WANNWEIL. Das Thema Verkehr ist in Wannweil immer gut für konträre Diskussionen. Hier prallen Welten aufeinander. Wenn's etwa darum geht, ob Tempo 50 reicht oder ob nicht vielleicht Tempo 30 sinnvoller wäre in Bezug auf Lärm und Sicherheit. Das war vor fünf Jahren. Vor fünf Jahren hat die Gemeinde auch einen Lärmaktionsplan erstellt. Zugrunde liegt die »Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über die Bewertung und die Bekämpfung von Umgebungslärm«, die die EU im Jahr 2002 zur Verbesserung der Lärmsituation in Europa erlassen hat.
Nachdem die Gemeindeverwaltung drei Ingenieurbüros angeschrieben hat - zwei haben ihre Angebote eingereicht - wurden zwei Vorgehensweisen angeboten: Variante eins sieht die Überprüfung und Fortschreibung des Lärmaktionsplans für die komplette Ortsdurchfahrt nach den gesetzlich definierten Minimum vor. Das heißt: ohne Berechnungen, sondern nur qualitative Beschreibungen. Variante zwei sieht eine ausführlichere und detailliertere Überprüfung und Fortschreibung vor. Im Klartext: Die Pegelwerte sollen nachberechnet werden, dazu kommt eine Betroffenheits- und eine Wirkungsanalyse gemäß der EU-Umgebungsrichtlinie.
Die Auslösewerte, ab denen lärmreduzierende Maßnahmen notwendig wurden, sind in Baden-Württemberg im Februar 2023 verschärft worden. Für Wannweil ergibt sich aus den Verkehrszahlen der Landesanstalt für Umwelt die Verpflichtung, die Kirchentellinsfurter Straße zu überprüfen. Die Verwaltung hat sich jetzt dafür ausgesprochen, die komplette Ortsdurchfahrt - also die Hauptstraße und die Kirchentellinsfurter Straße - überprüfen zu lassen. Das hat im Gemeinderat zu ganz unterschiedlichen Reaktion geführt.
Katharina Härtter (SPD) und Dr. Christoph Treutler (Grüne) begrüßten die Idee, die ganze Ortsdurchfahrt überprüfen zu lassen. Auch Joachim Hespeler (Grüne) unterstützte den Antrag: »Fünf Jahre sind eine lange Zeit, inzwischen gibt's mehr Verkehr.« Ganz anders die Sicht von CDU-Fraktions-Chef Erich Herrmann: Vorgesehen sei, die Kirchentellinsfurter Straße bis zum Kreisverkehr zu untersuchen. »Hier fließt ein Teil des Verkehrs ab«, so Herrmann, »im weiteren Verlauf hat die Straße nicht die Verkehrsbelastung, die Lärmaktionsmaßnahmen notwendig macht - wir haben hier keine gesetzliche Verpflichtung.« In ihrem Antrag forderte die CDU folglich die Minimallösung, also nur die Kirchentellinsfurter Straße untersuchen zu lassen. Der erhielt dann auch sieben Stimmen. Fünf Räte und der Bürgermeister hätten sich die umfassenderer Untersuchung der gesamten Ortsdurchfahrt gewünscht.
Die ausführliche und detaillierte Überprüfung und Fortschreibung des Lärmaktionsplans für die gesamte Ortsdurchfahrt hätte mit rund 7.600 Euro plus den Kosten für den Aufwand der Ingenieure aus Stuttgart für die Termine im Gemeinderat zu Buche geschlagen. Die jetzt verabschiedete Minimallösung wird zweieinhalbtausend Euro plus den Kosten für die Ingenieure im Gemeinderat kosten, unterm Strich um die dreitausend Euro. (GEA)