PLIEZHAUSEN. Vom 11. bis zum 13. Juni läuft das Leichtathletik-Kreisfinale von »Jugend trainiert für Olympia« im Pliezhäuser Schönbuchstadion. Mit dabei 175 Mannschaften aus 81 Schulen aus den Landkreisen Reutlingen und Tübingen. Ein Fest der Bewegung, der Lebensfreude und der Lust am Sport. Ein Fest der Superlative: »Jugend trainiert« ist die größte Schulsportveranstaltung dieser Art in Deutschland - seit mehr als einem halben Jahrhundert: 2024 ist die 52. Auflage. Am ersten Tag sind die Grundschulen dran. Am Montag kamen 970 Schülerinnen und Schüler.
Grenzen: »Wir sind so langsam an den Grenzen angelangt«, hatte Doris Völter, die im Orga-Team zusammen mit Uli Singer, Martin Beck und Susanne Ott Verantwortung trägt, noch im vergangen Jahr gesagt. Die Arbeit ist nicht weniger geworden. Aber die Leute. Mathias Kommert, Leiter der Gemeinschaftsschule Pliezhausen, verzichtet drei Tage auf das halbe Kollegium und 157 Schüler - »Jugend trainiert« ist in Pliezhausen heilig, da wird vieles möglich gemacht -, insgesamt wird's aber schwieriger, von den Schulen genügend Kampfrichter zu bekommen, sagt Doris Völter. Fachkräftemangel also auch hier. Immerhin: Chef-Organisator Uli Singer managt »Jugend trainiert« auch noch mit 67 als Pensionär.
Lebensfreude. Grenzenlos dagegen die Lust an der Bewegung der Grundschüler. Tag eins von »Jugend trainiert« ist mit großem Abstand der fröhlichste, lockerste und entspannteste. Hier wird zwar mit großem Ernst um Zentimeter und Weiten gekämpft, nach dem Sprint, dem Wurf und dem Sprung wird aber sofort weitergespielt und geturnt. Und mit ohrenbetäubendem Geschrei die anderen angefeuert.
Leistung. Die Gesichter der jungen Athleten zeigen, wie ernst hier um Punkte gekämpft wird. Passt das in eine Zeit, in der die »klassischen« Bundesjugendspiele abgeschafft wurden? Weil sie unsportliche Schüler demütigen können. In eine Zeit, in der es keine Wettkampf-Urkunden mehr gibt, sondern Wettbewerbs-Urkunden? Sport mit weniger starren Regeln. Die Kinder haben mehr Versuche, Maßband und Stoppuhr spielen nicht mehr die Rolle von früher. Später schon, die Kleinen sollen aber erst mal sanfter und spielbetonter an sportliche (Höchst-)Leistungen herangeführt werden. In den Augen des Pliezhäuser Orga-Teams hat »Jugend trainiert« sehr wohl sein Berechtigung. »Die Kinder wollen sich doch messen«, sagt Susanne Ott, »und in Fächern wie Mathe wird doch auch die Leistung geprüft.« Vor allem: Beim Kreisfinale in Pliezhausen kommt niemand, weil er oder sie gezwungen wird. Aber auch sonst sind Singer, Völter, Beck und Ott keine übertrieben große Fans der »Kinderleichtathletik«.
Offenheit. Der Verein »Behinderte helfen Nichtbehinderten« (BhN) ist eine feste Größe bei »Jugend trainiert«. Der 30-köpfige Verein ist mit einem Dutzend Referenten im ganzen Land unterwegs. Sie haben ein körperliches Handicap, die meisten sitzen im Rollstuhl. Fast alle sind international erfolgreiche Behinderten-Sportler. »Der Tag mit den Grundschülern ist der entspannteste«, sagt Reiner Schneider, der zusammen mit Max Weber vor Ort ist, »die Kinder kommen ganz unbefangen auf uns zu und fragen alles - das ist ganz stark.« Vor dem Rollstuhlparcours stehen die Grundschüler Schlange.
Plakette. Seit mehr als einem halben Jahrhundert wird das Sportfest im Pliezhäuser Schönbuchstadion gefeiert. Dafür hat die Gemeinde jetzt die Plakette der Deutschen Schulsportstiftung »50 Jahre - 50 Orte« erhalten. Die wäre eigentlich schon 2020 fällig gewesen - dann kam aber Corona dazwischen. Über die Auszeichnung aus den Händen von Daniel Hager-Mann, Ministerialdirektor im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg, hat sich Bürgermeister Christof Dold im 52. Jahr der Groß-Veranstaltung nicht weniger gefreut. »Die Auszeichnung ist Ansporn und Verpflichtung für uns«, sagt er. Heißt: »Jugend trainiert« soll auch in Zeiten des Kampfrichtermangels weiterleben.
Sekt. Daniel Hager-Mann vertritt Ministerin Theresa Schopper (Grüne) und leitet die Verwaltung im Ministerium. »So was wie hier gibt's in ganz Deutschland nur ein Mal«, sagt er zu den Schülerinnen und Schülern, »das heißt, Ihr seid absolut einmalig.« Der Staatssekretär hat nicht nur die Plakette für den Bürgermeister dabei, sondern auch Schokolade und Sekt für das vierköpfige Orga-Team. Als Anerkennung dafür, »wie viel Arbeit, Herzblut und Begeisterung Sie reinstecken«. (GEA)
