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Metzinger Wohnbau-Initiative gibt Projekt auf

Die Initiativgruppe zusammen.wohnen und die mit ihr verbundene Genossenschaft Oekogeno geben ihr 30-Wohneinheiten-Projekt in Metzingen frustriert auf. Sie kritisieren die Stadtverwaltung als unkooperativ - diese kontert.

Hier geht nichts: Der ehemalige Bauhof, auf dessen Gelände sich engagierte Metzinger Bürger einen großen Komplex mit günstigen W
Hier geht nichts: Der ehemalige Bauhof, auf dessen Gelände sich engagierte Metzinger Bürger einen großen Komplex mit günstigen Wohnungen hätten vorstellen können, wird Interimsschul-Standort. Foto: Markus Pfisterer
Hier geht nichts: Der ehemalige Bauhof, auf dessen Gelände sich engagierte Metzinger Bürger einen großen Komplex mit günstigen Wohnungen hätten vorstellen können, wird Interimsschul-Standort.
Foto: Markus Pfisterer

METZINGEN. Die Ideen waren ambitioniert: Einen Baukomplex mit 30 bis 35 erschwinglichen Wohnungen hätte sich die Initiative zusammen.wohnen vorstellen können. Die Metzinger Aktivbürger um Gunnar Wolf und Sabine Huber wollten das Heft des Handelns in die eigene Hand nehmen, denn an Wohnraum fehlt es in der Sieben-Keltern-Stadt an allen Ecken und Enden.

Die 2020 mit konkreten Plänen an die Öffentlichkeit gegangene Initiative hatte die Oekogeno in ihr Boot gezogen, eine auf ökologische Wohnprojekte spezialisierte Genossenschaft aus Freiburg. Genossenschaftlich hätte man sich auch das große gemeinsame Vorhaben in Metzingen vorstellen können. Von der Stadt hätten sich die Macher ein zu ihren Visionen passendes Grundstück gewünscht. Seit Jahren war das des ehemaligen städtischen Bauhofs in der Maurenstraße im Gespräch.

»Wir sind mehrfach in Vorleistung gegangen, aber die Stadt hat sich nicht bewegt«

Doch das haben zusammen.wohnen und Oekogeno nicht bekommen. Nun »ziehen sie sich nach sieben Jahren der Verhandlungen aus dem geplanten Leuchtturmprojekt zurück«, verlautet aus einer am Donnerstag an die regionalen Medien geleiteten Presseinformation der Oekogeno. »Die Genossenschaft gibt frustriert auf.«

In der Pressemitteilung hagelt es Kritik Richtung Stadtverwaltung Metzingen: »Wir haben mehrfach Konzepte und Planungen vorgelegt und sind immer wieder in Vorleistung gegangen«, blickt Joachim Bettinger, ehemaliger Vorstand der Oekogeno, zurück, »doch die Stadt hat sich nicht bewegt,«

»Auf dem Bauhofareal soll das Interimsgebäude für den zweiten Bauabschnitt des Gymnasiums stehen«

Gunnar Wolf von der Initiativgruppe legt nach: »Immer wieder wurden uns Grundstücke angeboten und später ohne Rücksprache wieder entzogen.« Für den Sprecher »ist offensichtlich, dass Metzingen keine genossenschaftlichen Wohnprojekte fördern möchte. Die Chance auf eine Bürgergenossenschaft wurde vertan.«

Der GEA hat die Stadtverwaltung mit der Sicht der Initiativgruppe und der Oekogeno konfrontiert. Die Verwaltung hat am Donnerstag mit einer Stellungnahme reagiert, in der sie vor allem auf das Grundstück des ehemaligen Bauhof fokussiert. »Auf diesem Areal soll das Interimsgebäude für den zweiten Bauabschnitt des Gymnasiums stehen.«

Diese Pläne waren einmal: Mit Mehrgeschossern, Innenhöfen, Bäumen und Teichen hätte sich die Initiative zusammen.wohnen die Komp
Diese Pläne waren einmal: Mit Mehrgeschossern, Innenhöfen, Bäumen und Teichen hätte sich die Initiative zusammen.wohnen die Komplexe mit ihren mindestens 30 Wohnungen vorstellen können. Genossenschaftlich hätten sie gebaut werden sollen. Foto: Initiative zusammen.wohnen
Diese Pläne waren einmal: Mit Mehrgeschossern, Innenhöfen, Bäumen und Teichen hätte sich die Initiative zusammen.wohnen die Komplexe mit ihren mindestens 30 Wohnungen vorstellen können. Genossenschaftlich hätten sie gebaut werden sollen.
Foto: Initiative zusammen.wohnen

Das Hauptgebäude des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums soll bekanntlich saniert werden, allerdings erst, wenn der Naturwissenschaftliche Trakt nebenan, der gerade gebaut wird, bezogen ist. Das soll zum Schuljahr 2026/27 der Fall sein. Dann wird das jetzige »Schul-Interim«, eine Containerburg auf dem Schulhof, nicht mehr ausreichen, um alle von der Schulrenovierung betroffenen Klassen und Lehrer aufzunehmen.

Dann wird also das alte Areal des Bauhofs, das seit dessen Umzug ins Gebiet Braike-Wangen im Herbst 2023 frei ist, gebraucht. Wie kann es den Gymnasiasten dienen? »Es muss zunächst ein tragfähiges städtebauliches Konzept definiert werden«, heißt es in der Stellungnahme der Stadtverwaltung, die niemanden namentlich zitiert, aber von Sprecherin Susanne Berger versandt wurde, weiter. »Das ist bereits in Arbeit.« Ein Zeitplan für das weitere Vorgehen werde dem Gemeinderat noch vorgeschlagen.

»Die Fraktionen des Gemeinderats haben die Konzeption im vergangenen Jahr offen und konstruktiv begleitet «

Auch auf einer ebenfalls für das Großprojekt ins Auge gefassten Fläche im Neugreuth »dauert die Entwicklung länger, da noch keine ausreichende Bauleitplanung vorhanden ist«, teilt Berger mit. »Als Alternative wurden andere, 'einfachere' Grundstücke angeboten, die aber von der Initiative abgelehnt worden sind.« Die Stadtverwaltung argumentiert noch damit, dass es »vergaberechtlich problematisch ist, einen Bauträger in die Planung miteinzubeziehen. Dies ist seit Frühjahr 2024 bekannt«.

Wie der Ex-Bauhof zumindest vorübergehend aussehen wird, darüber werden die Bürgervertreterinnen und -vertreter letztlich entscheiden. Sie sind es auch, die das einzige Lob der Initiativgruppe zusammen.wohnen und der Genossenschaft Oekogeno abbekommen: »Die Fraktionen des Gemeinderats haben die Konzeption im vergangenen Jahr offen und konstruktiv begleitet.«

»Ein Brief an Oberbürgermeisterin und Baubürgermeister vom 6. Dezember blieb bis heute unbeantwortet«

Die Kommunikation zwischen Stadtverwaltung und Initiativgruppe steht dagegen im Kern der Kritik der Wohnraum-Impulsgeber. »Trotz klarer Absprachen wurden Fakten geschaffen, ohne uns zu informieren«, beklagt Joachim Bettinger, und: »Ein Brief an die Oberbürgermeisterin und den Baubürgermeister vom 6. Dezember blieb bis heute unbeantwortet.«

Die Stadtverwaltung bestätigt, so Sprecherin Susanne Berger, dass ihr das in der Pressemitteilung der Oekogeno genannte Schreiben vorliegt. »Es wurde noch nicht beantwortet, da die Planungen zum Interimsgebäude des Gymnasiums noch nicht abgeschlossen sind und wir davon ausgehen, im Februar soweit zu sein.«

»Schreiben wurde noch nicht beantwortet, da Planungen zum Interimsgebäude nicht abgeschlossen sind «

Den wohnbauaktiven Bürgern und der angekoppelten Genossenschaft ist nach sieben Jahren ohne Durchbruch zu viel Zeit ins Land gegangen. »Wir bedauern es zutiefst, dass diese Chance für bezahlbares Wohnen in Metzingen nicht genutzt wurde«, sagt Gunnar Wolf. Susanne Berger hält dem entgegen, dass die Stadtverwaltung »grundsätzlich jede Anstrengung, Wohnraum zu schaffen, begrüßt. Bei städtischen Grundstücken, die wir an Dritte vergeben, liegt hierbei ein Hauptaugenmerk auf bezahlbarem Wohnraum.« (GEA)