BAD URACH.. Dass das Lenkmal - das Schäferlauf-Denkmal von Peter Lenk - schon lange in der Stadt angekommen ist, hat sich schon gezeigt, als Stadtgärtner Walter Kugele im März/April den Platz darunter nicht nur wie bisher vom Verschönerungsverein mit Eiern und Blumen dekoriert hat, sondern auch mit zwei Bank-Sitzgruppen. Blumen natürlich auch, aber eben auch die neuen Sitzgelegenheiten. Die waren ganz oft belagert. Ein Zeichen dafür, dass die neue Uracher Mitte lebt. Und dass die Menschen auch außerhalb der Cafés Lust haben, sich hinzusetzen und zu reden.
Jetzt also ein Stadtstrand. Kennt man bis jetzt nur von größeren und großen und ganz großen Städten. Dabei ist die Idee in Bad Urach gar nicht so neu: Stadtgärtner Walter Kugele ist schon zu Corona-Zeiten mit Tim Wilhelm, der im Rathaus den Bereich Bauverwaltung und Stadtplanung leitet, zusammengesessen und hat sich Gedanken über die Attraktivierung der Innenstadt gemacht. Eine Zeit, in der es im Herzen der Stadt nach der Schließung des »Café Ruf« und vor der Wiedereröffnung in Form der »Alb-Thermen am Markt« arg leer ausgesehen hat.
Donnerstagvormittag wird der Sand geliefert
Die Stadtverwaltung hat die Idee eines Stadtstrands im IHK-Projekt »Innenstadtberater« eingebracht. Die wurde auch dort für gut befunden, sodass dem jetzt nichts mehr entgegensteht. Am Donnerstagvormittag wird der Sand geliefert. Zwei Sattelzüge, so Stadtgärtner Walter Kugele, wobei der zweite nicht ganz voll ist. Die Brummis fahren nicht auf den Marktplatz, der Donausand - es wird auf kurze Transportwege geachtet - wird auf dem Bauhof auf kleinere Fahrzeuge umgeladen.
Unter dem Lenkmal entsteht eine acht auf zwölf Meter große Fläche. Damit der Sand nicht bis in die Sahara verweht wird, wird das Areal mit Planken aus Rubinienholz eingefasst. Das Ganze wird auch noch von einem lockeren Holzzaun umsäumt. Weniger wegen der Nähe zur Straße, sondern um das Ganze einzufassen - und um ungezogene Hunde davor abzuhalten, den Stadtstrand falsch zu interpretieren.
Der soll nämlich »ein Aufenthaltsort für alle werden«, sagt Bürgermeister Elmar Rebmann. Für alle Menschen, nicht für alle möglichen Hunde. Im Idealfall treffen sich am Stadtstrand tagsüber Familien mit Kindern - der tiefste Bereich des Stadtstrands ist nicht ganz so tief wie ein klassischer Sandkasten, aber tief genug zum Sandeln - abends dann von Teenies aufwärts Menschen, die sich hier zum Chillen treffen. »Ein After-Work-Angebot«, sagt Hauptamtsleiterin Vesna Trost.
Lehre aus Stadtstühle-Projekt
Die Kleinen dürfen sich in den Sand setzen, für die Größeren gibt's klassische Strand-Stühle. Damit die nicht Beine kriegen, werden sie zwar nicht am Boden festgeschraubt, aber festgekettet - ein gewisser Beweglichkeitsradius bleibt also. Der Stuhl an der Kette mag nicht so recht in das schöne Bild von Strand-Dolce-Vita passen, die Stadtverwaltung zieht damit aber die Lehre aus dem Experiment der Stadt-Stühle. Tim Wilhelm hatte im September 2017 die quietschgrünen Sitzmöbel in die Stadt gebracht. Dass hin und wieder einer Beine kriegt, beschädigt wird oder in der Erms landet ist normal. Inzwischen ist von den insgesamt 40 aber kein einziger mehr da. Deshalb die Kette.
Zusammen sitzt sich's am besten mit einem (Kalt-)Getränk in der Hand. Auch dafür ist gesorgt: Die Stadtverwaltung hat vor drei Wochen Gastronomen, Vereine und andere Gruppen zu einem Auftaktgespräch eingeladen. Zwölf haben sich gemeldet, sieben sind dabeigeblieben und haben Interesse angemeldet, den Stadtstrand zu bewirten. Die Gastronomen haben sich herausgehalten und überlassen das Feld den Ehrenamtlichen. Die Stadt lässt denen völlig freie Hand - die Gruppen machen unter sich aus, wer wann wirtet - und hat sich sogar um Kühlschränke im Eingangsbereich der leerstehenden »Krone« gekümmert.
Getränke vom Marktstand
Am Start sind unter anderem der Förderverein Festhalle, der Sängerkranz, der Swingchor, der Reitverein, Tavmanns Kulturkeller und die neue Gruppe »MTB in Bad Urach«, die sich für legale Trails in der Kurstadt stark macht und begonnen hat, für ihr Anliegen zu werben. Werbung ist ein wichtiges Stichwort: »Die Gruppen können am Stadtstrand für sich und ihr Angebot werben«, sagt Bürgermeister Elmar Rebmann. Das lässt sich am besten in entspannter Stimmung bei einem Kaltgetränk. Die Getränke werden von einem klassischen, überdachten Marktstand verkauft. Um das Ganze möglichst einfach zu halten, gibt's die Getränke nur in Flaschen.
Die Macher gehen mit einem guten Gefühl und viel Optimismus in die Sommerferien. »Mit wenig Aufwand lässt sich vieles nachjustieren«, zeigt sich Tim Wilhelm optimistisch. Und wenn das Ganze gut läuft, muss am letzten Tag der Sommerferien nicht unbedingt Schluss sein. Wilhelm: »Verlängern würde bedeuten, den Stadtstrand einfach nicht abzubauen.« (GEA)