Logo
Aktuell Bildung

Hat die Metzinger Neugreuthschule noch eine Zukunft?

Das Land will die Werkrealschulen abschaffen. Die Neugreuthschule in Metzingen mit 200 Kindern wäre mitbetroffen. Wie sich Rektorin Christina Kimmerle und Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh dazu stellen.

Mit historischem Spiel-Waggon: die Neugreuthschule in Metzingen zwischen der Kernstadt und dem 2.000-Einwohner-Stadtteil.
Mit historischem Spiel-Waggon: die Neugreuthschule in Metzingen zwischen der Kernstadt und dem 2.000-Einwohner-Stadtteil. Foto: Markus Pfisterer
Mit historischem Spiel-Waggon: die Neugreuthschule in Metzingen zwischen der Kernstadt und dem 2.000-Einwohner-Stadtteil.
Foto: Markus Pfisterer

METZINGEN. Azubi-Speed-Dating, Fußball-Aktionstage, Bildungspartnerschaften, Boris-Berufswahlsiegel, durchgehende Unterstützung und Begleitung der Kinder und Jugendlichen auch durch pädagogische Assistenten, Schulbegleiter und Schulsozialarbeiterinnen - an der Metzinger Neugreuthschule lief und läuft viel auch außerhalb des eigentlichen Unterrichts. »Wir sind eine ganz familiäre Schule«, sagt Leiterin Christina Kimmerle. Aber wie lange noch?

200 Werkrealschülerinnen und -schüler besuchen die Neugreuthschule und werden hier individuell gefördert. Aber die grün-schwarze Landesregierung will die Werkrealschulen abschaffen. Es gibt sie nur in Baden-Württemberg. Eingeführt wurden sie vor 14 Jahren mit dem Ziel, begabten Hauptschülern im 10. Schuljahr die Mittlere Reife zu ermöglichen. Mit der neuen Schulform wurden die früheren Hauptschulen, die mit Einführung der Gemeinschaftsschulen kaum mehr nachgefragt wurden, aufgewertet.

»Es muss in den nächsten Jahren über eine sinnvolle Lösung am Zentrum Neugreuth nachgedacht werden.«

An der Neugreuthschule haben die Lehrkräfte im vergangenen Sommer 21 Mädchen und Jungen zum mittleren Bildungsabschluss gratuliert. Auch der im September gestartete Schuljahrgang wird in der zehnten Klasse mit Mittlerer Reife abgehen können. Doch die kommenden Jahrgänge werden das nicht mehr können: Im Schuljahr 2030/31 wird der letzte Jahrgang seinen Werkrealschulabschluss absolvieren. Manche befürchten, dass die Schule auf dem Campus zwischen Kernstadt und Stadtteil anschließend kleiner werden oder sogar schließen könnte.

Wie geht es weiter an der Neugreuthschule und was sagen Schulleiterin Christina Kimmerle und Metzingens Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh zu den Plänen des Landes im Rahmen des sogenannten Bildungspakts im Mai 2024? »Es muss in den nächsten Jahren in Ruhe über eine sinnvolle Lösung am Zentrum Neugreuth nachgedacht werden«, betont Kimmerle, deren Kollegium »überrascht auf die Entscheidung des Landes reagiert hat. Für unsere Schüler ist die Entscheidung sehr schade.«

In zwei bis drei Jahren will die Schule bei ihrer Zukunftsfindung weiter sein. Theoretisch denkbar wäre eine Entwicklung zur Gemeinschaftsschule oder ein Verbund mit der Schönbein-Realschule, die auf dem Campus direkt neben der Neugreuthschule liegt. Die Entwicklung der Bildungseinrichtungen wird nicht nur schulintern diskutiert, sondern auch kommunalpolitisch: Die Stadt Metzingen ist Schulträgerin und könnte zum Beispiel auch eine Gemeinschaftsschule einrichten.

Kennenlernen in lockerer Atmosphäre: Beim Azubi-Speed-Dating konnten sich Schüler und Unternehmensvertreter einen ersten Eindruc
Kennenlernen in lockerer Atmosphäre: Beim Azubi-Speed-Dating konnten sich Schüler und Unternehmensvertreter einen ersten Eindruck voneinander verschaffen. Foto: Melinda Weber
Kennenlernen in lockerer Atmosphäre: Beim Azubi-Speed-Dating konnten sich Schüler und Unternehmensvertreter einen ersten Eindruck voneinander verschaffen.
Foto: Melinda Weber

Bisher hat der Gemeinderat das nicht beschlossen - zugunsten einer starken Schönbein-Realschule und einer ebenfalls schlagkräftigen Neugreuth-Grund-und-Werkrealschule. Jetzt haben sich die bildungspolitischen Vorzeichen verändert. Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh positioniert sich in einem Statement gegenüber dem GEA zur Zukunft der Neugreuthschule eher vage: »Ob es künftig eine Zusammenarbeit bzw. einen Verbund mit der nahegelegenen Schönbein-Realschule geben wird, werden wir auch auf kommunaler Ebene besprechen.«

»Ob es künftig eine Zusammenarbeit mit der Schönbein-Realschule geben wird, werden wir auf kommunaler Ebene besprechen«

Sie verweist auf viele Gemeindeverwaltungen und Schulleitungen, die sich besorgt über die möglichen Folgen der Bildungspakt-Entscheidung des Landes zeigten: »Gerade im ländlichen Raum ist es eine große Herausforderung, Schulstandorte langfristig zu sichern.« Im benachbarten Dettingen liegt mit der Schillerschule die nächste große Gemeinschaftsschule.

Die Metzinger Rathauschefin würdigt das jetzige Neugreuth-Schulleben: »Die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen ist hervorragend. Über den klassischen Unterricht hinaus gibt es zahlreiche Bildungspartnerschaften mit Betrieben in der Region.« Doch dieses Schulleben ist durch den grün-schwarzen Regierungswillen eben begrenzt. An einer neuen Weichenstellung an den 227 Werkrealschulen im Land führt kein Weg vorbei. Auch nicht an der in Metzingen.

Die Mensa im Neugreuth dient dem gesamten Campus: der Neugreuthschule genauso wie der benachbarten Schönbein-Realschule. Diese b
Die Mensa im Neugreuth dient dem gesamten Campus: der Neugreuthschule genauso wie der benachbarten Schönbein-Realschule. Diese beiden Bildungseinrichtungen könnten künftig auch inhaltlich kooperieren. Foto: Mockler Matthias
Die Mensa im Neugreuth dient dem gesamten Campus: der Neugreuthschule genauso wie der benachbarten Schönbein-Realschule. Diese beiden Bildungseinrichtungen könnten künftig auch inhaltlich kooperieren.
Foto: Mockler Matthias

Eine Andeutung zur Zukunft der Neugreuthschule macht Haberstroh noch: »Die pädagogischen Erfolge und die wichtige Rolle der Werkrealschule für Metzingen sollten zwingend bei der weiteren Entwicklung berücksichtigt werden.« Im Lauf der nächsten Jahre werden nicht nur Schulleitung und Stadtverwaltung, sondern auch die Gemeinderatsfraktionen konkreter werden müssen. (GEA)