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Metzinger Bahnhof: Warum dauern die Arbeiten so lange?

Bei der Bodenplatte unter den Treppenstufen hat die für den hinteren Tunnelteil zuständige Stadt eine unliebsame Überraschung erlebt.

Aufwendiger als gedacht: Der Neubau der Treppenanlage im hinteren, städtischen Teil der Metzinger Bahnhofsunterführung zieht sic
Aufwendiger als gedacht: Der Neubau der Treppenanlage im hinteren, städtischen Teil der Metzinger Bahnhofsunterführung zieht sich hin. Im Moment ist der größte Teil der alten Treppe bis aufs Erdreich entfernt. Foto: Markus Pfisterer
Aufwendiger als gedacht: Der Neubau der Treppenanlage im hinteren, städtischen Teil der Metzinger Bahnhofsunterführung zieht sich hin. Im Moment ist der größte Teil der alten Treppe bis aufs Erdreich entfernt.
Foto: Markus Pfisterer

METZINGEN. Eine Bretterwand versperrt mittlerweile die Blicke. Ein Durchkommen ist schon seit dem 5. August nicht mehr. In der Metzinger Bahnhofs-Unterführung wird gearbeitet. Wird den Dingen auf den Grund gegangen. Viel länger als geplant. An der Treppenanlage vom und zum Öschweg. Mit der hat die Stadt als Eigentümerin dieses Teils der Unterführung kurz nach dem Start der Arbeiten eine unangenehme Überraschung erlebt.

Denn »die Bestandssituation ist von den Plänen der Deutschen Bundesbahn 1980 abgewichen«, teilt die städtische Pressesprecherin Susanne Berger für die Bauverwaltung mit. Die Staatsbahn von damals hatte den Fußgängertunnel gebaut. Am Ein- und Ausgang beim Öschweg lag eine schräge Bodenplatte, in der viel Stahl verbaut war, unter den Treppenstufen. Der Baustahl in der Vertikalen in der Bodenplatte geht nicht in die Senkrechte in den Wänden über die gesamte Länge über, ist aber konstruktiv mit diesen verbunden. Konkret: Es gibt an der Verbindungsnaht einen Übergang zwischen den Baustählen.

Überraschung bei der Bodenplatte

Damit hat das Stahlgeflecht aus der Bodenplatte auch die Wände und damit den gesamten Treppenaufgang statisch mitgehalten, stabilisiert. Doch »die vorgefundene Bodenplatte entsprach nicht den Bestandsunterlagen«, informiert Susanne Berger weiter. Da die Treppen in die Jahre gekommen und schadhaft waren, wurden sie weggemeißelt. Dabei kam heraus, wie die Bodenplatte mit ihrem Baustahl konstruiert war.

»Es war sehr komplex, die vorgefundene Bestandssituation zu erkennen und Folgerungen daraus zu ziehen«, betont die Stadtsprecherin. Ein Statiker wurde hinzugezogen. Vorsorglich wurden zur Stabilisierung vier mehrere Meter lange Querstangen zwischen die Wände gezogen, eine sogenannte Verstrebung. »Desweiteren zeigte sich, dass nach den aktuellen Regelwerken zusätzliche Stahlbewehrungen erforderlich sind.«

Da sich die Bauarbeiten in der Metzinger Bahnhofsunterführung verzögern, können Fußgänger über einen provisorischen Übergang mit
Da sich die Bauarbeiten in der Metzinger Bahnhofsunterführung verzögern, können Fußgänger über einen provisorischen Übergang mit Ampeln über die Noyon-Allee gehen. Foto: Markus Pfisterer
Da sich die Bauarbeiten in der Metzinger Bahnhofsunterführung verzögern, können Fußgänger über einen provisorischen Übergang mit Ampeln über die Noyon-Allee gehen.
Foto: Markus Pfisterer

Derweil wurde der ursprüngliche Plan der Stadtverwaltung, die Bahnhofsunterführung bis zum Schulbeginn am 9. September mit neuer Treppe wieder freizugeben, Makulatur. Ersatzweise führt ein provisorischer Fußgängerübergang mit Ampeln vom Bahnhofsgelände über die Noyon-Allee ins Wohn-, Schul-, Kita- und Sporthallengebiet Ösch. Die Baustelle in der Unterführung stand vorübergehend still.

Denn bis der Statiker gefunden war, Baufirmen für den ungeahnt aufwendigen Neubau der Treppenanlage und Stahl dafür bestellt waren und der Stahl auf die Baustelle geliefert ist, verging und vergeht Zeit. »Die Planungsbüros, hier der Statiker, und die Baufirmen sind konjunkturbedingt immer noch sehr ausgelastet.« Die Arbeiter, die schon im Einsatz waren und sind, haben die Ex-Treppe und die darunterliegende Bodenplatte mittlerweile größtenteils bis aufs Erdreich entfernt. Nur die oberen Stufen der oberen Treppe können bleiben, weil sie statisch vergleichsweise wenig beansprucht werden.

Bis spätestens Anfang Oktober fertig

Auf dem größeren Teil der Schrägen und dem dazwischenliegenden flachen Teil, dem sogenannten Podest, ist dagegen eine neue Bodenplatte nötig, auf der schließlich die neuen Treppenstufen aufgebaut werden, »Diese Bodenplatte wird bewehrt - und zwar deutlich massiver«, erläutert Susanne Berger für die Bauverwaltung, und: »Durch Verflechtung mit dem vorhandenen Baustahl und durch Betonierung entsteht eine stabile Einheit.«

Das soll bis Ende September, spätestens Anfang Oktober geschafft sein. Bis dahin müssen Fußgänger, die die wichtige Verbindung zwischen der Innenstadt und dem Ösch nutzen wollen, einmal rein in den Tunnel, vor der Bretterwand wieder raus und an der Interims-Ampel über die Noyon-Allee. Der übrige Teil der Bahnhofs-Unterführung und damit der Zugang vom und zum Bahnhofvorplatz ist zugänglich.

Die Treppe von der Innenstadt in den Bahnhofstunnel war kein Problem: Binnen weniger Wochen hat die Deutsche Bahn sie im Sommer
Die Treppe von der Innenstadt in den Bahnhofstunnel war kein Problem: Binnen weniger Wochen hat die Deutsche Bahn sie im Sommer 2023 erneuern lassen. Foto: Markus Pfisterer
Die Treppe von der Innenstadt in den Bahnhofstunnel war kein Problem: Binnen weniger Wochen hat die Deutsche Bahn sie im Sommer 2023 erneuern lassen.
Foto: Markus Pfisterer

Er führt über eine große Treppe, die die Deutsche Bahn im August 2023 erneuern lassen hat. Das ist binnen weniger Wochen geschehen. Ob die hintere, der Stadt gehörende Treppe komplexer konstruiert war als die vordere, bleibt offen. »Aus den Unterlagen der Deutschen Bundesbahn von 1980 ging das nicht hervor«, legt die städtische Pressesprecherin offen. (GEA)