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Römerstein schließt sich dem Abwasserverband Ermstal an

Mammutprojekt nutzt auch der Umwelt: Acht Kilometer lange Leitung nach Bad Urach nötig

Baden-Württembergs Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, Franz Untersteller (Mitte) besuchte die Kläranlage des Abwa
Baden-Württembergs Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, Franz Untersteller (Mitte) besuchte im Mai die Kläranlage des Abwasserverbands Ermstal. Rechts Metzingens Oberbürgermeister Ulrich Fiedler. FOTO: STADT
Baden-Württembergs Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, Franz Untersteller (Mitte) besuchte im Mai die Kläranlage des Abwasserverbands Ermstal. Rechts Metzingens Oberbürgermeister Ulrich Fiedler. FOTO: STADT

RÖMERSTEIN. Eine Neuorientierung steht an: Statt das Abwasser von Böhringen, Zainingen, Donnstetten und Strohweiler in der eigenen Kläranlage in Böhringen selbst zu klären, wird sich die Gemeinde Römerstein der Anlage in Metzingen und damit dem Abwasserzweckverband Ermstal anschließen. Ein finanzielles und logistisches Mammutprojekt, für das es von Franz Untersteller, Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, ein Lob gab: »Das ist ein Riesenschritt für die Gemeinde und eine große Herausforderung, sie haben aber richtig entschieden.« Beim Vor-Ort-Termin hatte der Minister indes nicht nur gute Worte mit dabei, sondern auch zwei Förderbescheide des Landes Baden-Württemberg über insgesamt 4,8 Millionen für das 6,8 Millionen Euro teure Projekt (wir berichteten).

»Es wäre viel auf sie zugekommen«, stellte Franz Untersteller beim Rundgang über das weitläufige Areal der Kläranlage fest. 1967 in Betrieb genommen, wurde sie 1993 letztmals modernisiert – in den vergangenen Jahren wird dort technisch sozusagen auf Sicht gefahren. »In manchen Bereichen gibt es keine Ersatzteile mehr«, machte Frank Buchmaier vom Ingenieurbüro RBS wave, das die Kläranlage als Dienstleister betreut, deutlich.

»Es ist ein qualitativ großer Sprung«

Beim Blick auf die veraltete Elektrotechnik konnte sich Minister Untersteller einen Scherz nicht verkneifen: »Vielleicht zahlt ja das Technikmuseum in Mannheim etwas dafür.« Fakt ist: Die Gemeinde hätte erhebliche Investitionen tätigen müssen, um die Kläranlage nach den geltenden Richtlinien führen zu können – unter anderem wäre eine vierte Reinigungsstufe notwendig geworden. Das Land räumte dem Projekt laut Untersteller auch aus einem ökologischen Grund hohe Priorität ein, da mit dem Anschluss nach Metzingen das geklärte Wasser nicht mehr in das karstige Gebiet eingeleitet wird. »Es ist ein qualitativer großer Sprung, den die Gemeinde nun macht.«

Das Ja hat sich Römerstein dennoch nicht leicht gemacht, wie Böhringens Ortsvorsteher Albrecht Müller berichtet: »Die Entscheidung war zwar reif, aber hart, und wir haben darum ringen müssen.« Letztlich wurde das Projekt im April des vergangenen Jahres von neun Gemeinderäten befürwortet, vier stimmten dagegen. Damit hatten sie einen intensiven Prozess der Vorbereitung in Gang gesetzt. Unter anderem mussten mit Blick auf die knapp acht Kilometer lange Leitungstrasse von Böhringen an Hengen vorbei bis nach Bad Urach (die Druckleitung trifft in Höhe des Campingplatzes auf die bestehende) unzählige Gespräche geführt und Prüfungen gemacht werden. Römersteins Bürgermeister Matthias Winter sprach nicht umsonst von einer »Mannschaftsleistung«. Mit dem Förderbescheid könne man nun die Arbeiten ausschreiben, dauern werden sie voraussichtlich bis Ende 2022.

Auf dem Areal der Kläranlage in Böhringen wird eine Pumpstation gebaut, Teile der Anlage werden weiterhin in Funktion bleiben – unter anderem das Regenüberlaufbecken. Das kann nicht, wie Minister Untersteller scherzend anmerkte als Skaterbahn benutzt werden, es dient weiterhin als Sammelbecken für die Abwässer aus den drei Römersteiner Teilgemeinden inklusive Strohweiler. (GEA)