METZINGEN. »Es geht nahtlos weiter.« Das ist die Botschaft, die die beiden Pfarrer Albrecht Schäfer und Jörg Michael Karle zusammen mit Vikar Hendrik Hofmann vermitteln wollen. Gemeint sind die beliebten, christlich geprägten Kinder- und Jugendfreizeiten im Ferientagheim der evangelischen Kirche im Freizeitgelände Bongertwasen am Metzinger Stadtrand.
Am Montag startet die erste von zwei zweiwöchigen Freizeiten mit 140, ab 18. August folgt die zweite Runde mit 70 Mädchen und Jungen. »Alle haben Platz gefunden, es gab keine Wartelisten«, informiert Hofmann, der das auch FTH oder Efti genannte Ferientagheim als dritter Interimsmann binnen drei Jahren unter seinen Fittichen hat: Diakonin Ellen Engel ist bis auf Weiteres in Elternzeit und braucht Ersatz für einen ihrer Hauptjobs.
2026 im Otto-Dipper-Stadion
Nachdem sich auch 50 bis 60 Mitarbeitende gefunden haben, kann es bei den Freizeiten wieder abgehen. Wie gewohnt. Aber zum letzten Mal am alten Ort. Im Sommer 2026 werden sich die Kinder im nur wenige hundert Meter entfernten Otto-Dipper-Stadion tummeln und auch das Vereinsheim der TuS Metzingen nutzen.
Denn das jetzige Ferientagheim mit seiner großen Spiel- und Sportwiese wird bis dahin abgerissen sein. »Im Oktober gibt es ein Abschiedsfest«, kündigen Schäfer und Karle an. Anschließend wird das Gebäude-Duo geräumt, entkernt und dem Baggerzahn übergeben. Dann wird bei vieler Wehmut aufkommen, denn vor allem mit dem 1960 entstandenen Altbau von Paul-Ludwig Dolmetsch verbinden sich unzählige Erinnerungen. Das Backsteingebäude ist allerdings auch stark sanierungsbedürftig. »Wollte man es sanieren, käme es von den Kosten her einem Neubau gleich«, redet Schäfer Klartext. Doch zur Sanierung wird es ohnehin nicht kommen. Auch der noch gar nicht reparaturbedürftige Jungbau von 2004 wird fallen.
Fundraising-Aktion ab Oktober
Denn wie berichtet, haben die Evangelische Gesamtkirchengemeinde Metzingen und die Stadt Metzingen 2020 einen Flächentausch vorgenommen, weil Stadt und Stadtwerke im Bongertwasen ihr Ganzjahresbad bauen werden. Spatenstich soll im Juni 2026 sein. Am Rand der Bad-Fläche liegt das jetzige FTH. Die Stadt hätte das Kirchengrundstück nicht zwingend gebraucht, doch es gibt ihr mehr Spielraum bei der Verwirklichung ihrer Pläne. »Wir wurden von der Stadt nicht unter Druck gesetzt«, tritt Albrecht Schäfer, der geschäftsführende Pfarrer der Gesamtkirchengemeinde, im Pressegespräch anderslautenden Gerüchten wiederholt entgegen.
Und betont das Gegenteil: »Die Stadt unterstützt uns sehr.« Auch bei der erfolgreichen Suche nach einem Interimsquartier für die beliebten Sommerfreizeiten. »Diese sind nicht kirchenintern, sondern sozialdiakonische Arbeit für das gesamte Gemeinwesen«, betont Pfarrer Jörg Michael Karle, der Öffentlichkeitsbeauftragte der Gemeinde. Zudem umgibt die Kinder während ihrer zwei August-Wochen Waldheim-Flair.
Das wird auch so bleiben. Auf der anderen Seite der Straße »Im Frauengrund« hat die Kirche von der Stadt im Tauschverfahren eine Fläche bekommen, auf der sie ihr neues Ferientagheim bauen wird. Sie ist gleich groß wie die alte, allerdings bisher nicht bebaut. Bauen kostet Geld. Um das gewünschte neue Ferientagheim hochzuziehen, braucht es rund 1,5 Millionen Euro, zeigt der Öffentlichkeitsbeauftragte Jörg Karle der Presse in einer Präsentation auf. Rücklagen, Zuschüsse und schon eingegangene Spenden abgezogen, sind immer noch 720.000 Euro aufzubringen.
Um die stattliche Summe zusammenzubringen, startet die evangelische Kirchengemeinde im Oktober eine großangelegte Fundraising-Aktion. Spenden möglichst vieler aus der gesamten Gesellschaft und gerne auch als größerer Betrag sind also gefragt. Schon jetzt können Schäfer, Karle und Co. auf einen Einzelbetrag von 70.000 Euro stolz sein.
Baubeginn erst, wenn zwei Drittel der Eigenmittel zusammen sind
Findet er Nachahmer, kann das neue Efti konkreter werden. »Wir sind zuversichtlich, dass wir bald bei 70 Prozent sind.« Erst wenn die Gemeinde zwei Drittel ihrer Eigenmittel zusammen hat, kann es an den Detail-Entwurf, das Baugesuch und schließlich den Bau gehen. Jetzt wurde Architekt Jochen Schmid vom Büro Hartmaier + Partner beauftragt, das auch den Ableger der Freien Evangelischen Schule in Glems verantwortet, mit der Ausführungsplanung beauftragt. Fest steht bereits, dass aus zwei Häusern ein einziges wird, »einstöckig, ohne Keller und von der Fläche her etwas kleiner als die jetzigen Gebäude«, beschreibt es Pfarrer Schäfer. Zusammen mit der großen Terrasse und der ebenfalls großen Grünfläche dahinter »wird es genau auf die Bedürfnisse der Freizeiten zugeschnitten sein«.
Auch wenn vieles noch nicht fix ist, hat die evangelische Kirchengemeinde schon mal einen ehrgeizigen Zeitplan aufgestellt, der allerdings schon ein paar Monate weiter ist als die Realität. Danach soll im April 2026 der Bau beginnen, das neue Efti im Mai 2027 eingeweiht werden und im folgenden August die erste Freizeit empfangen. Sollte dieser Zeitplan nicht zu halten sein, kann das Metzinger Stadion auch 2027 nochmal für die Sommerfreizeiten genutzt werden. (GEA)


