DETTINGEN. Zwischen Privatleben und Beruf können Welten liegen, bei Bürgermeister Michael Hillert ist’s jedenfalls so: Bei ersterem läuft’s rund, in der finanziell sehr gebeutelten Gemeinde Dettingen derzeit eher weniger – dem Gemeindeoberhaupt, dem Gemeinderat und auch den Dettingern steht ein hartes Jahr mit wahrscheinlich erheblichen Einschränkungen bevor. Doch er sei sich sicher, die Herausforderungen meistern zu können, auch dank der Frau an seiner Seite, die er am Sonntag offiziell als die seine vorstellte: Michael und Ilona Hillert begrüßten die rund 150 Gäste des gestrigen Neujahrsempfangs als Ehepaar, am 20. Dezember hatten sie im texanischen Denton in kleinem Kreis Ja gesagt.
Lange habe man überlegt, wo die Trauung stattfinden sollte, erzählte Hillert. Dass es letztlich Texas geworden sei, liege an seiner Ehefrau: Dort leben deren Mutter und Schwester. Ein ehrenamtlicher Richter habe sie im City Council getraut, wie im Film sitze der Sheriff mit einem Colt am dessen Eingang. Michael Hillert, der dieses Jahr 65 Jahre alt wird, schwärmte von der ruhigen Zeremonie und hatte – drei Jahre nach seiner Scheidung - einen Rat parat: »Sie müssen das Glück greifen, wenn sie es behalten wollen.« Es sei nicht leicht, in seinem Alter noch jemand fürs Leben zu finden – doch mit seiner 66-jährigen Braut sei dies der Fall gewesen: »Sie gibt mir Struktur und Rückhalt.«
Glückwünsche fürs Brautpaar
Der Lebensmittelpunkt seiner Frau bleibe Murr, er selbst werde sein Bürgermeisteramt bis zum letzten Moment durchziehen – die Amtszeit läuft am 14. Mai 2026 aus – insofern er gesund bleibe: »Danach sieht es im Augenblick aus.« Die Glückwünsche der Gäste des Neujahrsempfang im Doppelpack – einerseits für neue Jahr und dann auch für die Eheschließung – nahmen Michael und Ilona Hillert ebenso strahlend entgegen wie die der Fraktionsvertreter Michael Allmendinger (CDU) und Isabelle Melzer von der Unabhängigen Liste, im Namen des Gremiums überreichte der stellvertretende Bürgermeister Rolf Hägele (FWV) ein Hochzeitspräsent.
Er werde auch in dem schwierigen Jahr 2025 nicht zuletzt dank der Unterstützung seiner Frau mit Tatkraft an der Spitze der Verwaltung den besten Weg für Dettingen finden – das werde jedoch nicht leicht sein, wie er unumwunden zugab: »So schwierig wie dieses Jahr war der Haushalt noch nie.« Einen klaren Plan, wie man durch das Jahr komme, habe er zugegebenermaßen noch nicht. Eines sei aber sicher: »Wir werden gewohnte Abläufe verlassen müssen.«
Verwaltung und Gemeinderat werden es mit den Dettingern an ihrer Seite schaffen, da sei er sich sicher. Man stehe vor einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe, die gemeinsam zu meistern sei: »Ohne Verzicht wird das nicht zu schaffen sein, wir werden priorisieren müssen.« Aber man werde mit Augenmaß auf das zu erwartende Millionen-Defizit reagieren: Dinge, die wichtig seien, müssten auch erhalten bleiben. Es gelte zusammenzurücken und auch gemeinsam mit den Bürgern gemeinsam an den Problemen zu arbeiten.
Die richtigen Ansprechpartner waren zum Neujahrsempfang in den Zillenhart-Saal gekommen, unter den 150 Gästen waren zahlreiche Vertreter von Vereinen und Organisationen sowie Gewerbetreibende. Es feierten Personen aus dem öffentlichen Leben, ehemalige und aktuelle Gemeinderäte sowie die Amtsleiter der Verwaltung und zahlreiche am Gemeinwohl interessierte Bürger von jung bis älter mit.
Kindergärten haben gefordert
Einen Rückblick aufs vergangene Jahr gab’s in Form einer umfangreichen Bilderschau: Es wurde an die Sperrung der Promillesteige, die Einführung der Radachse quer durch den Ort und an den Start des lang erwartenden Baugebiets »Vor Buchhalden II« sowie die Gemeinderatswahlen im Juni erinnert. In seiner wie üblich frei gehaltenen Rede wollte Hillert jedoch ein Ereignis nicht unerwähnt lassen: die Übernahme der Kindergärten von der evangelischen Kirchengemeinde. Im April habe der Prozess begonnen, mit Beginn des neuen Kindergartenjahres sei er bereits abgeschlossen worden. Das sei nur durch die Frauen-Power im Rathaus möglich gewesen, den Mitarbeiterinnen gelte sein besonderer Dank.
Von seiner Frau habe er, so der Bürgermeister, einen Achtsamkeitskalender geschenkt bekommen mit einem passenden Rat für den gestrigen Sonntag: »Auch wenn es nicht so aussieht, Sie haben immer eine Wahl«, hieß es da. In diesem Zusammenhang appellierte Michael Hillert, zur Bundestagswahl zu gehen. »Wir brauchen Verlässlichkeit und weniger Bürokratie«, meinte er zu seinen Wünschen für die Zukunft Deutschlands. Den Neujahrsempfang begleitete das Percussion-Ensemble der Musikschule Metzingen musikalisch.