BAD URACH. Wer im Nichtschwimmerbecken des Höhenfreibads unterwegs ist, trifft auf eine lebendige Unterwasserwelt mit Delfinen, einer Schildkröte, vielen bunten Fischen und jeder Menge Meerespflanzen: Aus einer ehemals blanken, 20 Meter langen und rund 1,50 Meter hohen Betonmauer hat der Graffiti-Künstler Sascha Schollbach aus Metzingen einen Hingucker gemacht, der Jung und Alt anspricht. Man muss ganz genau hinschauen, um die vielen liebevoll gestalteten Details genau zu sehen. Ein ungewöhnliches Tier, weil im realen Wasserleben nicht existent, sticht dagegen sofort ins Auge: ein rosarotes Einhorn-Seepferdchen. Das ist auf Wunsch des Freibadteams entstanden, über die Hintergründe klärt Schwimmmeister Ronald Schulz auf: Die dienstälteste Kollegin sei einhornaffin und der habe man eine Freude machen wollen.
Ansonsten hat sich Schollbach, der sich als Künstler Arsen Graffiti nennt, ganz nah an die Realität gehalten. Die Schildkröte wirkt gerade so, als ob sie in der Weite des Meeres schwimme und nicht auf einer Betonwand direkt neben dem Nichtschwimmerbecken. Weil sie optisch so dominant und beeindruckend ist, soll die Schildkröte nicht namenlos bleiben: Das Freibad-Team startet eine Namenssuche, eine Vorschlagsliste gibt’s nicht. Jeder Teilnehmer darf sich etwas ausdenken, die Mitarbeiter werde die Jury sei. Den Künstler inspiriert die Idee gleich: Er könnte der Schildkröte später noch ein Namensschildchen »umhängen«.
Schüler helfen bei Grundierung
Nach dem Motto »wenn man nicht mit der Zeit geht, geht man irgendwann« habe sich die Stadt für die Gestaltung der Wand mit Graffiti entschieden, wie Frank Kammerer von der Freibadverwaltung erklärt. Neue Akzente in unmittelbarer Nähe zum umgestalteten Kleinkinderbereich zu setzen, sei ein Ziel der Aktion gewesen. Und sie kommt an, die Reaktionen seien durchweg positiv. Das berichtet auch der Künstler, der zum Teil während des laufenden Betriebs gearbeitet hatte: »Manche Badegäste haben sogar Ideen geäußert«, freut er sich.
Eigentlich sollte die Graffiti-Wand bereits vor der Eröffnung des Freibads Mitte Mai fertig sein, doch das unbeständige Wetter und Personalprobleme an Schollbachs Arbeitsstätte hatten den Zeitplan gehörig durcheinandergebracht. Bereits im April hatte Schollbach – der Sozialpädagoge arbeitet in Pliezhausen in der stationären Jugendhilfe - mit dem Projekt losgelegt. Damals waren 18 Jungen und Mädchen aus der sechsten Klasse der Barbara-Gonzaga-Schule an seiner Seite, die Schüler sorgten für die Grundierung der Wand. Danach folgten die Feinarbeiten durch den Künstler, insgesamt rund 80 Stunden hat er in die Bad Uracher Unterwasserwelt investiert und etwa 40 Farbdosen verbraucht. Um das Kunstwerk zu schützen, wurde es mit Klarlack versiegelt: So ist es langlebiger, witterungsbeständiger und geschützter von der UV-Strahlung.
Weitere Projekte geplant
Seit seinem achten Lebensjahr interessiert sich der inzwischen 35-jährige Metzinger für Graffiti, beließ es aber beim Malen. Mit dem Sprayen startete er erst vor vier Jahren: »Ich wollte nicht den gewissen Kick haben und etwas Illegales machen.« Graffiti ist längst in der Gesellschaft angekommen, viele Flächen werden inzwischen offiziell als Auftragsarbeit besprayt. Sascha Schollbach ist daraufhin aktiv eingestiegen und ist inzwischen gefragt als Graffiti-Künstler, auch gibt er Workshops.
Mit dem Bad Uracher Höhenfreibad ist er indes noch nicht fertig: »Viele Gäste haben gleich gefragt, wann denn die anderen Betonwände dran sind«, berichtet Frank Kammerer. Bald, wie er nun mitteilen kann: Arsen Graffiti wird auch zwei weitere Betonwände im Bereich des Nichtschwimmerbeckens künstlerisch gestalten. Auf der einen Fläche wird das Motiv der Unterwasserwelt fortgesetzt, auf der anderen schwebt Sascha Schollbach eine mystisches vor – der Hohenurach unter Wasser oder Ähnliches. Mit eingebunden, das sichert Bürgermeister Elmar Rebmann zum, werden auch wieder Jungen und Mädchen einer Uracher Schule. (GEA)