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Bundesstraße 28: Bad Urach soll kein Nadelöhr mehr sein

Der Bund gestaltet für 17 Millionen Euro den Uracher Ortseingang um. Ziel: Fertigstellung zur Gartenschau 2027. Was in den nächsten Tagen und Wochen entlang der B 28 passieren wird.

Mit dem Umbau der Wasserfallkreuzung bekommt Bad Urach ein neues »Eingangstor«:  So soll die Fuß- und Radwegbrücke über die B 28
Mit dem Umbau der Wasserfallkreuzung bekommt Bad Urach ein neues »Eingangstor«: So soll die Fuß- und Radwegbrücke über die B 28 am Ortseingang aus Richtung Reutlingen/Metzingen aussehen. Foto: Schlaich Bergermann Partner
Mit dem Umbau der Wasserfallkreuzung bekommt Bad Urach ein neues »Eingangstor«: So soll die Fuß- und Radwegbrücke über die B 28 am Ortseingang aus Richtung Reutlingen/Metzingen aussehen.
Foto: Schlaich Bergermann Partner

BAD URACH. Dreißigtausend Fahrzeuge. Tag für Tag. Und abgesehen von ein paar Tagen in den Ferien immer Staus zu den Stoßzeiten. Bad Urach ist ein Nadelöhr. Wer von der Münsinger und der Römersteiner Alb ins Ermstal muss, muss hier durch – von Lkw-Fahrern, die Mautgebühren sparen und auf die Bundesstraße ausweichen, ganz zu schweigen. Der Verkehr wird trotz Ermstalbahn erst mal nicht geringer, der Weg durchs Ermstal soll aber flüssiger werden: Auf einer Länge von rund 800 Metern gestaltet der Bund die Knotenpunkte »Wasserfall« und »Hochhaus« um, um den Verkehrsfluss zu verbessern. Als Vorbereitung auf die Straßenbauarbeiten im Frühjahr 2025 fällt am Montag der erste Baum.

»Es werden zweieinhalb spannende Jahre. Ihr habt Lust – wir auch«

»Es geht los«, sagt Elmar Rebmann, sichtlich erfreut. »Wir planen schon ein paar Jahre miteinander«, sagt der Uracher Bürgermeister in Richtung Gunther Junginger, Leitender Baudirektor im Referat 47.1 im Regierungspräsidium. Der Chef des Baureferats Nord gibt gleich mal ein Lob an die Uracher Stadtverwaltung zurück, die enorm viele Vorplanungen geleistet hat – auch für das Rathaus-Team war die Zeit ein Kraftakt. Bleibt die Erkenntnis, dass das Planfeststellungsverfahren, das in sieben Monaten über die Bühne gebracht wurde, »rekordverdächtig« war, wie Rebmann und Junginger unisono betonen. »Es werden zweieinhalb spannende Jahre«, blickt Gunther Junginger voraus. Zu Elmar Rebmann: »Ihr habt Lust – wir auch.«

Mit den zweieinhalb Jahren ist schon der Zeithorizont genannt: Bis zur Gartenschau im Jahr soll alles fertig sein. »Verkehrswirksam«, wie die Straßenbauer aus dem Regierungspräsidium sagen. Was so viel heißt, dass das Ganze vielleicht noch nicht bis zum letzten Grashälmchen am Straßenrande abgeschlossen ist, soweit aber fertiggestellt, dass der Verkehr ohne Behinderungen wieder rollen kann. Erst seit April dieses Jahres wissen die Uracher, dass beide Kreuzungen bis zur Gartenschau fertig sein sollen. Ob’s mit der Hochhauskreuzung bis zum Tag X reicht, war lange offen.

Bad Urachs Bürgermeister Elmar Rebmann (links), Projektleiterin Lea  Vogelsang und Referatsleiter im Regierungspräsidium Gunther
Bad Urachs Bürgermeister Elmar Rebmann (links), Projektleiterin Lea Vogelsang und Referatsleiter im Regierungspräsidium Gunther Junginger an der Stelle, wo ab Montag die ersten Bäume gefällt werden. Der Bagger im Hintergrund, der im Auftrag des Landesdenkmalamts den Untergrund untersucht, ist bis dahin fertig. Foto: Andreas Fink
Bad Urachs Bürgermeister Elmar Rebmann (links), Projektleiterin Lea Vogelsang und Referatsleiter im Regierungspräsidium Gunther Junginger an der Stelle, wo ab Montag die ersten Bäume gefällt werden. Der Bagger im Hintergrund, der im Auftrag des Landesdenkmalamts den Untergrund untersucht, ist bis dahin fertig.
Foto: Andreas Fink

Ursprünglich hatten die Uracher gehofft, dass zur Gartenschau auch die Stuttgarter Straße gerichtet wird. Die führt bis jetzt ebenso schnurgerade wie schmucklos in die Innenstadt und soll nicht nur mit Bäumen optisch und ökologisch aufgewertet werden. Das wird kommen, verspricht der Uracher Bürgermeister, allerdings erst nach der Gartenschau. Drei Großbaustellen hätte erstens die Kapazität der Straßenbauer gesprengt, zweitens wird die Stuttgarter Straße während des Umbaus der Hochhauskreuzung – wo ganz nebenbei auch die Erms verlegt wird – als Umleitungsstrecke gebraucht.

Rund 15 Millionen Euro buttert der Bund in die beiden Baustellen. Die Kosten für den Umbau der Wasserfallkreuzung – knapp 10 Millionen Euro – zahlt Berlin komplett, bei der rund 7,2 Millionen Euro teuren Hochhauskreuzung zahlt die Stadt 49 Prozent. Die dreieinhalb Millionen Euro, die bei der Stadt bleiben, verringern sich auf 1,7 Millionen. Der Grund: Bad Urach kommt in den Genuss der – Achtung: Bürokratensprechmonster – Förderung des Kommunalen Straßenbaus aus dem Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz, kurz: LGVFG-KStB.

»Es wird immer eine Fahrspur offen sein«

Wenn ab Montagmorgen die Motorsägen heulen, werden 140 Bäume fallen. Als Bäume werden die Gehölze definiert, die einen Stammumfang von 30 Zentimetern aufwärts haben. Kleinere Gewächse werden ebenfalls umgesäbelt und gleich vor Ort gehäckselt. Bis Ende November sollte alles erledigt sein. »Es wird wild aussehen«, sagt Gunther Junginger voraus, »da hat’s schon ein paar markante Bäume drunter.« Einige hätten aber auch ganz unabhängig von den Straßenbaumaßnahmen keine Zukunft, stellt der Uracher Stadtgärtner Walter Kugele klar. Und: Was jetzt fällt, wird später an anderer Stelle neu gepflanzt. Nicht alle gefällten Bäume, werden gehäckselt: Ökologisch hochwertiges Totholz wird in die Biotope gelegt, die seit dem Frühjahr für die Zauneidechsen angelegt worden sind. Stichwort Ökologie: »Es wurden ausreichend Nistkästen aufgehängt, weil mit den abgängigen Bäumen Nistplätze weggefallen sind«, sagt Projektleiterin Lea Vogelsang.

Damit der Verkehr auf der B 28 im Ermstal flüssiger läuft, muss auch die Kreuzung an der Bleiche umgebaut werden. Die Fachleute aus dem RP haben sich auch hier für eine zusätzliche Spur in jeder Fahrtrichtung entschieden. Auch hier wurde im Anschluss an den Biolandhof ein Biotop für die streng geschützten Tiere angelegt. Die ersten Bagger rollen im Frühjahr aber nicht an der Markungsgrenze zwischen Bad Urach und Dettingen an, sondern in Urach selbst bei der Wasserfallkreuzung. Irgendwann werden alle drei Baustellen parallel laufen, sagt Projektleiterin Lea Vogelsang. Damit ist klar, dass es bis zur Fertigstellung im Jahr 2027 noch mehr Stau als sonst geben wird. Immerhin: »Es wird immer eine Fahrspur offen sein.« (GEA)