl am 9. Juni nicht mehr angetreten.

Die Verabschiedung von Gemeinderäten sei ein Tagesordnungspunkt, der sich erfahrungsgemäß länger ziehe und der ihm nicht leicht falle, sagte Bürgermeister Elmar Rebmann gleich am Anfange der letzten Sitzung des alten und der ersten des neuen Gremiums.
Begleitet mit Dank, Beifall und Präsenten nahm nach vier Jahren stiller Ratszugehörigkeit Horst Gräter seinen Hut. Nur vier statt fünf Jahre, weil Gräter als Nachrücker für die CDU ins Gremium gekommen war. Fünf Jahre arbeiteten Britta Götzendorfer, Sabine Hunzinger und Noé Guthauser mit. Zwölf Jahre im Gremium: Martin Schuster (FWV), der bei der Sitzung entschuldigt fehlte.
Für große Erheiterung und große Gefühle im Ratsrund sorgte die Verabschiedung von Petra Mayer-Bock, die vier Legislaturperioden für die FDP im Stadtrat mitgearbeitet hat. Hier flossen keine Tränen, hier prickelte Ahoj-Brause. Die scheidende Rätin verteilte ein Päckchen des kultigen Stoffs an alle Mitglieder des »alten« Rats. »In diesem Päckchen, was beim einen oder anderen sicher auch Kindheitserinnerungen weckt, steckt viel drin, was so ein Ratsleben mit sich bringt und wofür die Ahoj-Brause wirkt«, so Mayer-Bock. »Bei Flaute, wenn die Bürokratie mal wieder zuschlägt und den Wind aus den Segeln nimmt: Päckchen aufreißen, rein ins Wasserglas und sich selbst zum neuen Leben wecken.«
Oder bei ordentlichem Seegang nach knappen Ratsentscheidungen, wilden Diskussionen oder stürmischem Publikumsauflauf: Päckchen aufreißen, rein ins Wasserglas, abperlen lassen und dabei zur Ruhe kommen. Bei friedlichem Dahinmäandern bei den Herbstlichen Musiktagen: Päckchen aufreißen, direkt auf die Zunge geben und schon wieder im Rhythmus sein." Dem neuen Gremium wünschte sie "farbenfrohe, prickelnde und eine nach vorn blickende Reise mit gutem Kurs". Ihre letzten Worte - gefolgt von vielen Umarmungen: "Herzlichen Dank für die tolle Zeit und 'Ahoj'!" Ein dynamischer Auftritt, wie ihn Bürgermeister Elmar Rebmann liebt: "Es hat Spaß gemacht", dankte er seiner Nachbarin, "bei aller gegenseitiger Kritik."
Ungleich nüchterner die Abschiedsworte von Horst Vöhringer (SPD/AB), der vor 30 Jahren als junger Familienvater vor allem wegen fehlender Kinderbetreuungsplätze kommunalpolitisch aktiv wurde und die letzten zehn Jahre sein Wittlingen als Ortsvorsteher vertreten hatte. »Nicht nur bruddeln«, war damals sein Antrieb. »Jetzt isch's schee gwäa«, sagte er zum Abschied - verbunden mit großen Dank an seine Frau Gabi, die ihm als Zuhörerin, Ratgeberin und Zeitmanagerin zur Seite gestanden habe.
FDP-Urgestein Wolfgang Lieb war nach 25 Jahren nicht mehr bei den Kommunalwahlen angetreten. Er blickte auf seine Zeit im Stadtrat mit unterschiedlichen »Reiseleitern« - den jeweiligen Bürgermeistern - zurück. Auf Hase-Reisen folgten die Ewald-Reisen, seit 2009 fährt die Stadt mit Rebmann-Reisen. Lieb nutzte seine letzte Rede, um der Verwaltung zu danken, »zu der man zu hundert Prozent Vertrauen haben konnte« - ganz besonders die jeweiligen Leiter des Hauptamts, für Lieb des Cockpit des Gemeinderats. Bei aller Hochachtung: Lieb wäre nicht Lieb, wenn er seinen letzten Auftritt nicht genutzt hätte, bei der Verwaltung ein bisschen nachzubohren: »Was ist mit dem Postadler und mit dem ehemaligen Brünnele vor der Festhalle?« Das Brünnele sei, so der Bürgermeister, gesichert, der Postadler muss warten, bis die Fassade fertig ist. (GEA)