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Der Uracher Forst ist und bleibt ein Zuschussgeschäft

Bad Urach steckt im Jahr 2025 rund 692.000 Euro in den städtischen Forst. Im Gegenzug rechnet sie mit Erlösen in Höhe von rund 608.000 Euro. Das steht für einen Zuschussbedarf in Höhe von 84.000 Euro. Warum die Stadt im Wald erneut drauflegen muss.

Der Wald ist der Stadt Bad Urach teuer.
Der Wald ist der Stadt Bad Urach teuer. Foto: Andreas Fink
Der Wald ist der Stadt Bad Urach teuer.
Foto: Andreas Fink

BAD URACH. Der Forst ist der Stadt Bad Urachern lieb und teuer. Teuer im wahrsten Sinn des Wortes, stecken sie doch in aller Regel mehr rein, als sie rausziehen kann. Im kommenden Jahr sollen es rund 84.000 Euro sein, wie Michael Herb, der Leiter des Forstbezirks Nord, jetzt im Gemeinderat darlegte. An seiner Seite die Förster Ulrich Meyer (Revier Bad Urach) und Ulrich Wahl (Revier Dettingen).

Die gute Nachricht zuerst: »Der Wald ist kein Klimakiller«, brachte Herb einen Fakt auf den Punkt, der nach der letzten Bundeswaldinventur durch diverse Medien geisterte. In dem am 8. Oktober von Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, in Berlin vorgelegten Papier war bekannt geworden, dass der deutsche Wald nicht wie erwartet zur Speicherung des klimaschädlichen Treibhausgases CO₂ beiträgt.

»Der Wald ist kein Klimakiller. Das funktioniert aber nur, wenn man ihn pflegt und nicht stilllegt«

Demnach ist der Wald, lange Zeit als Kohlenstoff-Senke geschätzt, in den letzten Jahren aufgrund der Klimakrise und ihrer Folgen zur Kohlenstoff-Quelle geworden. Das bedeutet, der überwiegende Abgang durch Stürme und Dürre sowie Käferbefall ist größer als der Zuwachs an lebender Biomasse. Seit 2017 hat sich der Kohlenstoffvorrat im Wald um 41,5 Millionen Tonnen verringert. Im Wald ist aber immer noch massig Kohlendioxid gespeichert, betonte Herb. »Das funktioniert nur, wenn man ihn pflegt und nicht stilllegt.«

Im kommenden Jahr wollen die Förster 7.730 Festmeter Holz aus dem Wald holen. »Es ist derzeit davon auszugehen, dass die Holzpreise stagnieren beziehungsweise etwas fallen werden«, schreibt Kämmerer Christian Thumm, der für im Rathaus für den Bereich Waldwirtschaft verantwortlich und deshalb im engen Austausch mit den Förstern ist.

Die Zeiten, in denen der Uracher Wald Geld abwarf, sind schon lange vorbei. Das gibt der Holzmarkt - die Stämme werden mittlerweile weltweit gehandelt und gehen teilweise nach Asien - nicht mehr her. Das Hauptproblem liegt im Wesen des Uracher Forstes: Mehr als 75 Prozent wächst im Steilhang. Hier ist nicht nur die Qualität der Stämme nicht so gut wie auf ebenen Flächen - die Holzernte ist hier ungleich schwerer, personalintensiver und damit teurer.

»Wir sind froh, dass wir wieder einen vierten Mann haben«

Stichwort Personal: »Wir sind froh, dass wir wieder einen vierten Mann haben«, sagte Bürgermeister Elmar Rebmann. Drei müssen es mindestens sein, sonst dürfen die Männer gar kein Holz machen. Der Grund: Es braucht mindestens drei Personen, um im Fall der Fälle eine Rettungskette aufrechterhalten zu können. Ist einer krank oder im Urlaub, müssen die zwei Kollegen einfachere Arbeiten im Wald machen. Was kein Problem ist - Geschäft hat's genug, betont Revierförster Uli Meyer: »Wir könnten gut einen fünften Mann brauchen, die Ausschreibung läuft weiter.«

Der Uracher Gemeinderat hat sich schon lange daran gewöhnt, dass beim Betriebsplan für den Stadtrat keine Schwarze Null oder gar ein Gewinn zu erwarten ist und stimmte deshalb ohne Gegenstimme und Enthaltung für das Papier. Es ist in dem Gremium angekommen, dass der Wald für viel mehr steht als für Geld: Er erfüllt viele Funktionen, wie Forstbezirksleiter Michael Herb betonte: Er ist auch Erholungsraum, dient dem Bodenschutz, ist Lebensraum für Pflanzen- und Tiere und fungiert als Luftfilter.

Noch ein positiver Aspekt des Uracher Forstes: Im Zuge der Einrichtung des Biosphärengebiets wurden vor 16 Jahren rund 57 Hektar stillgelegt, also aus der Bewirtschaftung herausgenommen. »Das entspricht 2,2 Millionen Ökopunkten«, so Michael Herb, »die entsprechen virtuell 2,2 Millionen Euro.« Nicht nur das: Sie können eingesetzt werden, wenn die Stadt einen Eingriff in die Landschaft macht - etwa in einem neuen Bau- oder Gewerbegebiet - und ihn mit Ökopunkten wieder ein Stück weit »gutmachen« muss. (GEA)