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Aktuell Versorgung

Ist das Trinkwasser in der Region häufiger verunreinigt?

Hat sich die Trinkwasserqualität im Land verschlechtert? In den vergangenen fünf Jahren mussten es die Menschen jedenfalls immer häufiger wegen Verunreinigungen abkochen. Der GEA hat bei den Behörden in Reutlingen und Tübingen nachgefragt, wie es in der Region war.

Trinkwasser in Baden-Württemberg immer häufiger verunreinigt
In den vergangenen Jahren mussten Menschen im Südwesten das Trinkwasser häufiger abkochen. (Symbolbild) Foto: Marijan Murat/DPA
In den vergangenen Jahren mussten Menschen im Südwesten das Trinkwasser häufiger abkochen. (Symbolbild)
Foto: Marijan Murat/DPA

REUTLINGEN/TÜBINGEN/METZINGEN. Zwischen 2020 und Ende 2024 mussten die Behörden in Baden-Württemberg die Menschen immer häufiger auffordern, ihr Trinkwasser abzukochen. Laut dem Verbraucherschutzministerium in Stuttgart gab es 2020 landesweit noch 23 sogenannte Nutzungseinschränkungen, 2024 waren es schon 63 solcher Fälle. Das ist immerhin eine Verdreifachung. Verschiedene Verunreinigungen waren dabei die Ursache. Wenn im Trinkwasser so etwas festgestellt wird und eine Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung besteht, sind die jeweiligen Behörden aufgefordert, solche Abkochgebote zu verhängen.

Verunreinigungen bedeuten konkret, dass etwa Keime das Wasser kontaminieren. Diese können laut Verbraucherschutzministerium unter anderem durch Eindringen von Oberflächenwasser, Rohrbrüche oder von Insekten oder anderen Kleintieren verursacht werden. Dies sei eine Folge des Klimawandels, so das Ministerium, denn in den vergangenen Jahren habe es vermehrt Starkregenereignisse gegeben, wodurch all diese Stoffe verstärkt ins Trinkwasser gespült werden könnten. Hinzu kämen lange Trockenperioden, die wiederum die Rohrbrüche begünstigen würden.

Ein Fall von verunreinigtem Trinkwasser in der Region

In den Landkreisen Reutlingen und Tübingen gab es in den vergangenen fünf Jahren nicht mehr Vorfälle dieser Art, die diesen Trend in der Region bestätigen könnten. Dennoch haben gerade Starkregenereignisse im vergangenen Juni für zahlreiche Hangrutsche und damit für massive Schäden gesorgt. Die Trinkwasserversorgung blieb davon verschont.

Einen Fall von verunreinigtem Trinkwasser gab es im vergangenen Jahr allerdings in Teilen von Metzingen. Die Stadtwerke hatten die Bewohner in den Metzinger Gebieten Harthölzle, Bongertwasen, Neugreuth, Millert, Reisert und Ösch, ihr Trinkwasser abzukochen. In einem Aufruf vom 25. Juli hieß es unter anderem: »Trinken Sie das Wasser nur abgekocht. Lassen Sie das Wasser einmalig aufsprudelnd aufkochen und dann langsam über mindestens zehn Minuten abkühlen. Nehmen Sie für die Zubereitung von Nahrung, zum Zähneputzen und zum Reinigen offener Wunden ausschließlich abgekochtes Leitungswasser.« Das mussten die Metzinger schließlich zwölf Tage lang durchhalten.

Bei Routinekontrollen in einem Trinkwasser-Hochbehälter waren vorher sogenannte coliforme Keime und Enterokokken festgestellt worden, wenn auch in geringer Konzentration. Daraufhin hatten die Stadtwerke die betroffenen Hochbehälter und Leitungen gespült und desinfiziert. Am 31. Juli gab das Unternehmen Entwarnung, nachdem bei Wasserproben keine Keimbelastung mehr festgestellt wurde. Coliforme Keime und Enterokokken können Übelkeit und Durchfall auslösen. Die Metzinger Stadtwerke warnten seinerzeit davor, dass verunreinigtes Trinkwasser vor allem bei Säuglingen, Schwangeren und immungeschwächten älteren Menschen zu Gesundheitsproblemen führen könnten.

Mitarbeiter der Stadtwerke hatten im Hochbehälter oberhalb von Metzingen Mücken entdeckt, die als Grund für die Keime ausgemacht wurden. Insektenforscher hatten die Tiere als Stelzmücken bestimmt. Die Insekten waren wohl über ein Überlaufrohr, das eigentlich gegen das Eindringen von Tieren gesichert ist, in die sogenannte Reinwasserkammer gelangt. In Zukunft soll das Trinkwasser besser geschützt und überwacht werden, versprachen die Stadtwerke Metzingen. (GEA)