BAD URACH. »Hallo, guten Morgen, bleibt bitte mal stehen, wir wollen uns Eure Räder anschauen.« So begrüßten die sechs Polizistinnen und Polizisten gestern Morgen die Schülerinnen und Schüler, die mit ihren Fahrrädern aus Dettingen oder der Uracher Innenstadt in den Schulhof des Graf-Eberhard-Gymnasiums oder der Geschwister-Scholl-Realschule rollten. »Wir kontrollieren die Räder der Schüler«, sagt Simone Ebler, die Leiterin des Uracher Polizeipostens. Zusammen mit ihrer Kollegin Silke Honold steht sie im Schulhof des Graf-Eberhard-Gymnasiums (GEG). An ihrer Seite in neongelber Warnweste GEG-Schulleiterin Susanne Müller und Bernhard Hunger, der an der Geschwister-Scholl-Realschule unterrichtet.
Kontrolliert werden die Basics eines Fahrrads: Bremsen, Bereifung, Beleuchtung - jeweils vorne und hinten. Eine Klingel sollte ein Velo natürlich auch haben. Und Reflektoren. An den Rädern, am Vorder- und am Rücklicht. Und auch an den Pedalen. Und dann ist da noch eine Sache, die allzu oft vergessen wird: der Helm. »Der ist zwar nicht vorgeschrieben, aber wir wissen doch alle, wie unglaublich wichtig der ist«, betont die Uracher Polizei-Chefin.
Ratschläge und Mängel-Liste
»Was ist das Wertvollste, was Du hast?«, fragt Susanne Müller einen Schüler, der kurz nach sieben Uhr noch etwas verschlafen in den Schulhof rollt. Beim Rad stimmt alles, der junge Mann fährt aber »oben ohne« - also ohne Helm. Er versteht gleich, was die Schulleiterin meint und schaut ein bisschen verlegen auf den Boden. Zumal er daheim eigentlich einen Helm hat ... aber nur an diesem einen Tag ganz zufällig vergessen hat. Er gelobt Besserung.
Neben den guten Ratschlägen kriegen die Schüler ein DIN-A-4-Blatt der Polizei mit nach Hause. Darin vermerken die Beamten Mängel, die das Rad aufweist. Verbunden mit der höflichen Aufforderung: »Bitte versetzen Sie das Fahrrad Ihres Kindes in einen verkehrssicheren Zustand.« Die nächsten zwei Wochen sollten die Mängel repariert werden. Die Klassenlehrer überprüfen dann, ob sie behoben worden sind. Gestraft wird niemand.
»Prävention im besten Sinne«, sagt Polizeiposten-Leiterin Simone Ebler, »wir machen das, um Unfällen vorzubeugen.« Auf dem Info-Bogen an die Eltern schreibt die Polizei: »Es kommt immer noch zu vielen schweren Unfällen mit Fahrradfahrern. Viel Leid, Sorgen und Ärger sind jedoch vermeidbar, wenn jeder bemüht ist, einen Teil zur Verkehrssicherheit beizutragen.«
Polizei zieht positive Bilanz
Nach einer Stunde ist alles wieder vorbei. Die Polizistinnen Simone Ebler und Silke Honold ziehen eine positive Bilanz: »Es gab keinen Totalausfall, der Zustand der Räder war insgesamt ganz in Ordnung.« Viele kleine Mängel, die sich aber schnell beheben lassen. Die Sache mit den Helmen geht Simone Ebler aber nach: »Ich wäre für eine Helmpflicht - das würde so viel helfen!« Ob das nicht viele, vor allem Ältere, vom Radfahren abhalten würde? Ihre Kollegin Silke Honold ist überzeugt, dass es nicht so wäre. »Als 1985 die Helmpflicht für Mofas kam, habe das auch viele gesagt - und ist anders gekommen: Alle tragen heute Helm, das ist gar kein Thema mehr.«
Aber dann ist da noch etwas anderes, was Schulleiterin Susanne Müller bei aller Zufriedenheit über die Aktion fuchsteufelswild macht: Obwohl sie mit den Polizistinnen am Eingang zum Schulhof steht, versuchen Eltern, sich mit ihren Autos an ihnen vorbeizudrücken - direkt vor die Schule. Dabei steht vorne ein Schild, auf dem klar ist, dass das nicht erlaubt ist. Die Frauen halten die Autos an und schicken sie vom Hof an. Und kriegen die abenteuerlichsten Ausreden zu hören. »Mein Kind kommt sonst zu spät«, sagt eine Mutter. Susanne Müller schüttelt nur noch den Kopf. Die Sache mit den Elterntaxis. Aber das ist eine andere Geschichte. (GEA)