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Kindergarten entsteht im ehemaligen Bad Uracher Krankenhaus

In der ehemaligen Ermstalklinik soll ein zweigruppiger Kindergarten einziehen. Das hat der Gemeinderat in der letzten Sitzung vor der Wahl beschlossen. Die Pläne der Verwaltung trafen im Gremium auf allgemeine Zustimmung. Warum die SPD/AB trotzdem dagegen war.

In diesem Teil der ehemaligen Uracher Ermstalklinik - der früheren Geriatrie - entsteht ein zweigruppiger Kindergarten.
In diesem Teil der ehemaligen Uracher Ermstalklinik - der früheren Geriatrie - entsteht ein zweigruppiger Kindergarten. Foto: Andreas Fink
In diesem Teil der ehemaligen Uracher Ermstalklinik - der früheren Geriatrie - entsteht ein zweigruppiger Kindergarten.
Foto: Andreas Fink

BAD URACH. Im April 2023 gingen in der Ermstalklinik nach 116 Jahren die Lichter aus. Seither steht das Krankenhaus mit Ausnahme zweier Praxen und dem Notarztstandort mit der Rettungswache leer. Jetzt kehrt neues Leben in die Immobilie ein. Zwar nur für einige Zeit - vermutlich fünf Jahre -, dafür aber junges Leben: Der Uracher Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, in dem Anbau, in dem die geriatrische Abteilung angesiedelt war, einen zweigruppigen Kindergarten einzurichten.

Ein Kindergarten-Provisorium für fünf Jahre

Aufgrund fehlender Kindergartenplätze - vor allem in der Kernstadt von Bad Urach - hat die Verwaltung schon im vergangenen Jahr untersucht, wie sie kurzfristig die Situation verbessern könnte. Im Blick hat sie schon lange die ehemalige Neuapostolische Kirche beim "Seele", die durch einen Grundstückstausch an die Stadt gefallen ist. Dieses Grundstück hat den Vorteil, dass es in unmittelbarer Nähe des Kinderhauses "Am "Seele" in der Ostendstraße 34 liegt. Eine gute Lösung zwar, eine Lösung aber, die sich "höchstens mittelfristig verwirklichen lässt", wie in der Sitzungsvorlage des Gemeinderats steht. Da trifft es sich gut, dass in Urach ein (fast) leeres Krankenhaus steht. Die Ermstalklinik wird in der Verwaltung und im Gemeinderat schon länger als Interimslösung für die Kinderbetreuung gehandelt.

Eine erste Überlegung war, auf dem Parkplatz der Ermstalklinik auf Höhe der Eckisstraße einen Container-Kindergarten aufzustellen. Diese Idee wurde aber wegen der zu erwartenden hohen Kosten für eine geplante Mietzeit von fünf Jahren nicht weiterverfolgt. Dann der Gedanke, den Gebäudetrakt der ehemaligen Altersmedizin aus dem Jahr 2011 zu nutzen. Die Stadt hat den Metzinger Architekt Markus Haug (Architekturbüro architekten dhs) beauftragt, den Anbau zu untersuchen. Mit einem positiven Ergebnis.

Der Umbau vom Krankenhaus zum Kindergarten ist relativ einfach

Weil dieser Gebäudeteil keine tragenden Wände hat, lässt er sich relativ leicht entkernen - nur an einer Stelle muss eine Tür in eine Wand gesägt werden. »Durch die ganzen Umbaumaßnahmen lassen sich allerdings die Böden und Decken nicht halten«, sagt der Architekt, »die müssen neu gemacht werden.« In die ehemaligen Patientenzimmer werden zwei Gruppenräume mit Nebenräumen, ein Bewegungs- und ein Essensraum, Kinder-Klos mit einem Wickel-Bereich sowie Büro- und Aufenthaltsräume für die Mitarbeiterinnen eingebaut.

Betreten wird der Kindergarten über die Blumenstraße, in der es auch öffentliche Parkplätze gibt, die von Erzieherinnen und Eltern benutzt werden können. Rechts vom Eingang entsteht auf der Wiese ein kleiner Spielplatz. Zu den Kosten: Markus Haug hat rund 590.000 Euro kalkuliert, dazu kommen 60.000 Euro für die Außenanlagen - unterm Strich also knapp 650.000 Euro. Dazu kommen rund 120.000 Euro für die Ausstattung des Kindergartens, die das Fachamt Kinderbetreuung errechnet hat und die schon im Haushalt eingestellt sind.

Am 1. März 2010 brach Landrat Thomas Reumann ein Loch in die (präparierte) Südostwand der Uracher Ermstalklinik. Hier wurde der
Am 1. März 2010 brach Landrat Thomas Reumann ein Loch in die (präparierte) Südostwand der Uracher Ermstalklinik. Hier wurde der Erweiterungsbau für die Altersmedizin hochgezogen. Jetzt, nach der Schließung der Ermstalklinik, richtet die Stadt Bad Urach hier einen zweigruppigen Kindergarten ein. Foto: Fink Andreas
Am 1. März 2010 brach Landrat Thomas Reumann ein Loch in die (präparierte) Südostwand der Uracher Ermstalklinik. Hier wurde der Erweiterungsbau für die Altersmedizin hochgezogen. Jetzt, nach der Schließung der Ermstalklinik, richtet die Stadt Bad Urach hier einen zweigruppigen Kindergarten ein.
Foto: Fink Andreas

Die Pläne trafen auf allgemeine Zustimmung - mit Ausnahme der SPD/AB. Die vierköpfige Fraktion tut sich normalerweise beim Thema Kindergarten nur durch die Forderung von Gebührenfreiheit im Allgemeinen und der Ablehnung von Gebührenerhöhungen im Speziellen hervor. Jetzt stellte sie das Projekt als solches in Frage. 650.000 Euro für ein Fünf-Jahres-Provisorium: ganz schön beziehungsweise zu teuer, so Armin Schidel. Dann würde der Kindergarten tatsächlich zur »Schatzkiste« - dem Namen, den die Erzieherinnen ausgesucht haben. Seine Fraktionskollegin Noé Guthauser präsentiert »eine verwegene Idee«: In Urach wird gerade »eine riesengroße Villa mit riesengroßem Garten« zum Verkauf ausgeschrieben. Die koste zwar das Doppelte, dafür gehöre sie hinterher der Stadt, meint Guthauser.

Millioneninvestition für eine denkmalgeschützte Jugendstilvilla

Zur Klarstellung: Die »herrschaftliche Jugendstilvilla«, wie das gute Stück auf immoscout24 ausgeschrieben ist, mit 500 Quadratmetern Wohnfläche auf einem 1.881 Quadratmeter großen Grundstück ist mit 1.08 Millionen Euro veranschlagt. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz, ist stark sanierungsbedürftig. Es dürfte unterm Strich also ein Vielfaches kosten - »jenseits von Gut und Böse«, wie sich Bürgermeister Elmar Rebmann ausdrückt -, bis hier Kinder auf den Ernst des Lebens vorbereitet werden können. »Entweder das Provisorium in der Ermstalklinik oder ein Container-Kindergarten«, so Rebmann, »und das wäre teurer.« Argumente, die die SPD/AB nicht überzeugen konnte: Die Fraktion enthielt sich demonstrativ.

Die Verwaltung geht davon aus, dass die Aufträge noch vor der Sommerpause vergeben werden, spätestens im September soll dann mit den Bauarbeiten begonnen werden. Architekt Markus Haug geht von sechs Monaten Bauzeit aus, sodass die »Schatzkiste« im Krankenhaus im Frühjahr 2025 fertig sein sollte. (GEA)