METZINGEN. Schon vor dem offiziellen Startschuss bildete sich am Samstag auf dem Kelternplatz eine Schlange wartender Fahrradbesitzer, die ihren mehr oder weniger verschmutzten Drahtesel einer gründlichen Reinigung unterziehen lassen wollten. Die Metzinger Arbeits-Initiative (MAI) bietet in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit seit vielen Jahren sogenannte Arbeitsgelegenheiten für Langzeitarbeitslose. Mit dem Erwerb einer hochmodernen halbautomatischen Fahrradwaschanlage wendet sich MAI einem neuen Aufgabengebiet zu. Metzingen ist Vorreiter, denn es ist die erste derartige Anlage im Landkreis Reutlingen. Sie soll in enger Zusammenarbeit mit Fahrradwerkstätten mobil in der Region eingesetzt werden.
Friedemann Salzer, der zusammen mit Reiner Sauter und Andreas Bantel den Vorstand der MAI bildet, freute sich, die Hauptbotschaft des Tages übermitteln zu dürfen, dass für Löhne oder Investitionen keine Zuschüsse der Stadt mehr benötigt würden: »MAI trägt sich selbst.« Das hörte auch Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh gerne, die mit ihrem E-Bike gekommen war, das zwar fast blitzblank aussah, aber zu Demonstrationszwecken auf die Rampe geschoben wurde, um gewaschen, abgeschmiert und getrocknet zu werden.
»Wir wollen keine Konkurrenz zum örtlichen Fachhandel aufbauen«
»Wir wollen hier keine Konkurrenz zum örtlichen Fachhandel aufbauen«, sagte Friedemann Salzer. Wenn festgestellt werde, dass es am Rad etwas zu reparieren gebe, werde der Besitzer dahin verwiesen. Außerdem werde den Fahrradwerkstätten angeboten, die Anlage an Samstagen vor ihrem Geschäft aufzustellen, sodass Kunden mit Rad zum Waschen vorbeikommen können.
Sven Rauer, der seit 1. Juli, in Vollzeit Geschäftsführer der MAI ist, sprach davon, dass es in Tübingen ebenfalls eine Radwaschanlage gibt, allerdings wesentlich teurer mit einem Preis von rund 50.000 Euro. Die MAI-Anlage kostet rund 11.000 Euro, davon hat die Firma Lechler 5.000 Euro gesponsert. Eine halbautomatische Anlage wurde bewusst angeschafft, so Rauer, um Langzeitarbeitslose hier zu beschäftigen.
»Wir können Bio-Bikes genauso waschen wie Räder mit E-Antrieb«
»Wir können mit unserer Anlage alle Arten von Rädern waschen, vom klassischen Bio-Bike bis zum modernen Rad mit Elektroantrieb. Der Akku soll allerdings drin bleiben, lediglich die Steuerungseinheit wird vor dem Waschen abgenommen«, erklärte Rauer. Die Anlage ist umweltzertifiziert, das heißt Fette, Schmutz und Öle werden mehrfach aus dem Waschwasser gefiltert. Rund 50 bis 60 Wäschen können durchgeführt werden. Die Anlage enthält einen Wassertank mit 60 Litern. »Nach dem Gebrauch kann das Wasser ohne Probleme in die Kanalisation abgeleitet werden«, betonte Rauer.
Der Standort der Waschanlage ist in der Gutenbergstraße 28, wo die MAI ihren Sitz hat. Gewaschen wird zu den Öffnungszeiten der MAI von Dienstag bis Samstag. Sven Rauer hofft, dass nicht nur Privatleute ihr Rad zum Waschen vorbeibringen, sondern auch Firmen wie Hugo Boss, deren Mitarbeiter Dienstfahrräder haben, in der Nachbarschaft vorbeischauen.
»Für das Standardprogramm muss der Radler zehn Minuten warten«
Ganz ähnlich wie in einer Autowaschanlage sind die Preise gestaffelt: Nur Waschen kostet neun Euro. Mit anschließendem Trocknen landet man bei 11,50 Euro. Für eine Fahrradwäsche Premium werden 22 Euro fällig, dann ist noch Nachpolitur, Versiegelung des Rahmens und Ölen der Kette inbegriffen. »Für das Standardprogramm muss der Fahrradfahrer etwa zehn Minuten warten«, sagte Rauer. 30 Minuten dauert die Premium-Pflege.
Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh jedenfalls war begeistert: »Für mich ist das ideal, oft ist mein Fahrrad nicht so sauber, aber Putzen ist nicht gerade meine Leidenschaft. Und da wir uns in Metzingen eine Förderung des Radverkehrs auf die Fahnen geschrieben haben, ist die Waschanlage ein wichtiger Baustein«, so Haberstroh. »Erzählt's weiter, kommet zuhauf«, lautete die abschließende Aufforderung von Friedemann Salzer. (GEA)