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In Seeburg entsteht ein Dorfgemeinschaftshaus mit Feuerwehrstützpunkt

Der große Saal gibt den Blick frei auf den Burgberg mit Kriegerdenkmal (links) und den Hardtberg. Hier schauen der Leiter der Ur
Hier schauen der Leiter der Uracher Bauverwaltung Tim Wilhelm (links) und Ortsvorsteher Oliver Kolb auf den Plan des neuen Dorfgemeinschaftshauses. Foto: Andreas Fink
Hier schauen der Leiter der Uracher Bauverwaltung Tim Wilhelm (links) und Ortsvorsteher Oliver Kolb auf den Plan des neuen Dorfgemeinschaftshauses.
Foto: Andreas Fink

BAD URACH-SEEBURG. Am Anfang war . . . das Feuerwehrauto. Der mit rund 300 Einwohnern mit Abstand kleinste Ortsteil von Bad Urach hat es letztlich seinem Uralt-Fahrzeug zu verdanken, dass er jetzt ein neues, großes, schickes Dorfgemeinschaftshaus kriegt. Das ging so: Ein Feuerwehrauto war schon lange überfällig, man musste kein Technik-Experte sein, um zu sehen, dass der hustende und stinkende Oldtimer seine besten Tage schon lang hinter sich hatte.

Als sicher war, dass die Seeburger eines bekommen würden – ein schickes TSF-W mit Allradantrieb und integrierter Kabine –, war schnell klar, dass es nicht in die Garage im Rathaus passen würde. Also beschloss man, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Die ehemalige Schule, die als kirchliches Gemeindehaus diente, wird zum Dorfgemeinschaftshaus ertüchtigt. Darin die Verwaltungsstelle mit Sitzungssaal und Amtszimmer für den Ortsvorsteher, ein größerer (Fest-) Saal für öffentliche und private Veranstaltungen, nebenan die Feuerwehr-Leitstelle mit Technik- und Sanitärräumen und einer großen Garage.

Burgberg mit Kriegerdenkmal. Foto: Andreas Fink
Burgberg mit Kriegerdenkmal.
Foto: Andreas Fink

Im September 2018 ging’s los. Bevor die Profis auf die Baustelle kamen, rückten die Ehrenamtlichen an: Acht Seeburger begannen, das Haus zu entkernen, rissen montag- und freitagabends alles raus, was nicht-professionelle Handwerker dürfen und was keine statische Funktion hat. Inzwischen sind die professionellen Handwerker am Werk. »Die Arbeiten laufen gut«, sagt Tim Wilhelm, der im Rathaus die Bauverwaltung leitet. Den Vorentwurf fürs neue Dorfgemeinschaftshaus hat der gelernte Architekt selbst gezeichnet, die Werkplanung stammt von dem Münsinger Architekten Frank Hintzenstern. Eine Zusammenarbeit mit guten Voraussetzungen: Wilhelm und Hintzenstern waren früher Kollegen in einem Architekturbüro in Göppingen.

Neue Räume für neue Ideen

Im Erdgeschoss bleibt die Heizzentrale, der Ölbrenner läuft noch. »Wenn der irgendwann mal den Geist aufgibt oder der Schornsteinfeger ihn stilllegt, könnten wir auf eine Pelletheizung umrüsten«, so Wilhelm, »Platz genug ist da.« Ebenfalls ins Erdgeschoss kommt die kleine Bücherei, die im Rathaus ist. »Allerdings nicht mehr in der jetzigen Form«, sagt Ortsvorsteher Oliver Kolb, »in dem neuen Raum entsteht ein Raum für kleine Veranstaltungen, eine Art Begegnungscafé.«

Im Obergeschoss – die zwei Ebenen sind nicht nur über die alte Treppe, sondern auch barrierefrei über einen neuen Aufzug verbunden – liegt die Verwaltungsstelle mit Sitzungssaal. Zudem eine Küche, der Sanitärbereich, ein kleiner und ein großer Saal, die sich über eine Faltwand abtrennen lassen. Groß heißt in diesem Fall neun auf neun Meter. »Da passen 80 Leute rein«, rechnet der Ortsvorsteher vor, »das ist ein Viertel unserer Einwohner. So gesehen wirklich groß.«

Der Blick vom Burgberg zeigt, wie sich das ehemalige Gemeindehaus verändert hat: Die Fassade wurde umgestaltet, der überdachte G
Der Blick vom Burgberg zeigt, wie sich das ehemalige Gemeindehaus verändert hat: Die Fassade wurde umgestaltet, der überdachte Gang zur Gerätehütte zu einem Raum aufgewertet, daneben der Feuerwehr-Teil mit der großen Garage. Foto: Andreas Fink
Der Blick vom Burgberg zeigt, wie sich das ehemalige Gemeindehaus verändert hat: Die Fassade wurde umgestaltet, der überdachte Gang zur Gerätehütte zu einem Raum aufgewertet, daneben der Feuerwehr-Teil mit der großen Garage.
Foto: Andreas Fink

Die Feuerwehr hat künftig deutlich mehr Platz als bis jetzt im Rathaus. Die schnelle Truppe hat nicht nur eine riesige Garage, sondern auch einen deutlich größeren »Schlauch«, wie der Versammlungsraum bei den Kameraden heißt. Sollten mal Frauen dazustoßen, wie es sie in anderen Uracher Abteilungen schon gibt: Für sie ist jetzt schon ein zweiter Sanitärbereich angelegt. »Insgesamt eine Verbesserung um 300 Prozent«, sagt Ortsvorsteher Oliver Kolb. »Wir liegen gut im Plan«, sagt Tim Wilhelm, »Ende Juni sollten wir fertig sein. Dann ist der Außenbereich dran.« Offiziell der Öffentlichkeit übergeben werden sollen hätte das Haus ursprünglich im Rahmen der 1 250-Jahr-Feierlichkeiten im September. Die sind coronabedingt abgesagt und auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Nun soll das Haus eben im kleinen Rahmen »eröffnet« worden.

Was wird aus dem Rathaus?

Ursprünglich war man im Uracher Gemeinderat von rund einer Million Baukosten ausgegangen. Schon im Juni 2016 hatte sich die Stadt über einen 220 000-Euro-Zuschuss aus dem Ausgleichsstock des Landes Baden-Württemberg gefreut. Es wird teurer: »Wir werden wohl bei knapp 1,4 Millionen landen«, sagt Tim Wilhelm, »das Ganze ist um einiges größer geworden als geplant – vor allem im Feuerwehrbereich.«

Das neue Dorfgemeinschaftshaus ist für Seeburg eine emotionale Sache – bedeutet es doch den Abschied vom Rathaus. Das schöne Tuffsteinhaus mit dem beeindruckenden Keller wird nicht abgerissen, von Anfang an war aber klar, dass sich die Stadt keine zwei Gebäude leisten wird. Der Förderverein »Seeburg schafft Zukunft« macht sich schon länger Gedanken über eine Nachnutzung, einen konkreten und vor allem bezahlbaren Plan gibt es aber noch nicht. Selbst wenn die Stadt das Gebäude an der Ortsdurchfahrt günstig überlassen würde: Allein die Unterhaltung des alten, nicht isolierten Hauses ist nicht ganz billig. Am Ende des Jahres wird das Rathaus leer stehen. Was danach kommt, ist ungewiss. (GEA)