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Die Ruhe des Rads beim Ansturm auf die Trost-Mühle

Über tausend Besucher strömten am Mühlentag zu Pfingsten in die Trost-Mühle nach Bempflingen

Richtig viel los war beim Mühlentag bei der Trost-Mühle in Bempflingen. Ein idyllischer Ort mit großer und jahrhundertealter Ges
Richtig viel los war beim Mühlentag bei der Trost-Mühle in Bempflingen. Ein idyllischer Ort mit großer und jahrhundertealter Geschichte. FOTO: BERNKLAU
Richtig viel los war beim Mühlentag bei der Trost-Mühle in Bempflingen. Ein idyllischer Ort mit großer und jahrhundertealter Geschichte. FOTO: BERNKLAU

BEMPFLINGEN. Die SWR-Fernsehreportage zum »Tag der Mühle« am Vorabend hatte wohl noch mal einen Extraschub von Ausflüglern – besonders viele auf Fahrrädern – nach Bempflingen gespült. Zumal das Wetter zunächst überraschend sonnig wurde und blieb. Schon zu Mittag hatte Andrea Trost, Hausherrin der mindestens 600 Jahre alten Trost-Mühle, mindestens tausend Besucher auf dem weitläufigen Areal am Erms-Kanal geschätzt. Mit soviel hatte sie eigentlich den ganzen Tag über gerechnet. Aber das 18-köpfige Trost-Team war selbst auf diesen Ansturm vorbereitet. Neben den vier Angestellten half die ganze Familie, halfen Freunde und Bekannte aus, um den Gästen an diesem Pfingstmontag einen eindrucksvollen »Tag der Mühle« zu bescheren.

Die verwinkelten Mühlenläden im Vorderhaus waren natürlich geöffnet. Und früh schon drängten sich die Kunden da, wo es Naturkost, Geschenke und natürlich Getreideprodukte gibt: Mehle aller Art zum Beispiel, in vielerlei Packungsgrößen. Michele Damato war dafür zuständig, der sich seit 40 Jahren gern als »Mädchen für alles« in der Mühle fühlt, wo bis vor sechs Jahren das Korn noch vor Ort gemahlen wurde. Schon im Ländle aufgewachsen, stammt er doch aus dem apulischen Bari und konnte seinen Kunden die geheimsten Rezepte für Pasta oder Pizza-Teig verraten. Den Pastateig mischt er zur Hälfte aus Hartweizengrieß und aus dem reinen Weißmehl Typ 405, das Italiener »Doppio Zero« nennen. Für den Pizzateig nimmt er allerdings 550-er, Hartweizen, Hefewürfel, Meersalz und Rohrzucker, dazu Wasser nach Bedarf. Man müsse ihn »unbedingt mit der Hand kneten«, findet er, schon des sinnlichen Gefühls wegen.

Einst den Ort mit Strom versorgt

Auch Müllermeister und Mühlen-Senior Günter Trost war natürlich da, der die Mühle nach dem Tod seines Bruders Reiner dessen Tochter, seiner Nichte Andrea, und ihrem Mann Mark Dorsch überlassen hat, einem Flugkapitän der Lufthansa.

Inzwischen machen auch die erwachsenen Kinder mit im Team. Enya Dorsch versorgte die Bar am Eingang der Sägemühle, ihr Bruder Sidney war mit seinen Freunden vom örtlichen Verein Kultur Kurios mit hippen und kalten Getränken in der Gondel am Ende des Geländes aktiv, die der Verein von einer Seilbahn am Mont Blanc erworben hat.

Vorne am Oberlauf des Kanals hatten es sich viele Gäste auf den Logenplätzen mit Blick auf den Kanalzulauf und das Wasserrad bequem gemacht. In der Mitte des 5,50 Meter messenden Rades fällt das Ermswasser auf die Eichenholzschaufeln – ein sogenanntes mittelschlächtiges Rad, erbaut im Jahr 1850. Früher hatte es die Säge direkt angetrieben, die zwar noch funktioniert, aber gegen die vielfach leistungsfähigeren großen Sägewerke längst nicht mehr ankommt. Heute versorgt es einen kleinen Generator mit seiner Energie.

Strom wird auch mit der Francis-Turbine von Voith am Fronttrakt der Mühle gewonnen, statt der dortigen Mühlräder im Jahr 1948 eingebaut. »Wir sind komplett autark und speisen den restlichen Strom ins Netz ein«, sagt Andrea Trost mit dem Stolz einer umweltbewussten Naturliebhaberin. Von der vorvorigen Jahrhundertwende bis zum Jahr 1940 versorgte die Trost-Mühle sogar ganz Bempflingen mit Strom aus seiner Wasserkraft.

Auch im Festsaal, der alten Scheune neben dem viel bestaunten Sägewerk und seinen alten Maschinen, saßen die Gäste. Das Gros der Bewirteten fand aber unten auf der Wiese neben dem Sägewerk Platz, wo man unter Bäumen den vielleicht schönsten Blick auf das leise klappernde Mühlrad und den ruhig rauschenden Wasserfall hatte. Da gab es neben den Bartischchen sogar extra Liegestühle.

Anfänge im 12. Jahrhundert

Seit dem Jahr 1859 ist die Trost-Mühle im Familienbesitz, inzwischen in der fünften Generation. Ein steinerner Türsturz am Hauptgebäude weist diese Jahreszahl aus. Die Substanz des Hauses geht aber schon auf das Jahr 1659 zurück. Und noch älter ist die erste urkundliche Erwähnung der Bempflinger Mühle aus dem Jahr 1361. Manche Landeshistoriker sehen ihre Anfänge sogar schon im 12. Jahrhundert. Grund genug für die Familie, das uralte und reiche Erbe mit viel Einsatz, aber auch großer Freude zu erhalten. (GEA)