PLIEZHAUSEN. Im März dieses Jahres ist die Zukunft des Kinder- und Familienzentrums (KiFaZ) Arche in Pliezhausen noch völlig offen gewesen. Damals hieß es, dass die Finanzierung Ende 2024 ausläuft und die Einrichtung der Evangelischen Kirche ab Januar 2025 dringend Geld braucht. Nun gibt es etwas Hoffnung. »Wir haben noch nicht aufgegeben«, sagt Julia Kling, die Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Pliezhausen-Dörnach. Die Finanzierung sei aktuell bis März 2025 gesichert. »Wir sind zuversichtlich, dass sich in den nächsten Wochen etwas tun wird.« Mehr könne Kling dazu noch nicht sagen. Allerdings seien in der jüngsten Vergangenheit durchaus Gelder für den Fortbestand des Kinder- und Familienzentrums eingenommen worden. Etwa durch einen Bücherflohmarkt.
Im März informierten Julia Schäufele als Koordinatorin des Kinder- und Familienzentrums Arche, deren Leiterin Alice Rein und die Pfarrerin Julia Kling über die Aufgaben und die finanzielle Situation des KiFaZ. Ihnen war wichtig, dass sie diese von einem Kinderhaus abgrenzen. »Wir haben ein ganzheitliches Bild im Blick, damit es den Kindern gut geht«, sagte Kling. Sie hätten darum nicht nur die Kleinen im Blick, sondern gleich den ganzen Sozialraum in Pliezhausen.
Pliezhäuser als Teil des Sozialraums
»Die Menschen im Ort gehören dazu«, ergänzte Alice Rein als Leiterin des Zentrums. Die Pfarrerin erklärte den Ansatz des Zentrums: »Manchmal geht es einem Kind nicht so gut.« Rein nannte Beispiele, woran das liegen kann: »Das können Sprachbarrieren sein, die Scheidung der Eltern, finanzielle Probleme oder Trauer.« Damit sich die Kinder in solch einer Situation gut entwickelten, brauche es die ganze Familie. »So wollen wir im Kinder- und Familienzentrum Arche das Fundament für die Kinder stärken und sie gut unterstützen«, ergänzte die Koordinatorin Julia Schäufele.
Darum bietet die Arche nicht nur Kinderbetreuung, sondern auch Angebote für Eltern. Die haben die Verantwortlichen entwickelt, nachdem sie zuvor 100 Familien befragt hatten. »Wir haben die Bedarfe analysiert.« So haben sie erfahren, dass es in Pliezhausen eine große Sehnsucht danach gebe, Zeit miteinander zu verbringen, sagte Schäufele. »Wir haben uns dann erste Angebote überlegt, um Raum für Begegnungen zu schaffen.« So ist das Freitagscafé entstanden. »Je mehr Kontakte man hat, desto wohler fühlt man sich«, sagte Rein. In dem Café können Eltern Gleichgesinnte zwischen 14 und 17 Uhr treffen. Manchmal sind auch Psychologen dabei. »Die Eltern merken dann, dass sie nicht immer nach Reutlingen fahren müssen, sondern hier niederschwellig Hilfe bekommen«, sagte die Zentrumsleiterin.
Anschubfinanzierung vom Land
Eine Pressereferentin des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg erläuterte dem GEA im März den Hintergrund des Programms: »Das Land unterstützt seit 2016 den Weiterentwicklungsprozess von Kindertageseinrichtungen zu Kinder- und Familienzentren mit einer Anschubfinanzierung.« Das bedeutet, dass das Land die ersten beiden Jahre jeweils 10.000 Euro zahlt und im dritten und vierten Förderjahr jeweils 2.000 Euro. Für die Weiterentwicklung der Kindertageseinrichtung sei eine dauerhafte Unterstützung durch den Träger erforderlich, sagte die Referentin.
Und weiter: »Im Rahmen der Antragstellung wird bestätigt, dass die finanzielle Verantwortung langfristig dem Träger obliegt.« Das bedeute auch im Falle des Kinder- und Familienzentrums Arche in Pliezhausen, dass sich die Evangelische Kirchengemeinde um Geld für den Betrieb kümmern müsste. Was andere Träger unternehmen, damit sie ihre Kinder- und Familienzentren nach dem Auslaufen der Förderung erhalten, dazu erhebt das Ministerium keine Daten. Die Referentin riet im Frühjahr, dass sich die Träger bei Netzwerktreffen und KiFaZ-Cafés Tipps für Fördermöglichkeiten geben. (GEA)