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Aktuell Corona

Metzinger Schüler leisten Nothilfe in Brasilien

Teilnehmer des Partnerprojekts Gonzalinho ermöglichen Bau von Hühnerstall und Stadtteilgarten

Zwei brasilianische Kinder mit jungen Hühnern aus dem neuen Stall, dessen Bau dank Engagements der Brasilien-AG aus Metzingen mö
Zwei brasilianische Kinder mit jungen Hühnern aus dem neuen Stall, dessen Bau dank Engagements der Brasilien-AG aus Metzingen möglich wurde. Foto: Schule
Zwei brasilianische Kinder mit jungen Hühnern aus dem neuen Stall, dessen Bau dank Engagements der Brasilien-AG aus Metzingen möglich wurde.
Foto: Schule

METZINGEN. Die Brasilien-AG aus Metzingen hat mit 10 000 Euro vom Land Pandemiefolgen in Brasilien bekämpft: Unter dem Motto »bwirkt« konnten durch das Metzinger Partnerprojekt Gonzalinho ein Hühnerstall, ein Stadtteilgarten und weitere existenzsichernde Maßnahmen realisiert werden. Von Sommer 2020 bis Frühjahr 2021 lief das groß angelegte Corona-Nothilfeprojekt, das aus Mitteln des Landes Baden-Württemberg über die Stiftung Entwicklungszusammenarbeit (SEZ) gefördert wurde. Gewonnen hat diese Fördermittel die Brasilien-AG Metzingen in der Trägerschaft der katholischen Bonifatiusgemeinde und des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums.

Nun hat die Projektleiterin Katja Polnik, Lehrerin am Metzinger Gymnasium, den Abschlussbericht eingereicht und die Brasilien-AG den Film veröffentlicht, der ihre Erfolge des vergangenen halben Jahres dokumentiert. Der Link zum Film mit dem Titel »Agua« ist auf der Schul- und der Gemeinde-Homepage zu finden.

Ziel des Projekts war es, Partner in den Ländern des globalen Südens finanziell zu unterstützen, so dass sie sich vor der Pandemie schützen, aber auch die ökonomischen und sozialen Folgen des Lockdowns abmildern können. Die Vorgabe war, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, die nachhaltig und langfristig wirkt.

Im Gonzalinho-Projekt entstand ein Stall für 200 Hühner mit Außengehege. Dann hat das Team Beete angelegt und mit einem Netz als Sonnenschutz überdacht. Die Kinder des Projekts können nun jeden Tag frische Eier in ihre Familien mitbringen, eine Hühnerversorgungsschicht übernehmen und bekommen hin und wieder ein Huhn zum Essen mit. Das ist besonders wichtig in Zeiten, in denen coronabedingt die Lebensmittel für viele der erwerbslosen Eltern sehr teuer geworden sind und die Kinder – wie die in Metzingen auch – unter der Isolation und fehlenden Tagesstruktur leiden.

Warenkörbe für Familien

Seit über einem Jahr sind Schulen und Betreuungseinrichtungen für die Kinder im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso geschlossen. Durch das Stadtteil-Gartenprojekt können sie wenigstens zwischendurch ins Projekt kommen, dort Verantwortung übernehmen und soziale Kontakte pflegen. Die Familien bekamen auch Warenkörbe, um ihre Existenz zu sichern sowie Masken und Desinfektionsmittel. Bezahlt wurden sie mit Spenden aus Metzingen.

Der zweite Schwerpunkt der Corona-Nothilfemaßnahmen lag bei den indigenen Partnern der Metzinger Jugendlichen. Im Dorf Acorizal leben Chiquitanos, die seit Jahren am Jugendaustausch der Brasilien-AG beteiligt sind. Dort musste zu Beginn der Pandemie als Erstes der Gesundheitsposten saniert, mit Schutzausrüstung ausgestattet und Medikamenten versorgt werden. Das wichtigste Ziel war, den Indigenen zu ermöglichen, dass sie ihre selbst gewählte Quarantäne aufrechterhalten können, um sich vor dem Virus zu schützen. Dazu musste zunächst das System von Zisternen und Wasserleitungen erneuert werden, die die Quelle in den Bergen mit dem Dorf verbinden. Dann musste die Subsistenzwirtschaft, also der Anbau für den Eigenbedarf, intensiviert werden, weil die Mitglieder des Stammes keiner Lohnarbeit mehr nachgehen konnten, um das Dorf vor der Ansteckung zu schützen. Vorher hatten sie auf benachbarten Bauernhöfen oder in umliegenden Dörfern gearbeitet.

Die brasilianische Nichtregierungsorganisation FASE hat das Ziel, traditionelles Saatgut vor dem Verschwinden zu retten und der Bevölkerung wieder zugänglich zu machen. Von dieser NGO konnte die Brasilien-AG Setzlinge und Samen für die Chiquitanos kaufen und ihnen Autarkie ermöglichen.

Schüler vertonen Film »Agua«

Unterstützt durch ehemalige »Projeto Gonzalinho«-Freiwillige begleitete die Brasilien-AG all das in Videokonferenzen und über soziale Medien. Da der Unterricht in der AG wie in anderen Fächern kaum in Präsenz stattfinden konnte, bestand ein Teil der AG-Arbeit darin, Videos und Texte der Partner zu verstehen, zu übersetzen und Fundraising-Aktionen zu organisieren. Die Schüler haben dann den Film »Agua« auf deutsch vertont.

Die neue Schulleiterin des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums, Ulrike Fezer, lobte das Projekt ausdrücklich: »In Zeiten persönlicher und globaler Krisen neigen wir dazu, uns ganz auf uns selbst und unsere nächsten Mitmenschen zu konzentrieren.« Das sei nachvollziehbar und menschlich. »Umso bewundernswerter finde ich es, dass hier deutsche und brasilianische Projektpartner trotz Pandemie den Blick auf die Bedürfnisse anderer richten und aufzeigen, wie verantwortliches Handeln im Sinne unseres Namenspatrons Dietrich Bonhoeffer konkret aussehen kann.« (eb)