BAD URACH. Lesen und lesen lassen: Wer ein Mal diese ganz besondere Atmosphäre im Innenhof von Stift Urach erlebt hat – dieses Stück klösterliche Weltabgeschiedenheit – in Kombination mit vorgelesener Literatur, kommt immer wieder. Und er oder sie ist auch bereit, im zweiten Corona-Jahr die eine oder andere Einschränkung in Kauf zu nehmen. Also zum Beispiel beim Betreten und Verlassen des Stiftshofs einen Mund-Nasenschutz zu tragen. Und am Eingang brav seine Kontaktdaten abzugeben. Und schweren Herzens auf die Erfrischung in Form eines Kaltgetränks in der Pause zu verzichten, das es bisher immer gegeben hat.
Immerhin: Die Lesenächte laufen wieder. Gestern Abend eröffneten die stellvertretende Stifts-Leiterin Pfarrerin Ute Bögel und Kulturreferats-Leiter Thomas Braun die 19. Auflage der Uracher Veranstaltungsreihe. Im Vergleich zum letzten Jahr blieben die Schirme zu – einer von vielen kleinen Lichtblicken.
Der Stuhl, auf dem die neun Frauen und drei Männer bis Samstag (bei gutem Wetter) Platz nehmen, hat schon viel Geschichte erlebt und Geschichten gehört: Es handelt sich um einen von drei erhaltenen Rats-Stühlen, die vom Rathaus-Umbau im Jahr 1907 »gerettet« wurden. Die erste Vorleserin Sandra Linsenmayer (Kohlberg) präsentierte Biografisches von der Flug-Pionierin Elly Beinhorn (1907-2007) und zwei Kurzgeschichten des Reutlinger Schriftstellers Jochen Weeber, die zweite Vorleserin Lisa Müller (Bad Urach) las aus Saint-Exupérys Kleinem Prinzen. Heute Abend um 20 Uhr geht’s weiter. (GEA)