PLIEZHAUSEN. Die beiden Gründerinnen Manuela Miller-Feigl und Franziska Nowak haben eine Stoffwindel aus Hightech-Funktionstextil mit wiederverwendbarem Superabsorber entwickelt. Ihr Unternehmen MeMi-Textiles haben sie 2022 mit dem Ziel gegründet, innovative und nachhaltige Alternativen zu saugfähigen Wegwerfprodukten zu entwickeln.
Wie ist Ihre Idee für die Stoffwindel entstanden?
Franziska Nowak: Die Idee entstand nach der Geburt meines ersten Kindes 2019. Ich war enttäuscht, dass Stoffwindeln technisch kaum weiterentwickelt und nur Wegwerfwindeln leistungsfähig und praktikabel waren. Wir diskutierten, wie eine nachhaltige Windellösung aussehen kann, die einfach zu verwenden und bequem ist.
Manuela Miller-Feigl: Wir wollten Textil neu denken und haben nach Fasern gesucht, mit denen wir maximale Saugfähigkeit erzielen konnten. Die ersten Versuche fanden in Franziskas Küche statt: Mit einem Handmixer haben wir die Fasern in verschiedenen Zusammensetzungen gemischt, um ein leistungsfähiges Garn zu bekommen.
Sie haben beide Ihre Top-Jobs aufgegeben, um die Gründung voran zu treiben. Was war Ihre Motivation?
Miller-Feigl: Als Textiltechnologin hatte ich immer mit dem Vorurteil zu kämpfen, dass es im Textilbereich keine Innovationen gibt. Mit MeMi Textiles wollen wir das ändern und zeigen, dass textile Produkte hoch innovativ sein und den Markt nachhaltig verändern können.
Nowak: Mich hat gereizt, meine Leidenschaft für das Management und Textilien in einem Unternehmen zu vereinen. Trotz der Herausforderungen, die eine Unternehmensgründung neben dem familiären Alltag mit sich bringt, würden wir uns immer wieder für diesen Schritt entscheiden.
Erleben Sie, dass Frauen anders gründen als Männer?
Nowak: Als »working mums« erleben wir sicherlich andere Blickwinkel: Es ist wichtig, dass wir uns aufeinander verlassen und verantwortungsvoll im Team zusammenarbeiten können. Die Verantwortung für Unternehmen und Familie kanalisieren wir in Produktivität, Motivation und Zielstrebigkeit. Wir glauben aber nicht, dass Werte wie Nachhaltigkeit oder Gemeinschaft typisch weiblich sind.
Welche Unterstützung war für Sie besonders wertvoll?
Nowak: 2021 haben wir mit der Teilnahme am Textil-Accelerator »Stoff im Kopf« in den Laboren der Hochschule den ersten Prototypen hergestellt. Damit haben wir uns erfolgreich für das EXIST-Stipendium beworben. Ohne die finanziellen Förderungen von Bund und Land wäre die Gründung nicht möglich gewesen.
Miller-Feigl: Während der dreijährigen Entwicklungszeit halfen diese Programme enorm, unsere Entwicklung zu professionalisieren und den ersten Use-Case, die kniti-Windel, zu launchen. Wir haben aber auch großartige Mentoren und Business Angels an unserer Seite.
Was macht Ihre Technologie einzigartig?
Miller-Feigl: Kernstück der patentierten TSAcore-Technologie ist ein Garn aus verschiedenen Hochleistungsfasern, mit dem wir maximale Saugfähigkeit erzielen konnten – ein waschbarer Superabsorber, der ohne Chemie auskommt. Der Clou ist die Struktur: wir können mehr Fasertypen integrieren als in einem klassischen Garn. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: von Hygieneartikeln bis zu Schuhsohlen, die Schweiß absorbieren. Gerade blicken wir insbesondere auf den Inkontinenz-Markt. Unsere nachhaltige Alternative kann dort Tonnen von Müll einsparen. (GEA)

