METZINGEN/ARZYS. »Rot blüht auf der Wiese die Kalina, wer hat sie gebeugt? Einst in voller Pracht die Ukraine, jetzt so sorgenvoll. Rot will einmal wieder die Kalina, stark wie nie, erblühen. Und in neuem Glanz die Ukraine, hey, hey, wieder aufrecht steh'n.« Das Volkslied »Oh roter Schneeball auf der Wiese« hat mit dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 einen gewissen Kultstatus erreicht. Jetzt hat das Lied im Metzinger Rathaus die ukrainische Vorbereitungsklasse in der Neugreuthschule gesungen. Für den Bürgermeister der ukrainischen Stadt Arzys Serhii Parpulanskyi und seine Amtskollegen Carmen Haberstroh (Metzingen), Michael Hillert (Dettingen) und Elmar Rebmann (Bad Urach).
Die Verwaltungs-Chefs aus dem Ermstal haben am Montag die Interkommunale Solidaritätspartnerschaft mit der ukrainischen Stadt Arzys besiegelt, die rund 140 Autokilometer von Odessa entfernt liegt. Der Verein »Ermstal hilft« war schon oft in Arzys, die Uracher Georg-Goldstein-Schule und die Metzinger Schönbein-Realschule sind mit Arzys über eine Schulpartnerschaft verbunden. Die Partnerschaft zwischen Metzingen, Dettingen und Bad Urach auf der einen Seite und Arzys auf der anderen soll nicht nur die Solidarität mit dem kriegsgebeutelten Land ausdrücken, sondern auch »Hilfsleistungen und Unterstützungen ermöglichen«, wie es in der Urkunde heißt.
»Fakt ist, dass die Spendengelder leider zurückgehen«
Der Metzinger Stadtrat Holger Weiblen, der auch im Vorstand von »Ermstal hilft« mitarbeitet und schon oft in der Ukraine war, wurde zum Koordinator der Partnerschaft bestimmt. Der Jurist soll Unterstützung, Hilfslieferungen, Hilfsprojekte der Kommunen, die Beteiligung privater Bürger, Firmen, Vereine und sonstiger Organisationen koordinieren, Bedarf konkret ermitteln, die Beschaffung von Hilfsgütern vorbereiten und ist befugt, Anträge für Fördermittel im Namen der drei Ermstal-Kommunen zu stellen. Geld kann von Land oder Bund kommen und dient ukrainischen Kommunen. Voraussetzung ist, dass es Solidaritätspartnerschaften mit Städten und Gemeinden aus Deutschland gibt. »Das ist sehr wichtig für uns«, sagt der Ermstal-hilft-Vorsitzende Simon Nowotni, »Fakt ist, dass die Spendengelder leider zurückgehen.«
»Es ist uns sehr wichtig, dass Sie wissen, dass wir hinter Ihnen stehen, dass wir an Sie denken«, sagte Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh, »eine sehr wichtige Rolle spielt dabei der Verein 'Ermstal hilft' – ein großes Dankeschön an alle, die sich bei diesem Verein schon seit über zwei Jahren engagieren, allen voran Simon Nowotni, Martin Salzer und Holger Weiblen.« Ihr Dank galt auch Beate Müller-Gemmeke, »die heute als Privatperson da ist und nicht als Bundestagsabgeordnete«, wie Haberstroh betonte, »denn wir befinden uns wegen den bevorstehenden Wahlen in der Karenzzeit«. Müller-Gemmeke war mit Ermstal hilft zwei Mal in der Ukraine und hatte danach bei den Verwaltungs-Chefs im Ermstal für die Solidaritätspartnerschaft getrommelt.
»Wir sind Ihnen und Deutschland unendlich dankbar«
Er sei sehr froh, hier zu sein, sagte Bürgermeister Serhii Parpulanskyi, »wir sind Ihnen und Deutschland unendlich dankbar - Sie haben gezeigt, dass Deutschland ein echter Freund der Ukraine ist«. Die Solidaritätspartnerschaft sei sehr wichtig für seine Stadt, in der vor dem Krieg rund 14.000 Menschen lebten. »Ich kann nur sagen, dass das mein Traum war«, so Parpulanskyi. »Wir haben eine gemeinsame Vergangenheit«, so der Bürgermeister der ehemaligen bessarabischen Stadt, »wir wollen auch eine gemeinsame Zukunft haben.« (GEA)