BAD URACH. Man muss kein Hellseher sein, um vorauszusagen, wie die Wahl am 20. Oktober ausgeht. Der neue und alte Bürgermeister der Stadt Bad Urach heißt Elmar Rebmann. Es kann eigentlich gar nicht anders kommen: Auf dem Wahlzettel steht nur sein Name. Für den Posten des Verwaltungs-Chefs hat sich sonst niemand beworben.
»Wenn’s meine Gesundheit zulässt, will ich’s gern noch mal machen. Bei all dem, was der Job mit sich bringt und den Dingen, die den Beruf erschweren – und das sind sehr viele: Ich gehe jeden Tag noch gern ins G’schäft.« Dass er für eine dritte Amtszeit kandidieren will, hatte Elmar Rebmann schon im GEA-Gespräch (»Lieblingsplätze«) im Dezember 2023 gesagt – bevor er damit in der Stadt offiziell rausgerückt war. Der 61-Jährige will nicht nur ein drittes Mal, er will auch die ganzen acht Jahre voll machen, betont er. Mit seinem Motto »weiter.machen.« drückt Rebmann aus, dass er nicht nur acht Jahre weitermachen will, er zeigt sich aus als Macher.
Dauerkritiker schießt weiter
Im Vorfeld der Wahl hatte Ulrich Richard Hambuch im Uracher Rathaus die Unterlagen für die Bürgermeisterwahl angefordert. Auf dem Wahlzettel taucht sein Name nicht auf, weil es ihm nicht gelungen war, die 25 Unterschriften zu sammeln, die in Bad Urach nötig sind, um auf den Stimmzettel zu kommen. Der 43-Jährige aus Nordheim, einer 7.500 Einwohner-Gemeinde bei Heilbronn, hat im Mai dieses Jahres angekündigt, künftig bei sämtlichen Wahlen auf kommunaler Ebene sowie auf Kreis-, Landes oder Bundesebene anzutreten. Jetzt hat er aber erst mal Ärger mit dem Staat: Wie er auf seiner Homepage schreibt, hat die Kriminalpolizei Heilbronn im Juli wegen eines Beitrags auf der Plattform X ein Ermittlungsverfahren gegen ihn wegen des Verdachts auf »Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten« eingeleitet.
Ein anderer Mann hätte vielleicht schon die 25 Unterschriften zusammengebracht, um auf den Wahlzettel zu kommen: Uwe Knauer aus dem Uracher Teilort Hengen nutzt seit gut sechs Jahren jede sich bietende Gelegenheit, um den Bürgermeister zu kritisieren. Seit 2018 polemisiert er in den Bürgerfragestunden des Gemeinderats mehr oder weniger aggressiv und beleidigend gegen alles Übel, das in seinen Augen aus dem Rathaus kommt. Im Visier hat der Wittlinger vor allem die Gartenschau im Jahr 2027. Knauer hatte schon den Verwaltungs-Chef und den Gemeinderat angezeigt – ohne Erfolg.
Das freie Feld unter dem Namen auf dem Stimmzettel
Abgesehen von seinen »Auftritten« in Uracher Cafés und Kneipen nutzt Uwe Knauer jetzt ganz offensichtlich die Wahlkampf-Termine von Elmar Rebmann, um gegen ihn Stimmung zu machen. So wie beim ersten Termin im Dorfgemeinschaftshaus Sirchingen. Rebmann hat in sechs Jahren viel gelernt und reagiert nicht mehr auf jede Knauer’sche Provokation mit hochrotem Kopf. Er beantwortet die Fragen nüchtern und schließt sie, wenn Knauer unbeeindruckt weiterbohrt, kühl ab: »Sie haben Ihre Meinung, ich meine – da werden wir wohl nicht zusammenkommen.« In Sirchingen sagt Knauer, er sei in Bad Urach »von sehr vielen Bürgern angesprochen worden«, gar nicht begeistert davon, dass nur ein Name auf dem Wahlzettel stehe. Das freie Feld unter seinem Namen sei dazu da, einen anderen Namen hinzuzufügen, bestätigt Rebmann die Knauer’sche Frage kühl.
Jetzt steht also nur ein Name auf dem Stimmzettel. Elmar Rebmann ist trotzdem mit einer gewissen Anspannung in den Wahlkampf gegangen. Als alter Politik-Hase weiß er nur allzu gut von Kollegen, die auf ihren Amtsbonus gesetzt hatten, in deren Gemeinden dann aber kurz vor Torschluss ein ernst zu nehmender Kandidat seinen Hut in den Ring geworfen hatte – und den Platzhirsch vom Chefsessel im Rathaus gekickt hatte.
Tipps vom früheren Chef
Dass ein Verwaltungs-Chef nach 16 Jahren nicht nur Freunde haben kann, weiß Elmar Rebmann nur allzu gut. Das Sprichwort »Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann« hatte er gleich bei seinem Amtsantritt vor 16 Jahren zum Besten gegeben. Möglicherweise hatte er den Spruch von seinem früheren Chef, dem Gomaringer Bürgermeister Manfred Schmiderer, der ihn auch jetzt wieder im Vorfeld des Wahlkampfs den einen oder anderen Tipp gegeben hat. Der Mann, der 31 Jahre lang Bürgermeister war, ist immer noch ein wichtiger Ratgeber für den Uracher Bürgermeister.
Rebmann tritt jetzt ohne Gegenkandidat, aber mit einigem Gegenwind an. Ganz aktuell: Im August waren Gerüchte über ein Verteilzentrum von Amazon im Hengener Gewerbegebiet aufgekommen und hatten im Dorf – getragen von einem Bürgerforum – für einigen Wirbel gesorgt. Die Verwaltung und der Gemeinderat hatten bisher dazu geschwiegen. Im September hatte Rebmann die Gespräche bestätigt. Nach der Infoveranstaltung vor zehn Tagen, die ruhig verlaufen ist, ist der Druck aus dem Kessel, denkt Rebmann. »Dass der eine oder andere sein Problem damit hat, damit muss und kann ich leben«, sagt er, »ich muss aber immer das Gesamte im Blick haben.«
Weiter mit einem ganz neuen Gemeinderat
In seine dritte Amtszeit geht der Bürgermeister mit einem Gemeinderat, der mit dem bisherigen nicht mehr viel zu tun hat. Er ist nicht nur um sechs Sitze größer – mit 30 der zweitgrößte im ganzen Kreis –, sondern durch die starken Zugewinne bei der CDU und der FWV auch konservativer. Und: Es sitzen jetzt einige Leitwölfe mit großem Selbstbewusstsein im Rat. Am vergangenen Wochenende war er mit dem neuen Gremium auf Klausur in Blaubeuren. Es ging darum, das mittelständische Unternehmen Stadt Bad Urach mit 320 Mitarbeitern und die großen Pläne der Stadt (allen voran das 24-Millionen-Euro-Projekt Gartenschau 2027) vorzustellen. »Ich bin guten Mutes, dass wir unsere Planungen halten und fortsetzen können«, sagt der Bürgermeister eine Woche danach. Guten Mutes ist er auch, was das Rathaus betrifft: »Ich bin froh und dankbar, dass ich so ein gutes Team um mich herum habe, das Lust hat«, sagt Rebmann.
Vor acht Jahren erhielt Elmar Rebmann 94 Prozent der Stimmen, die anderen gingen an einen Kandidaten der »Nein!-Partei«, der nie aufgetreten war. Die Wahlbeteiligung lag bei 33 Prozent. Und jetzt? Hauptsache, die Leute gehen wählen, sagt der Bürgermeister, auch wenn nur er auf der Liste steht. »30 Prozent Wahlbeteiligung wären schon schön.« (GEA)