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Britta Götzendorfer aus Bad Urach schafft das Everesting im Brandnertal

Britta Götzendorfer läuft und wandert fürs Leben gern. Sie hat kürzlich alle fünf Uracher Grafensteige an einem Stück erwandert. Am Samstag ist sie beim »Alpin8-Everesting« im Brandnertal angetreten. Am Sonntag, nach rund 33 Stunden war sie am Ziel: Die 53-Jährige hat die 8.848 Höhenmeter geschafft.

Sichtlich erschöpft aber glücklich: Britta Götzendorfer ist am Ziel. Die 53-Jährige hat die 8.848 Höhenmeter geschafft.
Sichtlich erschöpft aber glücklich: Britta Götzendorfer ist am Ziel. Die 53-Jährige hat die 8.848 Höhenmeter geschafft. Foto: Privat
Sichtlich erschöpft aber glücklich: Britta Götzendorfer ist am Ziel. Die 53-Jährige hat die 8.848 Höhenmeter geschafft.
Foto: Privat

BRANDNERTAL/BAD URACH. Britta Götzendorfer ist am Ziel. Am Sonntagnachmittag um kurz nach zwei die WhatsApp mit dem schlichten Inhalt »Geschafft«!, dekoriert mit dem Lach- und dem 100er-Smiley. Die Hundert steht für das volle Programm, für das Maximale, für das Mehr-geht-nicht. Achttausendachthundertachtundvierzig ist auf dieser Welt das Maß aller Dinge. 8.848 Meter ist der höchste Berg der Welt - der Mount Everest - hoch. Weil der nicht gerade vor der Haustür liegt, suchen sich Extremsportler irgendeinen x-beliebigen Berg auf der Welt und radeln oder joggen oder wandern ihn so oft in Folge hoch, bis sie die 8.848 Meter des Mount Everest haben. Deshalb der Begriff »Everesting«.

Die Uracherin hat am Wochenende das Alpin8-Everesting in Angriff genommen. Vom Brandnertal geht's auf dreieinhalb Kilometer 538 Höhenmeter nach oben, die Steigung beträgt zwischen 9 und 35 Prozent. Runter geht's mit der Palüdbahn, die nonstop läuft. Ein Everesting ist kein klassischer Wettkampf, bei dem es um Minuten oder Sekunden geht. Ankommen ist alles. Als Zeitlimit haben die Veranstalterinnen trotzdem 36 Stunden gesetzt - irgendwann soll schließlich wieder Ruhe einkehren am Berg.

Viele Passagen beim Alpin8-Everesting im Brandnertal sind steil wie ein Dach. Dieses Bild zeigt Britta Götzendorfer in einer Wal
Viele Passagen beim Alpin8-Everesting im Brandnertal sind steil wie ein Dach. Dieses Bild zeigt Britta Götzendorfer in einer Wald-Passage. Um ihren Hals trägt sie noch eine Stirnlampe von einem nächtlichen Aufstieg. Foto: privat
Viele Passagen beim Alpin8-Everesting im Brandnertal sind steil wie ein Dach. Dieses Bild zeigt Britta Götzendorfer in einer Wald-Passage. Um ihren Hals trägt sie noch eine Stirnlampe von einem nächtlichen Aufstieg.
Foto: privat

Und, wie war's? Am ersten Morgen am Tag danach sucht Britta Götzendorfer erst mal nach Worten. »Was soll ich sagen ... gut natürlich, saugut!« Sie habe erst mal sehr lange und tief und gut geschlafen. Schmerzen? »Bissle Knie, bissle Wade«, sagt die 53-Jährige, »tut aber nirgends wirklich weh. Also bene, bene, bene.« Ihre Beine hat die Verwaltungsleiterin der VHS Reutlingen in den letzten Jahren und vor allem Wochen so viel trainiert, dass sie die den Everest wohl ganz schnell weggesteckt haben wird.

Muskelkater war eh nie ein Thema, der plagt in aller Regel nur Läufer, die auf der Ebene ihre Sohlen auf den Asphalt knallen lassen oder bergab wetzen oder wandern. Bergaufläufer beziehungsweise -wanderer haben vielleicht schlappe Beine, vom fiesen Muskelkater, der einen Treppen rückwärts gehen lässt, sind sie in aller Regel verschont. Deshalb hat Britta Götzendorfer gestern im Brandnertal einfach nur ihre Beine hochgelegt und ihre Kalorienspeicher aufgefüllt. Und den 33 Stunden nachgesonnen, die sie mit Sicherheit ihr ganzes Leben nicht mehr vergessen wird.

»Zu sehen, dass heute strahlendblauer Himmel ist, schmerzt rückblickend a bissle«, sagt sie mit Blick auf die vielen Stunden im kalten Regen. »Am Samstag haben wir kurz die Sonne gesehen«, blickt sie zurück, »ansonsten waren wir patschnass.« Nicht nur die 170 Teilnehmer, sondern auch die Wege. Das Steilstück quer über die Skipiste hatte sich schnell zur Schlammwiese entwickelt, »viele hat's in dieser Passage gelegt«.

Sie ist immer mal wieder kurz in ihr Auto abgetaucht, weil's einfach zu stark geregnet hat. Kleider gewechselt und ein bisschen gedöst. Richtig geschlafen hat Britta Götzendorfer in der Nacht auf Sonntag in einer Pension. Nach Aufstieg elf von siebzehn erst eine heiße Dusche, dann ein tiefer, vierstündiger Schlaf - das war die halbe Miete. Der härteste Aufstieg war der achte, der lockerste der vierzehnte.

Was kommt? Erst mal mindestens fünf Tage Nichtstun, empfehlen erfahrene Everesting-Teilnehmer. Dann vielleicht schon wieder eine ihrer Uracher Lieblingsrunden: eine lockere Seen-Runde im Kaltental. (GEA)