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Aktuell Rockfest

Zu Besuch im Probenraum vor dem Reutlinger »Walter Who?-Rumble«

Die schnapszahlige elfte Ausgabe des »Walter Who?-Rumbles« naht. Am 25. Januar im franz.K ist es soweit. Vorher hat der GEA die Reutlinger Band, die sich dieses besondere Festival ausgedacht hat, in ihrem Probenraum besucht.

Walter Subject mit Leuchtschriftzug und Festivalplakat in ihrem Probenraum in der ehemaligen Wagner-Maschinenfabrik.
Walter Subject mit Leuchtschriftzug und Festivalplakat in ihrem Probenraum in der ehemaligen Wagner-Maschinenfabrik. Foto: Armin Knauer
Walter Subject mit Leuchtschriftzug und Festivalplakat in ihrem Probenraum in der ehemaligen Wagner-Maschinenfabrik.
Foto: Armin Knauer

REUTLINGEN. Es kommt nicht häufig vor, dass eine Band für sich ein eigenes Festivalformat erfindet. Die Musiker der Reutlinger Gruppe Walter Subject haben genau das gemacht und mit dem »Walter Who?-Rumble« die Rocksause ihrer Träume ersonnen. Am 25. Januar ist es bereits zum elften Mal soweit. Grund genug für den GEA, im Probenraum in der ehemaligen Maschinenfabrik Wagner vorbeizuschauen.

In der Sitzecke drängen sich die beiden Gitarristen Manuel »Randy« Randecker und Dominik Prause, Schlagzeuger Udo »Brad« Neugebauer, Sänger Marc Ruff und Bassist Fabian Fetzer. Zudem als Neuzugang Keyboarder Markus »Smokey« Brunner. Auf ihren Platten hatten Walter Subject immer auch elektronische Elemente, die will man jetzt auch auf der Bühne haben. Was knifflig sei, so Brunner, in einer Band mit zwei E-Gitarristen. »Es kann nicht Sinn sein, unter jeden Song Hammondorgel-Sounds drunterzuballern.« Also hat man Freiräume geschaffen für den Tastenmann. Aber Brunner ist klar: Hier ist er als Teamspieler gefragt. »Ich halte auch mal nur sechzehn Takte lang zwei Tasten fest.«

Einziger Vollprofi

Brunner ist der einzige Vollprofi im Team. Drei Tage die Woche gibt er Unterricht in Gitarre, Keyboard und E-Bass. Mit der Ludwigsburger Coverrock-Gruppe Soultrip ist er überregional unterwegs. Außerdem gönnt er sich ein eigenes Jazztrio. Die anderen haben jeweils Brötchenberufe. Was Vorteile hat: Man hat keinen Druck, Geld reinspielen zu müssen.

Konzertinfo

Das Walter-Who?-Rumble beginnt am Samstag, 25. Januar, um 21 Uhr im franz.K. Es spielen Dreibettzimmer und Walter Subject, gegen Mitternacht legt DJ Mike Ryser auf. (GEA)
www.franzk.net

Auch in Auflage elf spielt erst eine befreundete Band, dann rocken Walter Subject bis Mitternacht, ehe ein DJ übernimmt. Den Anfang machen diesmal Dreibettzimmer, am Ende legt DJ Mike Ryser auf. Beides Reutlinger Gewächse, Dreibettzimmer proben sogar im selben Gebäude. Marc Ruff: »Wir können uns gegenseitig in den Probenraum gucken.« Udo Neugebauer ergänzt: »Wir kennen uns alle schon ewig, das ist diesmal eine richtige Familienpizza!« Kredenzt wird beim Festival indes nicht Pizza, sondern Currywurst, auch vegan. Der Erlös daraus kommt erneut der Initiative Asha 21 aus Kohlberg zugute, die sich für bessere Lebensverhältnisse in Nepal einsetzt.

Umwälzung bei Dreibettzimmer

Dreibettzimmer gaben im November den Ausstieg von Gitarrist Timo Possekel bekannt, wegen Uneinigkeit über die musikalische Ausrichtung. Aus dem Punkrock herkommend, hatten Dreibettzimmer sich einen Deutschpop zwischen Gefühl, punkiger Ironie und desillusionierter Romantik erarbeitet; mal sehen, wie's nun weitergeht.

Bei Walter Subject ist die Ausrichtung klar: Die Combo steht für aufgekratzte Rockmusik, die in die Beine fährt. In den fast siebzehn Jahre ihres Bestehens hat man gelernt, elektronische Tupfer zu nutzen. Und dass die Kunst oft in der Beschränkung liegt. »Früher wollten wir oft alles reinstopfen, was geht«, erinnert sich Ruff. »Zu manchen Songs konnte man nicht mal mit dem Kopf nicken.« Heute ist ein klarer, tanzbarer Groove das Ziel – dafür ist weniger oft mehr.

Rhythmus mit Klick im Ohr

Und Präzision im Beat ist alles. Weshalb Neugebauer schon länger mit einem elektronischen Taktgeber im Ohr trommelt, einem sogenannten »Klick«. »Dagegen habe ich mich lange gewehrt«, bekennt er. Doch ohne Klick seien die Songs in der Hitze der Livesituation oft zu schnell geraten. »Für uns fühlte sich das genau richtig an, und wir haben uns gewundert, dass die Leute nicht recht ins Tanzen kamen«, erzählt Ruff. Durch den Klick ist das Tempo live dasselbe wie im Probenraum - »und plötzlich tanzten die Leute«. Die Kunst sei es, den »Klick« nicht maschinenhaft zu nutzen, sondern wie ein Gummiband. Nur so kriege man den Groove hin, erklärt Neugebauer.

Beim "Walter Who?" gibt's tanzbare Grooves in Fülle. Und neues Material. Drei Songs sind entstanden, die sich nun live bewähren müssen. Nach zwei Jahren, in denen man vor allem das letzte Album "Signals" unter die Leute brachte, wächst jetzt die Lust auf Neues. Und damit auch auf das nächste Album-Projekt. Bis genügend Material zusammen ist, kann es dauern. Jetzt kommt erst einmal das "Walter Who?-Rumble. (GEA)